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Musizieren mit Verve, Delikatesse und Ensemble-Kultur: Emesi Badi am Flügel, Marius Birtea an der Klarinette und Cellistin Madeleine Douçot. (Kontrabassist Max Spann blättert um.) (Foto: Janoschka)

Ménage à trois bei ARTS in Traunstein

Das junge Trio Tempora, bestehend aus Klarinette, Klavier und Violoncello, war zu Gast im Pfarrsaal von St. Oswald, da die Klosterkirche wegen Nachreparaturen noch nicht zur Verfügung stand, wie Sigrid Ackermann, Vorsitzende der Kulturfördervereinigung »ARTS« informierte.


Die Musiker beendeten hier ihre Konzertreise, die sie mit sieben Konzerten in einer Woche nach Berlin, Göttingen, Hamburg und einige andere deutsche Städte geführt hatte. Marius Birtea aus Rumänien an der Klarinette und Pianistin Emese Badi aus Ungarn haben ihr Konzertdiplom schon seit zwei Jahren in der Tasche, Cellistin Madeleine Douçot aus Paris studiert noch am Mozarteum in Salzburg, wo alle drei zur Zeit wohnen und seit zwei Jahren zusammen musizieren. In den Trios von Max Bruch (1838 bis 1920), Michail Glinka (1804 bis 1857) und Nino Rota (1911 bis 1979), die sie in Eigenarbeit einstudiert haben, zeigten sie Virtuosität, Feinsinn, Gestaltungskraft und Klangschönheit. Besonders fiel auf, wie gut sie aufeinander hörten und reagierten.

In den »Acht Stücken für Klarinette, Cello und Klavier«, op. 83 von Max Bruch zeigte das Trio im Wechsel der Tempi und der gegenseitigen Dialogkonstellationen Einfühlungsvermögen und Aussagekraft. Bruch schrieb manchmal den Wechsel von der A- zur B-Klarinette vor, deren Stimmungen sich um einen Halbton unterscheiden. Dadurch erreichte er bereits in der Kompositionsanlage unterschiedliche Klangfarben, die Marius Birtea durch seine Interpretation noch ausbaute. Das Klavier schäumte zeitweise über vor Virtuosität und verbreitete ein wild sprudelndes Klanggewebe, in das sich die Klarinette und die bewusst durchdachte Cello-Linie einfügten. Zwei der Stücke haben nicht nur Tempoangaben, sondern auch inhaltsbezogene Titel, wie »Rumänische Melodie« oder »Nachtgesang«, deren charakteristische Klangbilder beim Zuhören Assoziationen hervorriefen. Es ist, als habe Bruch in diesen acht Stücken alle Kombinations- und Variationsmöglichkeiten ausgelotet, die kompositorisch durch die verschiedenen Parameter, wie etwa Tempo, Dynamik, Rhythmik, Melodik, Tonart und Metrum, möglich waren. Und genau diese musikalische Intention Bruchs machte das Trio dem Zuhörer interpretatorisch erfahrbar.

Von Italien beeinflusst

Auch das »Trio pathétique« für Klarinette, Cello und Klavier in d-Moll von Michail Glinka mit den Sätzen »Allegro moderato, Scherzo vivacissimo, Largo und Allegro con Spirito« gab dem Trio Gelegenheit, alle Register seines Könnens zu zeigen. Den Humor im zweiten Satz »Scherzo« ließen sie ebenso aufblitzen wie die spannungsgeladene Leidenschaft in den anderen Sätzen, die in ihrer Verzweiflung bisweilen sogar noch über die italienische Oper hinausging, von der Glinka durch seinen Italienaufenthalt beeinflusst wurde. Dieses Pathos kam zum Beispiel durch die, von Birtea tief empfundene Klarinettenkantilene im langsamen Satz zum Ausdruck. Die ersten drei Sätze flossen ineinander über, und nur vor dem letzten Satz gab es eine Pause in den musikalischen Gefühlswallungen, bevor das Finale quasi in einer Zusammenfassung alles zu einem majestätischen Ausklang brachte.

Die innige Beziehung zwischen Klarinette und Cello im Klarinetten-Trio des bekannten Filmmusik-Komponisten Nino Rota konnte sich hier auch besonders in deren solistischen Teilen ohne Klavier zeigen. Dieses »Trio pathétique« blickt zwar auf die Musik des 19. Jahrhunderts zurück, ist aber keinesfalls altmodisch, sondern eher zeitlos. Präzise, die gesanglichen Linien den rhythmisch prägnanten Strukturen gegenüberstellend, entwickelte das Trio in seiner Darbietung eine Delikatesse mit Klang- und Ensemblekultur, wobei die Originalität und der (Spiel-)Witz des Werkes beredt durchschienen.

Vor der fulminanten, ohrwurmverdächtigen Zugabe – einige Variationen aus Ludwig van Beethovens (1770 bis 1827) »Gassenhauer Trio« in B-Dur op. 11 – dankte das Vorstandsmitglied von ARTS, Patrick Pföß, den Musikern für die wunderbare Musik und den Besuchern fürs Kommen. Die Zuhörer zeigten sich nach dem Konzert sehr interessiert an der musikalischen Arbeit des Trios, das gerne bereit war, alle Fragen zu beantworten.

Brigitte Janoschka

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