Pfälzer HipHopper, Sitzpinkler und Zweiecksbeziehungen

In seiner neuesten Brettl-Tour präsentierte Michael Altinger im Traunsteiner NUTS wieder drei hervorragende Kabarettisten.


Altinger lästerte erst einmal gekonnt über die jüngsten politischen Ereignisse. Unter anderem zog er die Gattin des ehemaligen Bundespräsidenten, Bettina Wulff, durch den Kakao: »Ihr neues Buch wird ja zu den politischen Büchern gezählt. Das heißt also, wenn du mit einem Politiker verheiratet bist und über Ehebruch und Prostitution schreibst, dann ist das Politik. Weiter gedacht heißt das dann, wenn eine der ehemaligen Frauen von Lothar Matthäus mal ihre Memoiren schreibt, dann ist das Sport.«

Danach bat er den ersten Kollegen auf die Bühne: Christian Chako Habekost aus Rheinland-Pfalz. Er begann mit der Eröffnung, dass der HipHop eigentlich in der Pfalz erfunden wurde – »Wenn wir babbeln, dann is desch audomadisch HipHop« – und kam dann zum beliebten Comedy-Thema Männer und Frauen. Er ging auch auf die Unterschiede zwischen den Geschlechtern bei einer Krankheit ein: »Frauen sind einfach krank. Männer wollen spüren, dass sie krank sind, sie wollen jede Vire einzeln begrüßen.« Nachdem das geklärt war, sprach Habekost noch über das Älterwerden und die Weisheit der Alten: »Ältere Leute können die Vergangenheit, die Zukunft und die Gegenwart in einem Satz zusammenfassen: Des hätt's früher ned gäbbe.« Damit meinte der unter anderem Starbucks mit den exotischen Kaffeesorten: »Ich bin in den Laden gegangen und wollte eine Tasse Kaffee, der war aber aus. Es gab nur Frozen Coffee oder Latte Macchiato. Wenn du früher eine Latte wolltest, dann bist zum Baumarkt gegangen!«

Nach diesem gelungen Auftakt kam der bisher jüngste Brettl-Teilnehmer auf die Bühne: Martin Frank stammt aus dem idyllischen Dorf Hutthurm im Bayerischen Wald. Er ist erst 19 Jahre alt und nennt sein allererstes Programm »Ich pubertiere«. Betont schüchtern, betrat er mit gesenktem Blick die Bühne. »Haben Sie Vorurteile gegen 19-jährige? Vorurteile wie saufen oder fortgehen?«, fragte er und sorgte so für erste Lachsalven im Publikum. Martin Frank stellte aber gleich klar, dass das auf ihn nicht zutrifft: »Ich geh jeden Dienstag in den Kirchenchor, da hör ich dann wer gestorben ist, das reicht mir für die Woche.«

In der restlichen Zeit macht der 19-Jährige eine Ausbildung als Verwaltungsfachangestellter im Rathaus seiner 6000-Seelen-Gemeinde: »Da steppt der Bär, sag ich Ihnen, es ist mein Traumberuf! Ich könnte kotzen, aber ich denk mir immer: Martin, jeden Ersten kommt das Geld.« Auch über seine Familie gab er noch einige herrliche Details preis: »Ich leb' mit meinem Vater und Bruder in einer Männerwirtschaft auf dem Bauernhof. Mei, da ist es nicht immer so penibel sauber. Der Papa lebt nach dem Motto: Irgendwann muss der Dreck schon von alleine gehen.«

Das Thema Sitz- und Stehpinkeln kam dabei außerdem auf den Tisch: Ganz indiskret fragte Martin Frank den Herrmann aus der ersten Reihe, ob er sitze. Der konterte: »Schau meine Frau an, dann weißt du's. Ich sitz seit Jahren.« Martin Frank erzählte daraufhin von seinem Onkel Hellmut: »Ihm hat die Tante Karin das Stehpinkeln abgewöhnt, aber jetzt hat es der Onkel Hellmut an der Hüfte und da tut das Sitzen weh, deswegen steht er jetzt wieder, aber er trifft halt nicht so gut… .« Nachdem er sich noch über seinen Nebenjob, das Babysitten ausließ, schickte er das begeisterte Publikum in die Pause.

Den zweiten Teil begann wieder Michael Altinger mit einer guten Nachricht für die FC Bayern-Fans: Die Mannschaft führte zu dem Zeitpunkt nämlich beim Champions League-Spiel gegen Valencia. Mit dem Versprechen »was die beiden machen, das macht keiner« überließ er die Bühne dann dem Duo »Helge und das Udo«. Das sind der lange Kieler Helge Thun und der kurze Schwabe Udo Zepezauer. Seit zehn Jahren treffen sich zur völkerverständigenden Zweiecksbeziehung.

Zum Aufwärmen durfte sich das Publikum eine Darbietung der besonderen Art von Shakespeare wünschen. Zur Auswahl standen »Hamlet« und »Romeo und Julia«. Die Zuschauer stimmten klar für das zweite Stück. In drei Minuten reimte das Duo die Handlung des Klassikers frei interpretiert nach. Im Anschluss erklärte Helge, warum sie sich »Helge und das Udo«, statt Helge und der Udo nennen: »Udo kann Dinge, die kein Mensch kann.« Es folgten urkomische Tierimitationen von der Schildkröte bis zum Lama.

Danach entführten »Helge und das Udo« die Zuschauer in einen Western-Saloon: Sie stellten eine Unterhaltung von zwei betrunkenen Cowboys nach, komplett in Reimen (»Ich weiß was jeder denkt, doch sie haben den Hank längst gehängt. Ich hab mir fast den Hals verrenkt, doch Hank saß noch auf seinem Hengst. Aber war das auch der Hengst vom Hank?«). Zum Abschluss huldigten sie noch der deutschen liebstes Spielzeug: Auf die Musik bekannter Schlager sangen sie über Automarken: »Schuld war nur der große Rover.« – »Getrieben vom Volvo, da muss die Sicherheit wohl grenzenlos sein.« Auch vor der modernen Musik schreckten Helge und das Udo nicht zurück: »Hey, ich will so gut drauf sein, wie die Leut in Traunstein«, rappte Udo am Ende der Vorstellung.

Das Ergebnis war anhaltender Applaus und ein Publikum, das noch lachte, als das Licht längst wieder an war. fuci

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