Bildtext einblenden
Der Überseer Arbeitskreis Ortsgeschichte mit (von links) Annemarie Kneissl-Metz, Dr. Martin Metz, Dr. Birgit Ewald, Christine Nüsseler, Wolfgang Pichler, Gabriele Gschwendner und Gerhard Waschin. (Foto: Wolfgang Gasser)

Malerdorf Übersee-Feldwies literarisch verewigt

Überwältigend groß war das Interesse an der Ausstellung »Malerdorf Übersee-Feldwies – Malerei und Kunst in schwieriger Zeit: 1918-1955« in der Galerie des Wirtshauses d'Feldwies im April dieses Jahres: Mehr als 1700 Besucher waren zum Teil von weit her angereist.

Das veranlasste den Überseer Arbeitskreis Ortsgeschichte, seine Forschungsergebnisse zu den überwiegend akademisch ausgebildeten Künstlern und Künstlerinnen, die von 1918 bis 1955 in Übersee-Feldwies wohnten und Werke schufen, nun auch in Buchform vorzustellen. Auf 128 Seiten listet der aufwendig gestaltete Bildband von Arnold Balwé bis Wolfgang Zeller insgesamt 53 Malerpersönlichkeiten auf.

Zu jedem Künstler haben die Autoren des Buchs – die Mitglieder des AK Ortgeschichte unter Ortsheimatpflegerin Annemarie Kneissl-Metz und verstärkt durch Beiträge von Nina und Katrin Gebhardt-Seele, Julia Geiger und Carsten Lewerentz – Wissenswertes zu Lebensgeschichte und künstlerischem Gesamtwerk zusammengetragen. Fotograf Wolfgang Gasser erstellte dazu wunderschöne Fotos zu den gezeigten Gemälden, Aquarellen und Skulpturen, Hans Vodermeier übernahm das Layout von Texten und Bildern.

Bei einer festlichen Veranstaltung in der Galerie des Wirtshauses d'Feldwies stellte Annemarie Kneissl-Metz nun das Werk einer sehr großen Zahl Interessierter aus Nah und Fern vor und erzählte, wie die Autoren das oft schon in Vergessenheit geratene Wissen über das Malerdorf in nur sechs Monaten Forschungsarbeit zusammengetragen haben: in zahlreichen Gesprächen mit Angehörigen der Künstler, mit vielfältigen Recherchen in Archiven, Galerien und Museen, durch die Lektüre der Sekundärliteratur, durch detektivisches Aufspüren von Originalgemälden – die weitaus meisten davon in Privatbesitz.

Besonders erfreut zeigte sich die Ortsheimatpflegerin darüber, dass bei der Buchpräsentation Angehörige von nicht wenigen der im Buch erwähnten Künstlerpersönlichkeiten anwesend waren, so zum Beispiel mit Manfred von Rauhecker der Sohn von Alfred von Rauhecker, Frieda Lohwieser als Tochter von Karl Mötsch, Michaela Haslberger als Tochter von Walter Brendel und Thomas Diepold als Sohn von Anton Diepold sowie zahlreiche Enkel- und Urenkelkinder der Überseer Künstler.

Übersees Vizebürgermeisterin Margarete Winnichner gratulierte im Namen der politischen Gemeinde Annemarie Kneissl-Metz und ihrem Arbeitskreis herzlich zu dem gelungenen Bildband und würdigte die engagierte Forschungsarbeit aller Beteiligten. Besonders beeindruckt habe sie in der Arbeit, sagte Winnichner, der Artikel über die 13 Künstlerinnen, deren Lebenswerk meist hinter dem der Männer zurücktreten musste. Sie schlug vor, in Zukunft bei der Vergabe neuer Straßennamen in Übersee diese Künstlerinnen zu berücksichtigen.

Ein besonderes Geschenk zur Buchpräsentation überbrachte Benedikt Landenhammer aus der Feldwies, ein Urgroßneffe des Überseer Malers Max Steinleitner. Er hatte sein Instrumentaltrio mitgebracht, das auf einer diatonischen Ziach, einer Harfe und einer Bassklarinette fein aufeinander abgestimmt hinreißend schöne Melodien aus dem bayerischen Volksmusikgut spielte.

Abgerundet wurde die Buchvorstellung durch einen kleinen Film, den Karl-Heinz Oberndörfer von der Kunstausstellung im April gedreht hatte. Die Präsentation fand in der laufenden Ausstellung »Abenteuer Kunst« von Reiner Schöniger statt, der die Maltradition mit seinen Werken in der Gegenwart fortsetzt. Der nun vorliegende Ausstellungskatalog setzt der Malerkolonie Übersee-Feldwies ein bleibendes Denkmal und erinnert dauerhaft an dieses reiche Erbe des Dorfes. Mit Recht muss man wohl ab jetzt Übersee-Feldwies in einem Atemzug mit den bisher schon bekannten Künstlerkolonien Worpswede, Murnau und Dachau nennen.

MM

Mehr aus Kultur aus der Region