Nach einigen Monaten ohne neue Ausstellung zeigt Carsten Lewerentz in seinem Atelierfenster in Staudach-Egerndach – der »kleinsten Galerie der Welt« – wieder eine sehenswerte Auswahl von Bildern.
Diesmal sind es Werke des seit über 50 Jahren in Wasserburg am Inn lebenden Künstlers Rainer Devens. 1938 in Breslau geboren, flohen seine Eltern nach dem Krieg 1945 mit ihm nach Bachmehring bei Wasserburg. Schon in der Kindheit malte und zeichnete er viel. Später besuchte er das Gymnasium in Wasserburg, machte eine handwerkliche Ausbildung und verdiente seinen Lebensunterhalt bei einer kaufmännischen Tätigkeit.
Ab 1972 begann er im Selbststudium als Autodidakt Bildende Kunst zu studieren, gehört seit 1982 der Künstlergemeinschaft AK Wasserburg 68 an und zeigte ab 1983 seine Arbeiten in Gruppen- und Einzelausstellungen. 2001 richtete sich Devens ein Atelier im historischen Gut Straß bei Wasserburg ein, wo er sich an der Instandhaltung beteiligte und seit Jahren immer wieder Ausstellungen veranstaltet.
Der hoch angesehene Künstler, der sich viele Jahre mit dem Thema »Haus« beschäftigte – Haus als erster und letzter Heimatort, als Schutzraum, aber auch Bühne – folgt seit langem auch seiner Faszination und Liebe zur Musik. Er verleiht mit den Mitteln der Malerei, vor allem Form und Farbe, seinem musikalischen Erleben bleibende Form. Beim Beobachten und Erleben von Musikern in Konzerten entstehen kleine spontane Skizzen.
Sie können als Grundlage seiner ausdrucksstarken Musikerporträts dienen, zum Beispiel »Eddies Night Posaune«, wo Devens einen Posaunisten darstellt, der in typischer Haltung in seiner Musik versunken ist, sodass der aufmerksame Betrachter beinahe die Musik zu hören glaubt. In der Form streng auf das Notwendigste reduziert ist der Musiker in warmen, vielen abgestuften Rottönen gehalten – lediglich das Instrument leuchtet golden. Wichtig bei Devens ist auch die Atmosphäre, die Stimmung, in der sich die Erinnerung des Hörerlebnisses dauerhaft spiegelt.
Eine weitere Weise, dem Gehörten nachzuspüren, ist es für den Künstler, zu einem bestimmten Musikstück wie dem »Bolero« von Ravel, oder zur Atmosphäre eines Konzertabends, eines Komponisten oder der Instrumentierung einer »Jamsession« malerische Formen zu finden. So entdeckt Rainer Devens immer wieder neue gegenständlich, ungegenständlich oder abstrakt gemalte Assoziationen und Betrachtungsweisen zu der von ihm erlebten Musik. Sicher nicht für jeden Betrachter gleichermaßen nachvollziehbar, doch immer wieder neu und spannend bleibt diese in Bildern festgehaltene »Musik für die Augen«, ob Jazz, Brass, Chor, Streichquartett oder Klavier…
Die Ausstellung im Atelierfenster ist in der stillen Zeit der Pandemie und über die Feiertage ins neue Jahr hinein bis Sonntag, 17. Januar, zu sehen. Bei Einbruch der Dunkelheit ist das Atelierfenster geöffnet. Es liegt ein kleines Heft aus, in dem die Besucher gebeten werden, ihre Eindrücke und Gedanken zur Ausstellung zu schreiben.
Christiane Giesen