Selber Mutter von zwei kleinen Mädchen, weiß sie, was Kinder brauchen, um ein Konzert genießen zu können. Und auch in ihren Konzerten für die »Großen« ist es ihr immer wieder ein Anliegen, die Harfe samt der Musik den Menschen durch kurze, heitere Erläuterungen näher zu bringen. Diesmal standen allerdings neben dem Instrument die verschiedenen Länder der Welt mit ihren unterschiedlichen Stilrichtungen im Mittelpunkt. Ein flotter Galopp durch die Kontinente – nein, um genau zu sein, es war ein Flug, denn die Harfe stand auf einem fliegenden Teppich. Auf ihn lud Silke Aichhorn die rund 30 Kinder, die mit ihren Eltern und Verwandten in die alte Schule in Ruhpolding gekommen waren, immer wieder in kleinen Gruppen ein, um mit ihnen um die Welt zu fliegen.
Ein Mitmachkonzert mit Schatzkiste und einem großen, aufblasbaren Globus. Tochter Amelie assistierte. Denn es gab einiges zu tun: Die Schatzkiste war prall gefüllt mit geräuscherzeugenden Dingen aller Art, von der Rassel bis zum Eierschneider. Hier durften sich 0 Kinder vor jeder neuen Reise etwas aussuchen, um den Flug effektvoll zu untermalen. Ein kleines, wiederkehrendes Ritual, wie Kinder es besonders gerne mögen. Und so fanden sich auch mühelos immer wieder kleine Dirigenten und Musiker zu diesem Orchester mal ganz anderer Art zusammen.
»Welches Land hat die Harfe auf seiner Flagge?« wollte die Harfenistin wissen, die forsch den roten Faden durch ihr Programm in der Hand hatte. Irland natürlich – hier half ein Papa aus. Passend dazu gab's »Greensleeves« auf der Harfe. Die tschechische Fahne allerdings erkannte der kleine Andi sofort voll Stolz. Und was für eine Musik hatte die Musikerin stellvertretend für das benachbarte Land ausgewählt? Die Kinder kamen tatsächlich von selber drauf, denn wer kennt sie nicht, die »Moldau« von Smetana! Silke Aichhorn wählte eine gekürzte Fassung – da hörte man doch hier und da ein leises »Schade«, denn gerne schwelgten auch die Erwachsenen in den fließenden Läufen dahin. Doch dieses Konzert orientierte sich eben an dem Auffassungsvermögen der kleinen Zuschauer.
Natürlich dufte auch Mozart als Vertreter seines Heimatlandes Österreich nicht fehlen, sein kurzer, schwungvoller »Butterbrotwalzer« mit vielen Glissandi begeisterte Groß und Klein. Aber auch exotische Länder wie Afrika oder Brasilien waren Stationen der Reise. »Im Kongo werden die Harfen aus Kürbissen gebaut. Ganz billig, bei uns dagegen kostet eine Harfe so viel wie ein Auto«, erzählte die Musikerin in ihrem langen blauen Prinzessinnenkleid den staunenden Kindern. Klassische Garderobe gehört eben auch zu einem richtigen Konzert. Und sie lud alle Zuschauer ein, die eigene Musikalität mit einem Klatschkanon zur Harfenuntermalung unter Beweis zu stellen.
Nach Japan ging's in einem ganz leisen Flug über den Stillen Ozean – das Kinderorchester war voller Konzentration dabei. Mutige waren gefragt beim weiten Flug nach Russland: Dort wartete Tschaikowsky mit seinem »Blumenwalzer« aus dem »Nussknacker«-Ballett.
Ein buntes Programm, das nicht nur die Vielseitigkeit der Harfe aufzeigte, sondern vor allem die der Musik und einen kompakten Einblick ins Weltgeschehen lieferte. Nach einer knappen Stunde landete man wieder sanft in der Heimat. Stilgerecht mit einem bayerischen Landler. Petra Plützer