Mit einer reinen Konzertversion der einzigartigen musik-theatralischen Komödiantik von Mozarts Meisterwerk gab sich Mozartwochen-Intendant Rolando Villazón nicht zufrieden. Vielmehr erstellte er eine szenische Einrichtung, in der die Gesangssolisten ihre musikalischen Juwelen in Mimik und Körpersprache in Übereinstimmung mit Musik und Wortgehalt herzerfrischend ausagierten.
Das exzellente Ensemble sang prachtvoll, gestaltete mit großer Spielfreude rund um das auf der Bühne platzierte Orchester samt Choristen und ließ eine geschlossene szenische Produktion nicht vermissen.
András Schiff spielte die Continuo-Begleitung der Rezitative am Hammerflügel. Mit großem Elan dirigierte er seine ganz auf ihn eingestellte Cappella Andrea Barca flott und zügig, dennoch nicht übereilt, gab der Musik auch Raum zum Atmen und berücksichtigte dies auch für seine Gesangssolisten. Diese bezogen ihn kokettierend ins Spiel mit ein, was er witzig erwiderte.
Für einen Höhepunkt der Aufführung sorgte die bezaubernde Susanna von Regula Mühlemann. Die junge Schweizer Sopranistin verfügt über eine anmutige Bühnenerscheinung und eine erlesene Stimmqualität, gerundet und individuell in der Farbe, warm glänzend, tragfähig und technisch exzellent geführt. Sprühend witzig oder sensibel gefühlig, wie etwa in der feinsinnigen Rosenarie, variierte sie ihre reiche Ausdruckspalette.
Als Gräfin überraschte Christiane Karg mit stimmlichem Aplomb und ausgefeilter Diktion. Erfolgreich hat sich die einstige Mozarteum-Absolventin international etabliert und sich mit der Gräfin aus höheren Soprangefilden ins lyrischere Fach entwickelt. Zum persönlichen Höhepunkt machte sie ihre große Arie »Dove sono«.
Der Wiener Bass-Bariton Florian Boesch gab einen betont lässigen Grafen, reüssierte mit gesanglicher Flexibilität und zeigte seine Stärken in seiner Eifersuchts- und Rache-Arie »Hai giá vinta la causa«. Der Neuseeländer Julien van Mellaerts war Figaro, wendig in der Darstellung, stimmlich kernig mit kräftigem Bariton in etwas spröder Farbe. Mit ausdrucksvollem Mezzo fein differenzierend brillierte die US-Amerikanerin Angela Brower als Cherubino.
Marie McLaughlins Marzelline bewegte sich gesanglich auf sicherem Terrain. Tenorale Verve zeigte Angelo Pollak als hinterlistiger Basilio und stotternder Don Curzio. Einem köstlichen Don Bartolo und Gärtner Antonio lieh Maurizio Muraro seinen imponierenden Bass. Julia Lezhneva war als stimmkräftige Barbarina fast eine Überbesetzung.
Der Arnold-Schoenberg-Chor und die beiden Chor-Solistinnen sangen ihre Sequenzen kompetent und stimmig. Ein überaus genussvoller Abend, reich an musikalischer Schönheit, trefflich musiziert! Elisabeth Aumiller