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Das Collegium Vocale der Salzburger Bachgesellschaft unter Albert Hartinger zu Gast in Marienberg. (Foto: Hans Gärtner)

Marienlob aus Mozarts Mund

Ganz nah an die Salzach rückte der diesjährige Musiksommer zwischen Inn und Salzach, der mit einem erfrischenden Kirchenkonzert in der aufs Schönste renovierten uralten Wallfahrtskirche von Marienberg seinen Abschluss fand. Schade, dass er schon vorbei ist, der Sommer – der Musiksommer zumal, der so manchem Zuhörer Herz und Sinn für werthaltige Klänge öffnen konnte. Diese »Bilanz«, die das »Konto« des Fördervereins der »Freunde« ziert (Vorsitzender: Albert Scharf, Ehrenpräsident: Wolfgang Sawallisch), ist mehr wert als eine randvoll gefüllte Kasse des Schatzmeisters. Dennoch: Die seit gut 35 Jahren bestehende Einrichtung braucht jegliche Unterstützung, neben der ideellen auch die reelle. Schon mit 20 Euro Jahresbeitrag schreibt man sich in die Annalen des Musiksommers ein. Im Landratsamt Traunstein kriegen Interessenten per Telefonanruf unter 0861/58324 gern Auskunft.


Die hohe Akzeptanz der Konzerte, die an den reizvollsten Stätten zu erleben sind, die die Gegend zwischen Chiemgauer Bergen und Inn-Salzach-Mündung bietet, war allein an der voll besetzten Marienberger Kirche ablesbar. Albert Hartinger war mit seinem Collegium Vocale der Salzburger Bachgesellschaft (13 erlesenen Stimmen) und dem Salzburger Barockensemble (7 Musikern mit Originalinstrumenten) angereist. Er setzte in Marienberg den glanzvollen Schlusspunkt des Musiksommers und gab zugleich das Startzeichen seines Salzburger Kulturherbstes, der diesmal die musikalischen Einflüsse auf den jungen W. A. Mozart beleuchtet.

Neben Vater Leopold waren das nach Albert Hartinger J. E. Eberlin und Michael Haydn, auf dessen Kompositionen »Wolferls« Werke fußten. Die »Quellen der Inspiration« leugnete weder er selbst noch kann sie die Forschung übersehen. So speiste sich die in München 1775 uraufgeführte Oper »La finta giardiniera« aus Eberlins Offertorium zum 3. Advent »Benedixisti Domine« wie Impromptus Leopold Mozarts mit den »Litaniae Lauretanae« aus »Wolferls« Feder stellenweise übereinstimmen.

Wer die Werke mit diesen von Albert Hartinger verdienstvoll gegebenen Voraus-Infos – in der werkgerechten, schlackenlosen Wiedergabe durch den kleinen, solistisch besetzten Chor und die Könnerschaft der Instrumentalisten – aufnahm, kam wohl selbst auf eine weitere Kongruenz, nämlich die zwischen der gehörten Musik und der Kirchenarchitektur. Bei der Weihe der Marienberger Kirche 1764 war W. A. Mozart acht Jahre jung. Gespielt hat er hier nie, auch keines seiner Werke ist mit Marienberg verbunden – wohl nicht nur zum Bedauern des Pfarrherrn Aicher.

In W. A. Mozarts – gewiss oft aufgeführter, populär gewordener – »Spatzenmesse« baute Albert Hartinger, zweifellos mit Bedacht, zwei »Einfluss«-Stücke ein: Michael Haydns »Ave Maria« und Leopold Mozarts »Beata es Virgo Maria«. So fand das Marienlob aus Mozarts Mund auch eine theologisch begründete Ergänzung.

Wie schon in den der »Spatzenmesse« vorgeschalteten Stücken – J. E. Eberlins einziges je gedrucktes Opus, die 1747 komponierte Toccata Tertia, stimmte feierlich auf alles Folgende ein – erfreute meisterhaft gebotenes Vokales und Instrumentales das Herz eines jeden Freundes geistlicher Musik. Nichts gegen den unentwegten Einsatz der erlesenen Stimmen – aber vielleicht hätten die Missa-«Einsprengsel« zu Graduale und Offertorium besser durch rein Instrumentales, etwa eine der zahlreichen Kirchensonaten Mozarts, ersetzt werden sollen. Freilich: dann wäre Hartingers Konzept nicht ganz aufgegangen. Es war schon gut so, wie er, der Kenner, entschieden hatte. Er scheint ein Faible für Michael Haydn zu haben; bot er doch als Zugabe, a cappella, dessen flehentliches »Salve Regina«. Und setzte damit dem Marienlob noch eins drauf. Diesmal von einem, der Mozart den Weg wies. Hans Gärtner

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