Mit Schumanns Klavierkonzert a-Moll op. 54 zeigte sich der 16-jährige Pianist David Ebner, Student der Münchner Musikhochschule, als außerordentliche Begabung. Das Werk gilt als die Inkarnation des romantischen Geistes, orientiert sich zwar formal an der klassischen Dreisätzigkeit – Allegro, Andantino, Allegro vivace – ist aber eigentlich ein unkonventioneller melodischer Fluss von großem Fantasiereichtum. Schumann hat dem Klavierpart technische Herausforderungen nicht erspart. Aber mit Technik allein ist dem Werk nicht gedient.
Und genau darin profilierte sich David Ebner als begabter Musiker für eine vielversprechende pianistische Zukunft, dass er nicht nur seine technische Bravour vorführte. Sie floss ihm zwar mit großer Sicherheit aus den Fingern, aber er fütterte sie auch mit Ausdruck, ließ die romantischen Farben in die Phrasierung mit einfließen. Er konnte kraftvoll in die Tasten greifen, ebenso standen ihm Feinheiten, zart perlende Tonsequenzen und minimal betonte Akzente im Ausschwingen einer Phrase zu Gebote, die für das musikalische Empfinden von tragender Bedeutung sind. In der großen Kadenz brillierte er mit Fingerfertigkeit, aber auch mit lyrischen Farben, bis sich das Orchester wieder nahtlos einfädelte.
Auch wenn Schumann dem Klavier zentrale Bedeutung gegeben hat, bleibt es doch in das orchestrale Klanggeschehen eingebettet, dem der Komponist auch Träumerisches, lyrische Poesie oder fantasievoll Expressives in die Noten geschrieben hat. Das kam schön zum Ausdruck, denn die Korrespondenz zwischen Pianist und Orchester war lebendig, sich im Wechselspiel der Themen ablösend. Vor allem der Dialog zwischen Oboe, Klarinette und Klavier, teilweise auch mit den übrigen Holzbläsern, geriet anregend, gut balanciert und bereichernd. Die Zuhörer konnten sich des Dargebotenen erfreuen und quittierten mit lebhaftem Applaus, der vor allem den jungen Pianisten gebührend feierte.
Vorausgegangen war zur Einleitung die Ouvertüre zu Luigi Cherubinis Oper »Der Wasserträger«, ein Werk, das sich zwischen Klassik und Romantik bewegt, aber sich nicht wirklich stilorientiert zeigt, sondern eben ein Kind Cherubinis ist. Die Musik wirkte wie eine romantisch angehauchte Erzählung bunter Bilder. Der langsamen Einleitung folgten Violintremoli, die Celli setzten Akzente, bevor sich eine von den Bläsern eingeleitete große Steigerung aufbaute, in der Simonis der skandierten Rhythmik energische Impulse setzte. Der Komponist findet sich nicht gar so häufig in den Konzertprogrammen, wird aber von manch großem Dirigenten, wie beispielsweise Riccardo Muti, außerordentlich geschätzt.
Nach der Pause wurde es tschechisch folkloristisch. Aus Friedrich Smetanas sechs symphonischen Dichtungen »Mein Vaterland«, von denen »Die Moldau« die beliebteste ist, hat Simonis die beiden letzten Stücke »Tàbor« und »Blaník« ausgewählt. Beide stellen eine Art Programmmusik dar. Es geht um die Hussiten, die sich als Gotteskämpfer verstehen. Romantik und Poesie kommen hier weniger zu musikalischer Sprache. Vielmehr sind es kämpferischer Choral, Kriegerisches, aus der Niederlage geborene pathetische Bitternis, Marschrhythmus, stiller Schlaf mit idyllischen Einschüben und am Ende überschwänglicher Siegestaumel, die hier die musikalischen Farben vorgeben.
Die Musiker hatten Gelegenheit, sich vielfältig einzubringen: Celli und Bässe stimmten traurige Weise an, die Hörner lockten mit mahnenden Rufen, auch die Bratschen durften diesmal hervortreten und die Pauke machte kräftig ihren Standpunkt klar. Schöne polyphone Farbigkeit ließen sich die Bläser angelegen sein und für die große Steigerung zum Ende hin forderte Simonis alle Orchesterkräfte und führte dazu sogar kräftige Sprünge aus, um Triumph und Siegesmarsch ordentlich Klang werden zu lassen. Der große Applaus war Simonis und den Musikern sicher. Elisabeth Aumiller