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Michael Altinger (links) präsentierte unglaubliche Wahrheiten und echte Lügen im NUTS. Andreas Rother begleitete ihn an der Gitarre. (Foto: Heel)

Mit viel Lust am Fabulieren

Wahre und erfundene Geschichten hat der Kabarettist Michael Altinger bei seiner Lesung in der voll besetzten Traunsteiner Kulturfabrik NUTS präsentiert, wo er sein Weihnachtsbuch »Auch das Christkind muss dran glauben« vorgestellt hat. »Ein total verlogenes, autobiografisches Werk«, wie der Autor selbst bekannte, in dem sich unglaubliche Wahrheiten mit echten Lügen mischen, das aber dennoch als Lebenshilfe für alle Krisen rund um das Fest der Liebe dienen könnte. Begleitet wurde er dabei von Andreas Rother an der Gitarre, der mit bluesig-weihnachtlichen Klängen für die passende musikalische Untermalung sorgte.


Wie die meisten Kinder hatte auch Michael Altinger einen Heidenrespekt vor dem Nikolaus, hieß es doch das ganze Jahr über: »Huhh, wenn das der Nikolaus hört. Dem seine Engelein schreiben sich alles auf. Huhh.« Zumal er der festen Überzeugung war, dass der Nikolaus eine Kettensäge dabei hat, mit der er die Wohnungseinrichtung zerlegen würde. Oder woher sonst käme das berühmte Weihnachtslied » Alle Jahre wieder, kommt der Nikolaus, kehrt mit seinen Sägen, ein in jedes Haus«? Ein schreckliches Trauma, das sich bis in sein 17. Lebensjahr zog. Da gab er nämlich für die Jugendabteilung des TSV Strunzenöd selbst den Nikolaus und sollte die 84 von den Trainern verfassten Gedichte (für jeden Spieler eins) vortragen. Die schrieb er, da schlecht gereimt, alle ausgiebig um, aber »niemand erkannte den Goethe in meiner Lyrik«, sodass die Trainer mit Gewaltandrohungen für Ruhe sorgen mussten.

Für seine Söhne sollte der Nikolaus aber ein netter Zeitgenosse sein, weswegen er einen jungen Mann von der katholischen Landjugend für den Job engagierte – der jedoch furchtbar nervös war und schließlich aufs Klo flüchtete, sodass Michael Altinger seine Gedichte dann doch wieder selbst vortragen musste, wobei ihm wieder einmal niemand zuhören wollte.

Nicht minder lustig waren anschließend seine Erzählungen rund um Weihnachten, bei denen die Zuhörer aus dem Lachen (und manchem Wiedererkennen) kaum herausfanden. Zum Beispiel passierte auch den Altingers, was sonst »nur den Dummen, den Unvorsichtigen, den besoffenen Assis passiert«: ihr Christbaum brannte! Nur gut, dass Michael Altingers Bruder die Flammen mit der Decke vom Sofa unverzüglich ersticken konnte. Altinger selbst brauchte nämlich eine Viertelstunde, bis er mit einem Eimer Wasser aus der Garage zurück war.

Noch dramatischer verlief ein Sportunfall, den er mal am 28. Dezember hatte. Da ging er joggen mit dem Vorsatz, fürs neue Jahr »jeden Tag zehn bis 15 Kilometer – und dann langsam steigern«. Kollabiert und dem Tode nahe hörte er schon, wie seine Frau am Handy verschiedene Bestatterpreise verglich, die ihm wenig später auch den Grund für seinen Zusammenbruch verriet: »Ich hab dir gesagt, dass du es bitter bereuen wirst, wenn du mit zwei Hanteln joggst.«

Mit der fantasievollen Schilderung eines plötzlichen Liebesanfalls, der seiner Frau seinen Gebissabdruck auf der Nase und ein lädiertes Ohrläppchen bescherte, neigt sich der Reigen seiner äußerst vergnüglichen Geschichten dann dem Ende zu. Eine Lesung, geprägt von Michael Altingers Lust am Fabulieren und seiner launigen Präsenz als Kabarettist, mit der er sein Publikum durchgehend zu fesseln und zu Lachtränen reizen vermochte.

Wolfgang Schweiger

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