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Die Collegia-Musica-Chiemgau unter der Leitung von Elke Burkert. Ein umjubelter Erfolg war die Welturaufführung eines Capricco für Alphorn von Rainer Bartesch. (Foto: Benekam)

Perlen der Romantik

»Alles Beethoven…oder was?«, hieß es bei dem Sinfoniekonzert in der Salzachhalle, welches die Collegia-Musica-Chiemgau e. V. (CMC) zugunsten des Sozialfonds der Stadt Laufen veranstaltete. Das im Jahr 2013 von Elke Burkert gegründete Orchester, in dem unter ihrer Leitung Profi- und Amateurmusiker Seite an Seite musizieren, veranstaltet ausschließlich Benefizkonzerte.


Ein grenzüberschreitendes Projekt in mehrerlei Hinsicht: Nicht nur, weil sich die schon arrivierten »alten Musiker-Hasen« mit noch sehr jungen studierenden Orchestermusikern für die jeweiligen Konzerte immer neu zusammentun, sondern auch im geografischen Sinn, denn die Musiker kommen aus den verschiedensten Gegenden Deutschlands und dem Ausland zusammen. Die gemeinsame Sprache, nämlich die der Musik, eint das während der nur kurzen Probenphase spürbar zusammen gewachsene Projekt-Orchester ebenso wie der gemeinschaftliche caritative Gedanke.

Für das Benefizkonzert in Laufen hat der Präsident des Bezirkstags von Oberbayern, Josef Mederer, die Schirmherrschaft übernommen. Die Werkauswahl zeigte, dass sich die Betonung des Mottos auf »…oder was«, bezog, denn von Beethoven war genau ein Werk, vielleicht als musikalischer Lockvogel, vorgesehen: Wellingtons Sieg oder die Schlacht bei Vittoria, Op. 91. Ansonsten kamen – getreu der Idee des CMC – unbekannte aber umso hörenswertere Werke selten gespielter Komponisten zu Gehör.

Ein echter Hochgenuss waren auch die kurzen, fachlich fundierten und ausgesprochen ansprechend formulierten Werkeinführungen des weltbekannten Opernproduzenten Horant H. Hohlfeld, der das Konzert wie ein Conférencier moderierte. Das erste Werk ließ die Zuhörer gleich ins Träumen kommen: »Gut geschrieben und orchestriert mit einer Begabung, wie sie selten bei Frauen zu finden ist.«, wurde die Konzertouvertüre Nr.1 von Louise Farrenc seinerzeit von einem Musikkritiker gelobt. Das fanden auch die Zuhörer in der Salzachhalle, die sich über die gelungene Interpretation, mit triumphalen Orchesterpassagen, denen lieblich-schmeichelnde Streicherstimmen gegenübergestellt waren, freuten. Für das 1834 komponierte mitreißend-stimmungsaufhellende Werk in Sonatensatzform gab es verdient kräftigen Applaus.

Das im Anschluss gespielte Werk von Max Bruch bietet virtuosen Cellisten die Chance, einmal innerhalb des Orchesters solistisch zu brillieren. Das tat Monika Gaggia im »Adagio nach keltischen Motiven für Violoncello«. Für ihre virtuose Leistung gab es nicht nur viel Applaus, sondern auch ein besonderes Lob von Hohlfeld, der ihre sensible Ausgestaltung von Bruchs Cellosatz anerkennend hervorhob. Sicherlich auch kein »Spaziergang« für das begleitende Orchester, dem Elke Burkert mit hingebungsvoller Konzentration taktvoll die Richtung wies.

Zauberhaft schöne Soli waren auch in Edward Elgars »Dream Children, op. 34« zu genießen. Bläser- und Harfenstimmen wurden in einen strahlenden Orchesterklang gebettet und geleiteten die Zuhörer in eine leidenschaftliche Traumwelt, aus der sie wiederum mit der »Tanzszene aus Königin Tamara« von Johan Halvorsen jäh herausgerissen wurden. Aus der Traum, stattdessen Tanzvergnügen pur mit orientalisch anmutenden Variationsmotiven aus sattem Orchesterklang. Das Werk assoziiert Szenen eines orientalischen Tanzfestes und bei der temperamentvollen Umsetzung durch das Orchester war Stillsitzen kaum möglich.

Vor der Pause wurde mit einer Welturaufführung der Konzerthöhepunkt kredenzt: Das »Capricco für Alphorn und Orchester« von und mit Rainer Bartesch, welches in gleich zweierlei Hinsicht ein Novum darstellte, denn ein Konzert für Alphorn und Sinfonieorchester gab es bislang noch nicht. Wunderbar variationsreich vermittelt das Werk die »Weite« einer Naturlandschaft, lässt Jagdszenen assoziieren, indem es die Alphornstimme in echohaften Austausch mit den Bläsern schickt, um sich dann wieder imposant über einem zart gewebten Klangteppich der Streicher zu beruhigen. Wie abwechslungsreiche Filmmusik, die an Ennio Morricone erinnert – berauschend und euphorisierend, optisch wie akustisch extravagant und überaus spannend.

Im zweiten Konzertteil gab es weitere romantische Schmankerl von Max Bruch, Mendelssohn-Bartholdy, Beethoven und Jose Pablo Moncayo, wobei das Orchester unter dem motivierenden Dirigat von Elke Burkert noch an Schwung und Musizierfreude zulegen konnte. Dementsprechend überschwänglich fiel auch der Schlussapplaus aus, für den die begeisterten Zuhörer prompt mit einer Zugabe belohnt wurden. Kirsten Benekam

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