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»Die »Hurricanes« bei ihrem Konzert im Magazin 4 in Reichenhall. (Foto: Kewitsch)

»Pretty Woman« für die Ladies aus Inzell

So alt wie die Stones, so jung geblieben wie die Beatles – einige Jahrzehnte Bühnenerfahrung und eine Portion Übermut: das sind die »Hurricanes«, die selbst in der aktuellen Besetzung noch zwei Gründungsmitglieder (!) mit an den Start bringen.


Herbert Ringswandl und seine Jungs eröffnen den ersten von insgesamt drei Sets im ausverkauften Reichenhaller Magazin 4 gemütlich. »Devil in disguise« oder das zum Mitsingen animierende »Love me do« von den Beatles oder auch der Hit »We can work it out« waren als Warm-up zu verstehen. Es sollte besser kommen, es sollte hitziger werden und die Botschaft war spätestens mit dem letzten Song im ersten Set klar formuliert: »Come together«.

So zelebrierten die erfahrenen Musiker (Walter Veitinger, Leo Brunner, Peter Spannring, Herbert Lang) rund um Herbert Ringswandl (Gesang, Mundharmonika) die Steigerungsform von guter Laune: »Hotel California«, gefolgt von dem phantastisch gespielten »Wish you were here« war der Einstieg in die Euphorie beim – durchaus etwas älteren, aber sehr dankbaren – Publikum. Spätestens als Herbert Lang an der E-Gitarre dann Mark Knopflers »Sultans of Swing« anstrengte, sprang der Funke endgültig auf die Anwesenden über. Sogar die zwei aus Inzell angereisten 79-jährigen (!) Damen, die Walter Veitinger (Gitarre) und Leo Brunner (Drums) noch »mit Windeln kennen«, waren begeistert und meinten wörtlich »so lange es noch geht, wollen wir auch Spaß haben«. Kein Wunder also, dass Ringswandl prompt auch den Song »Pretty Women« an die am Rand sitzenden Seniorinnen richtete.

Der dritte und letzte Teil des Konzerts versprach sich dann zum Hurrikan zu entwickeln. »Cocaine«, »Jailhouse Rock«, »The Wall« und an »Tagen wie diesen« folgte ein sensationelles »Hey Joe« das Peter Spannring (Bass) noch heute an das Geschenk seines Vaters erinnert: eine rote Gibson (leider nicht das Original) gab es 1970 mit der Auflage sofort zum Friseur zu gehen. Die Spitzen wurden einen Millimeter gekürzt und »Hey Joe« eingeübt. Kein Wunder also, dass die Hurricanes an diesem Abend dem verstorbenen Jimi Hendrix eine musikalisch perfekte Huldigung entgegenbrachten.

Das schließlich unvermeidliche Finale brachte ebenfalls einige kreative Schatzstücke hervor. Ringswandl gab sich einmal mehr das obligate »Crowd Diving« und beim Ritt über die Köpfe ließ sich der bestens ausgesteuerte Sound einmal mehr genießen. Der Saal begann langsam aber sicher zu kochen. Beste Laune allerorten – der Dialog zwischen Publikum und Band war, wie man so schön sagt, im Fluss. Es war also kein Wunder, dass eine Portion Glückseligkeit im Raum lag.

»Whatever you want« von den unvergessenen Status Quo, gefolgt von der Hymne »Weit, weit weg« leitete dann das Ende ein, das viele an diesem Abend gerne noch hinausgezögert hätten. Also durfte auch das verträumte »One« von U2 nicht fehlen. Kurzum: ein tolles Konzert, beste Stimmung, ein runder Abend in »Stones- und Beatles-Stimmung«. Udo Kewitsch

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