Liesbeth Wohrizek aus Obing, 1936 in Troppau geboren, erhielt den Preis für eine Gouache mit Acryl auf Leinwand, die heuer entstanden ist. In der Begründung heißt es: »Ausgezeichnet wird ein künstlerisches Werk, das mit seiner souveränen malerischen Gestaltung eine große Übereinstimmung von Inhalt und Form aufweist und in welchem es gelungen ist, die Gegensätze von Dynamik und Ruhe zu versöhnen.« Die Kunst von Liesbeth Wohrizek sei gegenstandslos, aber inhaltsreich und voller Bedeutung, ohne dabei abbildend oder erzählerisch zu sein, heißt es weiter. Die Malerin setze nicht auf vertraute Zeichen und eindimensionale Lesbarkeit, sondern suche die frische, immer wieder neu ansetzende, lebhafte Geste und den stimmigen, vielschichtigen Klang.
Der zweite Teil des Preises ging an Cosima Strähhuber aus Traunstein, Jahrgang 1972, für ihr »Biotop 2: Wir bauen uns ein Biotop« mit Teichbecken, Wasser und Plastiktüten gestaltet und ebenfalls heuer entstanden. »Ausgezeichnet wird eine künstlerische Arbeit, die einen konkreten Zeitbezug aufweist und gesellschaftliche Phänomene unserer Gegenwart kritisch thematisiert«, so die Begründung. Die genannte Arbeit »spielt an auf die menschlichen Sehnsüchte nach Naturerfahrungen und Schönheit, nach Ursprünglichkeit und Stille, die im herben Kontrast stehen zur gleichzeitig stattfindenden Missachtung der Natur und der Zerstörung ihrer Ressourcen«, heißt es weiter. Ironisierend und mit großem handwerklichen Können stelle die Künstlerin in ihrer Arbeit den Widerspruch dar, die Natur mit Hilfe von Industriestoffen und schwer abbaubaren Wegwerfprodukten zu reproduzieren und fordere damit den Betrachter auf, das eigene Konsumverhalten und sein Verhältnis zur Welt und zur Umwelt zu hinterfragen, so die Begründung der Jury.
Eine dreiköpfige Jury, bestehend aus Judith Bader für die Stadt Traunstein, Carsten Lewerentz für den Kunstverein und Klaus Ballerstedt als unabhängiger Kunstverständiger, wählte in diesem Jahr die Preisträgerinnen aus.
Mit herzlichen Worten und einem Blumenstrauß gratulierten der Traunsteiner Oberbürgermeister Manfred Kösterke und der Vorsitzende des Kunstvereins, Dr. Friedrich Mumm von Mallinckrodt, den beiden Preisträgerinnen unter dem lang anhaltenden Applaus der vielen Besucher.
Die Verleihung des »Roten-Reiter-Preises« für Bildende Kunst fand am Donnerstagabend bei der Eröffnung zur Jahresausstellung des Kunstvereins Traunstein statt. Der Vorsitzende erläuterte, dass der Preis nach der Künstlergruppe »Roter Reiter« benannt sei, die sich nach dem Krieg in der Region formiert habe.
Der »Rote-Reiter-Preis« soll an Künstler gehen, die im oberbayerischen oder im Salzburger Raum geboren oder beheimatet sind oder aus Traunsteins Partnerstädten Wesseling, Pinerolo, Gap oder Haywards Heath stammen. Darüber hinaus sollen Künstler die Auszeichnung erhalten, deren Werk Anregung zur Auseinandersetzung gibt, »Kunstäußerungen, die inhaltlich und ästhetisch Zeitbezüge aufweisen, neue Sehgewohnheiten hervorrufen und/oder einen experimentellen Charakter haben und damit ideell das Anliegen der 1945 in Traunstein gegründeten, progressiven Künstlergruppe weiterführen«, zitierte Oberbürgermeister Manfred Kösterke die Zielsetzung des neu geschaffenen Preises. Christiane Giesen