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Begeisterten Applaus spendete das Traunsteiner Publikum dem Zemlinsky Quartett. (Foto: Aumiller)

Mit der »Königsdisziplin« die Zuhörer bezaubert

Im Kunstraum Klosterkirche wurde am Ende des vierten Konzerts im Rahmen der Traunsteiner Sommerkonzerte das Prager Zemlinsky Quartett mit prasselndem Applaus, durchsetzt mit Bravorufen, begeistert gefeiert. Jeder der vier tschechischen Musiker bekam eine Sonnenblume überreicht. Das Quartett hat die Zuhörer mit erlesenem Hörgenuss beglückt. Werke von Franz Xaver Richter, Antonín Dvoˇrák und Leo Janáˇcek kamen zu Gehör.


Das Spiel der Musiker zeichnete sich durch große Sensibilität und Transparenz, durch ein Zusammenspiel von Homogenität, Klangbalance und Eleganz aus. Sie wussten Spannung zu erzeugen mit einer fast selbstverständlich wirkenden Leichtigkeit in teilweise tänzerischer Anmut, bei gleichzeitig in die Tiefe reichender Ausdruckskraft der romantischen Gefühlswelt. Ihre besondere Kompetenz für die Komponisten ihrer Heimat stellten sie beglückend unter Beweis.

Als Überraschung erwies sich das Streichquartett C-Dur op. 5. Nr. 1 aus dem Jahr 1768 des aus Mähren stammenden, heute eher wenig bekannten Komponisten Franz Xaver Richter. Das dreisätzige Quartett beeindruckte als liebenswertes Werk voller Anmut und Grazie. Sein Melodienreichtum bewegte sich in wiegendem Fließen. Es hinterließ beim Zuhörer die starke Empfindung, den Komponisten gültig neben Haydn einordnen zu können. Der 1709 geborene Richter ging Mitte des 18. Jahrhunderts nach Mannheim und als Kapellmeister ans Straßburger Münster. Er gilt als Vertreter der Mannheimer Schule und Komponist von zahlreichen Kammermusikwerken.

Mit Leo Janáˇceks 1. Streichquartett »Kreutzersonate« aus dem Jahr 1923 stellten die Musiker ein expressives viersätziges Stück vor, das sich ebenso als willkommene Bereicherung zeigte. Als eine Art Programmmusik griff Janáˇceks das Thema von Leo Tolstois gleichnamiger Erzählung auf und schrieb damit eine aufregende Hommage an den großen Romancier. Das Zemlinsky Quartett ist berufener Interpret für die Vielschichtigkeit des musikalischen Ausdrucks in der farbigen Melodik von Janáˇceks originärer und charakteristischer Klangsprache. Feinfühligkeit und Expressivität waren hier keine Gegner, sondern gingen eine Symbiose von starker Wirkung ein.

Großes Gefühl romantischer Prägung zeichnet den Adagio- und Cantabilesatz »Waldesruh« op. 68 Nr. 5 für Violoncello und Klavier von Antonín Dvoˇrák aus. In meditativer Ruhe und Tiefe gestalteten der Cellist Vladimir Fortin und der Pianist Martin Kasik dieses wunderschöne Stück und machten es zur seelischen Streicheleinheit.

Als Höhe- und Schlusspunkt folgte Dvoˇráks Streichquartett G-Dur Nr. 13 op. 106 von 1895. Die Gattung Streichquartett gilt allgemein als Königsdisziplin, als anspruchsvollstes Musikgenre. Das Publikum an diesem Traunsteiner Abend setzte sich offensichtlich aus Kennern und Liebhabern dieser Königsklasse zusammen. Die konzentrierte Aufmerksamkeit des Zuhörens ebenso wie der frenetische Beifall bestätigten dies.

Wie Vogelgezwitscher und Naturlaute durchzogen die Themen in singender Melodik das Eingangsallegro des Dvoˇrákquartetts und tauchten auch im Finale wieder als Zitate auf. In feierlicher Ernsthaftigkeit näherte sich das Adagio tiefer Empfindung, wartete aber auch mit dynamischen Steigerungen auf. Geheimnisvoll, dann wieder tänzerisch leicht, voller Idylle ebenso wie mit fröhlichem Überschwang spielten die Streicher und beeindruckten als ein Ensemble, das so minutiös aufeinander einging, dass die vier Instrumente zu einem Zusammenklingen verschmolzen, das ein Ergebnis von einem einzigen Gesamtklang suggerierte. Der musikalische Ausdruck des Werkes, der Dienst am Komponisten stand bei ihnen hörbar voll im Vordergrund vor der instrumentalen Profilierung jedes Einzelnen. Teils spielten sie mit Dämpfer um der Zartheit willen, was dann in der Aufhebung dem Kontrast umso mehr Brillanz verlieh. Die Farben ihrer klanglichen Heimat waren ihnen sowieso inhärent.

Mit zwei brillanten Zugaben quittierten sie die Begeisterung der Zuhörer: einem Satz aus Dvoˇráks amerikanischem Streichquartett und Josef Suks zauberische Barcarole. Elisabeth Aumiller

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