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Die Salzburger Oboistin Isabella Unterer und Dirgent Matthias Linke. (Foto: Kaiser)

Mozart und Zeitgenossen

Drei Komponisten aus der interessanten und aufregenden Epoche zwischen Vorklassik und (Wiener) Klassik prägten das Programm des Herbstkonzertes, das das Chiemgau-Orchester im Großen Kursaal zu Prien vorstellte.


Am Beginn stand die Sinfonie in Es-Dur, die Nr. 3 der Sechserserie von dreisätzigen Sinfonien des op. 3 von Johann Christian Bach (1735-1782), der mit seinen rund 60 Sinfonien und 40 Instrumentalkonzerten die Entwicklung zur Hochklassik wesentlich beeinflusste. 1764 musizierte bei einem Londoner Aufenthalt der Mozarts der 8-jährige Wolfgang Amadeus mit ihm, und Vater Mozart musste seinem tief beeindruckten Junior diesen Komponisten als Vorbild wohl nicht zweimal empfehlen.

Aus fröhlicher Grundstimmung heraus begann das Chiemgau-Orchester unter dem sicheren, zwingende Impulse setzenden Dirigat von Matthias Linke Johann Christian Bachs Sinfonie mit einem Allegro di molto in schönem Schwung, musizierte das wohlklingende Andante liebevoll aus und machte beim tänzerisch beschwingten Schluss-Allegro mit fein herausgearbeiteten Steigerungen den hohen Wert dieser eleganten Musik deutlich.

Der in Mannheim geborene Ludwig August Lebrun (1752-1790) trat bereits als 12-Jähriger mit dem Mannheimer Hoforchester als Oboist auf; drei Jahre später wurde er dessen vollwertiges Mitglied. Wieder elf Jahre danach heiratete er Franziska Danzi, die Schwester von Franz Danzi. Mit ihr, einer der herausragenden Sängerinnen ihrer Zeit, reiste er durch ganz Europa; als vokal-instrumentales Duo wurden sie gefeiert. Ein Zeitgenosse berichtet, man habe oft nicht unterscheiden können, wer von beiden gerade die erste oder zweite Stimme führte.

Die Solooboe in Lebruns Konzert für Oboe und Orchester Nr. 1 d-Moll lag in den Händen von Isabella Unterer, seit 1998 Solooboistin des Salzburger Mozarteumorchesters. Nach einem dramatischen Orchestervorspiel im 1. Satz meldete sie sich in klar-souveränem Ton mit einem wehmütigen, sehnsüchtigen Thema, das sie dann doch mit reichen Verzierungen versah. Im »Grazioso« ließ sie sanfte Melodien strömen, veredelte es, wie schon den 1. Satz, mit einer durchdachten und meisterlich musizierten Kadenz. Der im Gegensatz dazu geradezu neckische und aufmüpfige 3. Satz gefiel durch ein vergnügtes musikalisches Miteinander von Solistin und Orchester.

Die Sinfonie Nr. 33 B-Dur KV 319 komponierte Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) im Jahre 1779 noch in Salzburg, gemäß dem dortigen Geschmack in drei Sätzen, schob aber später für Aufführungen in Wien ein äußerst kurzes Menuetto nach. Doch weist KV 319 schon auf die Wiener Meisterwerke voraus. Die Sinfonie wirkt anmutig und unbeschwert, verlangte aber trotzdem (oder vielleicht gerade deshalb) dem Chiemgau-Orchester alles ab.

In passendem, flüssigem Tempo kam der 1. Satz; der zweite, sehr sensibel und diffizil in seiner Schlichtheit, brachte einen erfreulichen Holzbläserteil. Kurz, aber frisch und angriffslustig, mit einem ländlerhaften Trio war das Menuetto, schwungvoll, mit einer durchgehenden Kraft, wartete der Schlusssatz auf. Als Dank für den reichen Beifall legten Dirigent und Orchester den Ungarischen Tanz Nr. 6 D-Dur von Johannes Brahms auf – das Publikum wollte ihn unbedingt noch einmal hören! Engelbert Kaiser

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