Einen wahren Schatz an musikalischen Blüten überwiegend unbekannter Komponistinnen hat Cellistin Raphaela Gromes für ihre neue CD-Einspielung ans Licht geholt.
Auf der Doppel-CD stellt sie Werke von 21 komponierenden Frauen aus neun Jahrhunderten vor. Außer Clara Schumann, Fanny Hensel, Hildegard von Bingen, Pauline Viardot-Garcia, Nadia und Lili Boulanger oder Lera Auerbach, deren hier ausgewählte Stücke feinen Zauber besitzen, sind bisher die meisten übrigen Namen kaum bekannt. Musik komponierender Frauen gehörte über Jahrhunderte in der Öffentlichkeit nicht zum Guten Ton oder war gar nicht möglich, gelangte höchstens im privaten Kreis zu Gehör und geriet nach dem Tod einer Komponistin völlig in Vergessenheit.
Raphaela Gromes bietet auf ihrer CD ein musikalisches Schatzkästchen, in dem echte Trouvaillen zu finden sind. Überdies sind die »Tre Momenti« für Cello und Streichorchester der italienischen Komponistin Matilde Capuis (1913 bis 2017) eine Weltersteinspielung. Fündig bei ihren akribischen Recherchen wurde Raphaela Gromes im Archiv »Frau und Musik« sowie im Furore Verlag. CD 1 bringt Stücke für Cello und Streichorchester mit Mitgliedern der Festival Strings Lucerne unter Leitung von Daniel Dodds. CD 2 beinhaltet Sätze für Cello und Klavier mit dem Pianisten Julian Riem, der auch eine Reihe der musikalischen Arrangements für Cello mit Orchester oder mit Klavier erstellt hat.
Raphaela Gromes ist hier nicht nur Sachwalterin unbekannter Stücke, sondern ihre Einspielung ist vor allem einmal mehr ein Glanzpunkt ihrer vielfältigen singenden Cellofarben. Sie brilliert und beeindruckt, geheimnisvoll oder machtvoll, mit einer Palette von nuanciert schillernden Instrumentalqualitäten von dunkel samtiger Tiefe bis in filigrane lichte Höhen und lässt den unterschwelligen Stimmungspegel der einzelnen Klangporträts gefühlig durchschimmern. Da gibt es Sätze mit Bezeichnungen wie wie »Romance« , »Tarantelle«, »Solitudine«, »Adoration«, »Nocturne«, »Sicilienne« oder »Postludium«, um nur einige zu nennen. Das Zusammenspiel mit Julian Riem am Klavier ist gut aufeinander eingestimmt und bringt klangliche Einheit. Auch die Passagen mit Orchester sind höchst stimmig. Bekanntes durfte nicht ganz fehlen: Henry Pucells Dido, Mozarts Susanna und Bizets Carmen kommen ebenfalls in hübschen Arrangements zu Wort. Und eine Bonus-Zugabe favorisiert Rhythmik und klingende Bildhaftigkeit von Rachel Portman, Quincey Jones und Billie Eillish.
Elisabeth Aumiller