Die Lazy Lovers, eine jung gebliebene Formation aus dem Münchner Raum, präsentieren sich unaufgeregt. Das erwähnte Plakat vermittelt ein stückweit die Stimmung, Frontman Mike Insam bemüht sich gar nicht erst um eine lange Ansprache, er legt gleich am nostalgischen Mikro los. Der Ton stimmt, das Publikum ist erobert. Begleitet von Manni Glissmann am Kontrabass und dem Drummer Alex sowie dem kleinen, aber feinen Gitarrero Robert ist die Formation sofort auf Betriebstemperatur. Sympathisch peitschen sie vorwärts, ohne sich dabei aufzuplustern.
So sind die Songs »Dark Night« oder auch »Hop on Baby« in jenem klassischen und authentischen Stil des Rock'n'Roll gehalten, der schlicht gut zu unterhalten vermag, auch wenn er aus den Charts heutzutage längst verschwunden ist. Rockabilly, entstanden aus einer Vermischung von Rhythm & Blues und Country-Musik, steht seit Mitte der fünfziger Jahre eher für eine ländlich geprägte Musik abseits der großen Popularität. Diesem Credo bleibt die Band treu, geht es doch weniger darum große Hits abzuliefern, oder die herkömmlichen Gassenhauer zu spielen, sondern unbekannte Stücke wie »Big Bad Blues« von Carl Perkins oder »Almost« von Billy Barrix zu zelebrieren.
Immer wieder geht dem »Manni« am Kontrabass das Temperament durch, »schleudert« er sein mächtiges Instrument doch gerne quer über die Bühne, während Mr. Lazy Lover Mike seiner Stimme ganz bescheiden Nachdruck verleiht. Das stürmische »Women must be treated bad« oder auch »I'm gonna kill him«, beide Songs aus der Feder von Mike Insam, werden mit den dazu gehörenden Anekdoten angekündigt, und im Publikum hat sich schon längst das Tanzbein durchgesetzt. Endlich mal wieder ist eine Tanzfläche in der Staudacher Musikbühne verfügbar.
Nach der (etwas zu langen) Pause eröffnet die Band dann mit »Last Kiss« das letzte Set und zeigt sich von der romantischen »schmachtenden« Seite, aber nur ganz kurz. Schon geht es mit »Long blonk Hair« temporeich weiter. Einer Lokomotive ähnlich nimmt Gitarrist Robert Fahrt auf. Herrlicher Rockabilly, wunderbar stampfender Rhythmus. Apropos Rhythmus: Drummer Alex kann es ebenfalls, mit nur wenigen Trommeln entlockt er dem Schlagzeug perfekte Beats, unter anderem beim Song »Don't like playin a Game«.
Während die Tanzfläche langsam der Überfüllung zusteuert, neigt sich das Programm der Herren dem Ende zu. »Just want to«, der Titelsong der gleichnamigen neuen CD des Quartetts, oder auch der »Folsom Prison Blues« läuten das Ende ein, dem leider nur eine kleine Zugabe folgen sollte. Wie auch immer, solides musikalisches Handwerk, Begeisterungsfähigkeit gepaart mit einem guten Marketing Konzept sorgten für einen stimmigen Auftritt und boten allen Gästen einen authentischen Ausflug in die gute alte Zeit des Rock'n'Roll und Rockabilly-Sounds. Elvis hätte seine Freude gehabt. Udo Kewitsch