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Ein Konzert mit der Sopranistin Anna Magdalena Auzinger und dem Lautenisten Hans Brüderl bildete den Auftakt des heurigen »Musiksommers zwischen Inn und Salzach«. (Foto: Heel)

Musikalische Perlen aus alter Zeit

Seit über 40 Jahren ist der »Musiksommer zwischen Inn und Salzach« eine feste Größe in der regionalen Konzert- und Festivallandschaft der fünf Landkreise Rosenheim, Traunstein, Mühldorf am Inn, Altötting und Berchtesgadener Land.

Und auch 2023 ist es dank der Mithilfe vieler Musikfreunde wieder gelungen, ein abwechslungsreiches Programm auf hohem Niveau zusammenzustellen. Bis zum 8. Oktober werden insgesamt noch 24 Konzerte an historisch und architektonisch bedeutsamen Spielstätten erklingen.

Den Auftakt bildete ein Konzert mit der Sopranistin Anna Magdalena Auzinger und dem Lautenisten Hans Brüderl, die unter dem Titel »Time stands still ...« im gut besuchten Atrium am Trostberger Stadtmuseum in die Welt der Renaissance und des beginnenden Barock entführten, als die Laute als »Königin der Musikinstrumente« galt. Und es vermutlich keinen berühmteren Lautenisten gab als den Engländer John Dowland (1563 bis 1626), einen Meister der sanften Melancholie, der auch mit seinen Kompositionen Maßstäbe setzte.

John Dowland war es auch, dem die beiden Künstler den ersten Teil des Abends in Trostberg widmeten, angefangen mit dem Liebeslied »Time stands still (with gazing on her face)«, dessen Poesie auch heute noch die Menschen zu berühren vermag. Vor allem dann, wenn sie derart einfühlsam interpretiert wird, mit virtuosem Lautenspiel und kristallklarer, glänzend geführter Stimme, in der sich Liebe, Schmerz und Trauer ganz unmittelbar wiederfanden.

Dies galt auch für die Handvoll Stücke von Henry Purcell (1659 bis 1695), dem wohl bedeutendsten englischen Komponisten seiner Zeit und daher auch mit dem Ehrentitel Orpheus britannicus gewürdigt. Auch hier vermochte die aus Neufelden im Mühlviertel stammende Sängerin die unterschiedlichsten Gefühle dieser empfindsamen Musiksprache des Barock wunderbar klar und differenziert zu vermitteln.

Nach der Pause standen zunächst einige Werke des italienischen Lautenisten und Komponisten Giovanni Girolamo Kapsberger (1580 bis 1651) auf dem Programm, darunter das wunderschöne Wiegenlied für das neugeborene Jesuskind »Figlio dormi« (Schlafe, mein Sohn). Wie ein frühes Stück Italo-Pop hörte sich hingegen Claudio Monteverdis (1567 bis 1643) Lied »Si dolce è‘l tormento« (So süß ist die Qual) an, das von Anna Magdalena Auzinger und Hans Brüderl so melodiös wie rhythmisch betont wiedergegeben wurde.

Mit Werken von Pietro Paolo Melli (1579 bis 1623) und Giulio Caccini (1551 bis 1618) neigte sich das mit viel Beifall aufgenommene Konzert dann dem Ende zu. Ein Konzert, bei dem die feine Musizierweise des Lautenlieds authentisch zum Leben erweckt wurde, ausgeführt von zwei großartigen Künstlern, die sich dabei perfekt ergänzten.

Wolfgang Schweiger

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