»Es begab sich...«: So beginnen oft Erzählungen von Ereignissen, die viele Generationen prägten, wie insbesondere die vom Geheimnis von Weihnachten. Unter diesem Titel hat der Salzburger Musiker Josef Radauer mit dem Team vom »Salzburger HirtenAdvent« eine CD heraus gebracht.
Gleich zwei Jubiläen sind Aufhänger für diese Neuerscheinung: Heuer hätten zu 75. Mal in Salzburg Adventsingen stattgefunden. Und der Salzburger Komponist Wilhelm Kellner, der für diese Adventsingen zahlreiche Kantaten komponiert hat, wäre heuer 100 Jahre alt geworden.
»Aufgenommen haben wir schon im Frühjahr ... im Juni und zwar relativ kurzentschlossen, weil wir nach dem Lockdown dachten, dass jeder Musikant und Sänger dann im Herbst viel zu tun haben wird, wenn die Frühjahrsprojekte in den Herbst verschoben werden«, erzählt der Kontrabassist und musikalische Leiter des »Salzburger Hirtenadvents«, Josef Radauer.
Es kam ganz anders: Das große »Salzburger Adventsingen« und der von Radauer initiierte, an die bescheidenen Anfänge von 1946 und an die Tradition von Tobi und Tobias Reiser anknüpfende »Salzburger HirtenAdvent« in der Universitätsaula fielen aus. Jeder Musiker und Sänger musste seine Projekte eh um ein Jahr verschieben. »Und es wäre kaum eine Chance gewesen, diese Aufnahmen im Herbst zu machen ... also sind wir jetzt glücklich, dass wir diese CD gemacht hatten«, erzählt Radauer. So können alle Interessierten, darunter auch zahlreiche Stammgäste von der bayerischen Seite, einen Hauch vom Hirtenadvents-Zauber zu Hause erleben.
Der Tonträger enthält alle musikalischen Teile des für heuer geplanten und nun nächstes Jahr – so hoffen es alle Beteiligten – stattfindenden »HirtenAdvents«. »Es ist bewusst eine Auswahl an ,Lieblings'-Liedern und Weisen, die sich in den vergangenen 75 Jahren Adventsingen in Salzburg ergeben haben.«
Im Advent 2021 gibt es dann die Handlung dazu, die natürlich neu sein wird: »Eine Gruppe Kinder treibt sich mit Vergnügen auf dem Christkindlmarkt herum. Die Älteste von ihnen mahnt, dass sie versprochen haben, die alte Tante, die kaum mehr aus ihrer Altstadtwohnung kommt, zu besuchen. Nach anfänglichem Widerwillen schaffen sie es doch zur Tante und werden durch die Erzählkunst der alten Dame überraschenderweise immer tiefer ins Adventsgeschehen hineingezogen ... sie liest natürlich aus Waggerl-Geschichten und erzählt von Perchten (Tresterer) und Hirten«, gibt der Projektleiter gegenüber der Heimatzeitung schon einen Vorgeschmack.
Julia Gschnitzer weckt mit einfühlsam vorgetragenen Texten von Karl Heinrich Waggerl schon die Vorfreude auf nächstes Jahr. Die aufgenommenen Lieder und Weisen sind allesamt Klassiker, untrennbar mit dem Adventsinggeschehen rund um Vater und Sohn Reiser verbunden. So intoniert der Salzburger Dreigesang mit Madeleine Schwaighofer, Helene Widauer und Elisabeth Radauer mit glockenklaren Stimmen unter anderem »Halts still, Hiatabuama«. Der Ruperti Viergesang streut andächtige Lieder wie den »Engel des Herrn« und »Als Maria übers Gebirge geht« von Annette Thoma ein und das Radauer Ensemble beliebte Stücke wie die »Spinnstubenweisen« von Tobi Reiser oder eine Instrumentalfassung von seinem Lied »Es mag ned finster werdn«.
Selbstverständlich hat das Radauer-Team auch einige musikalische Schätze integriert, die Wilhelm Keller zu verdanken sind. Der HirtenAdvents-Projektchor lässt die CD, untermalt von der Stubnmusi und festlich überhöht von den Pongauer Bläsern, mit Kellers »Wölfekantate« beginnen und mit »O Jubel, o Freude« ausklingen. Keller hat auch alte Lieder so bearbeitet, dass ihre Fassungen einen bleibenden Eindruck hinterlassen, beispielsweise bei »O liaba Hauswirt mein«.
»Kellers Bedeutung ist nicht hoch genug einzuschätzen, er hatte mit seinen Kantaten das Adventsingen auf ein neues Niveau gehoben«, betont Radauer. Ein eigenes Buch anlässlich des 100. Geburtstags des Komponisten ist am 18. Dezember erschienen (Buchvorstellung folgt in einer späteren Ausgabe).
Die CD ist erhältlich unter www.hirtenadvent.at sowie im Werkstattladl von Hansl Auer in Hammerau.
Veronika Mergenthal