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Die Skulptur »Kopf« von Margaritta Wiederholt ist aus grobem schamottierten Ton. (Foto: Giesen)

Papiercollagen wie Federn – außergewöhnliche Skulpturen

Mit einer leider nur sehr kurzzeitigen Ausstellung stellen sich zwei Künstlerinnen den Kunstinteressierten in der Region im »Wirtshaus D‘Feldwies« in Übersee bis einschließlich kommenden Mittwoch vor.


Christa Wachsmann, seit kurzem auch Mitglied des Kunstvereins Traunstein, beschäftigt sich gleichsam Zeit ihres Lebens schon mit Malerei. 1946 in München geboren und aufgewachsen gewann sie sogar mit sieben Jahren einen Malwettbewerb der Firma Rosenthal, was der Familie immerhin ein schönes Service bescherte. Später absolvierte Wachsmann eine Goldschmiedelehre, studierte Sozialpädagogik und machte später eine Zusatzausbildung als Psychoanalytikerin, womit sie sich 1991 in München selbstständig machte.

»Ich habe immer gemalt und gearbeitet«, sagt sie, das heißt – neben Familie mit zwei Söhnen und Beruf. Ihre künstlerische Ausbildung erhielt Christa Wachsmann in den 1990er Jahren in der Malakademie Worpswede, vier Jahre lang einmal monatlich bei Kreativ-Seminaren in Roggenburg, Ulm bei Peter Herwarth, später an der Sommer-Akademie in Salzburg bei Nancy Spero, New York, und zuletzt 2013 bei Peter Tomschiczek in Salzburg. Wachsmann hat seit 1998 bereits viele Gemeinschafts- und Einzelausstellungen vor allem in München und im Kreis Starnberg, beim Kulturverein Berg im Königlichen Marstall, bestritten.

In der gegenwärtigen Ausstellung in Feldwies gönnt sich die Künstlerin einen »Ausflug in die Papiercollage«, wie sie erzählt. Sämtliche gezeigten Bilder, alle ohne Titel, stammen von 2015. Oft aus Japanpapier gefertigt, aber auch anderem Papier und Karton, sind sie in unendlich vielen kleinen Papierstreifen geklebt, anschließend manchmal mit Farbe ergänzt. Einige Arbeiten, oft zum Beispiel ganz in gedecktem Weiß, wirken wie aus Federn gefertigt. Alle der meist mittelgroßen Bilder sind gerahmt, teils mit alten Rahmen und dadurch ganz besonderem Flair. Christa Wachsmann lebt seit sechs Jahren auch am Chiemsee in Arlaching bei Seebruck, wo sie sich im kürzlich erreichten Ruhestand noch mehr aufhalten und arbeiten will als vorher.

Ergänzt werden die Bilder in den großzügigen Räumen der Galerie in Feldwies durch eindrucksvolle Tonskulpturen der Künstlerin Margaritta Wiederholt. Schon öfter haben die beiden Künstlerinnen, die sich auch vom Kulturverein Berg gut kennen, miteinander ausgestellt. Margaritta Wiederholt, in Dresden und Prag aufgewachsen, lebt und arbeitet seit Jahrzehnten in Schäftlarn bei München. Sie absolvierte erst ein Dolmetscherstudium für Amerikanisch und Russisch, bevor sie die Europäische Akademie für Bildende Kunst in Trier besuchte. Aber unverkennbar in ihren Arbeiten scheint es auch zu sein, dass Wiederholt in ihrer Jugend drei Jahre lang Archäologie studiert hat – davon sind ihre außergewöhnlichen, ausdrucksstarken Skulpturen beeinflusst, die teils fast wie Ausgrabungen wirken.

Oft verwendet sie zum Beispiel alte Schriften, die in die Torsi oder hohen Wächterskulpturen eingearbeitet sind. Auch der »Turm zu Babel«, den sie immer wieder in verschiedenen Formen gestaltete, geht auf ihre Beschäftigung mit Archäologie zurück. Die Künstlerin arbeitet mit grob schamottiertem Ton, oft noch mit kleinen Steinchen darin, außerdem Oxyden verschiedener Art und wendet eine japanische Brenntechnik an. Viele ihrer Skulp-turen wirken wie aus Metall oder wie aus Marmor hergestellt, so dass man sich durch Berührung vom Material überzeugen möchte. Die besonderen, in Feldwies gezeigten Arbeiten sind ein Querschnitt aus dem Schaffen von Margaritta Wiederholt in den Jahren zwischen 1990 und 2013.

Geöffnet ist die sehenswerte Präsentation im Wirtshaus D‘Feldwies nur vom heutigen Samstag bis Mittwoch täglich von 12 bis 18 Uhr. Christiane Giesen

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