Märchenballett erfreut Jung und Alt

Klassisches Ballett hat eine lange und berühmte Tradition in Russland. Aus den zahlreichen Ballettschulen des Landes gehen immer wieder erstklassig geschulte Tänzerinnen und Tänzer hervor. Sie wandeln auf den Spuren der großen internationalen Ballettstars, deren größte Namen meist russischer Provenienz waren.


Hassan Usmanov, der künstlerische Leiter des Tournee-Ensembles, das im Theater im Kurgastzentrum Bad Reichenhall gastierte, hat 2004 in Moskau das »Klassische Russische Ballett« gegründet. Es setzt sich aus Tänzerinnen und Tänzern der renommierten Ballettschulen Russlands zusammen, die auf ihren Tourneen internationale Erfolge ernten.

Eines der beliebtesten Handlungsballetts, für »Kinder von 8 bis 88«, ist Peter I. Tschaikowskys »Der Nussknacker«, dessen Libretto auf einer Erzählung von E.T.A Hoffmann basiert. Es wird vielerorts nach wie vor in der überlieferten Choreografie von Marius Petipa gezeigt, der als »Vater des klassischen Balletts« gilt. Die Geschichte spielt zur Weihnachtszeit. Die große Familie ist im festlichen Salon um den Weihnachtsbaum versammelt und die Kinder erfreuen sich an den zahlreichen Geschenken. Onkel Drosselmayr überrascht alle mit einem lustigen Puppentheater.

Klara, die Tochter der Familie erhält den Nussknacker zum Geschenk, den sie sogar mit ins Bett nimmt. In Ihrem Traum tut sich nun eine lebendige Wunderwelt für sie auf. Zuerst machen ihr die vielen Mäuse, die aus allen Winkeln hervorkriechen und der gespenstische Mäusekönig große Angst. Aber der Nussknacker stellt eine Armee aus Puppen zusammen, welche die Mäuse vertreiben. Drosselmeyer verwandelt flugs den Nussknacker in einen schönen Prinzen. Mit ihm tanzt Klara durch ein verschneites Zauberland. Beim Erwachen erkennt sie, dass alles nur ein glücklicher Traum war.

Olga Grigorieva als Klara tanzte ein bezauberndes junges Mädchen und zeigte dann in den »Pas de deux’« mit dem feschen Prinzen Alexander Butrimovich schwebende Leichtigkeit und schwerelos anmutende Beinarbeit im Spitzentanz, in den Pirouetten sowie in den trippelnden und fliegenden Sprüngen und Drehungen. Butrimovich war ihr ein stützender Partner in den Hebungen und mit Eleganz führte er solistisch sowohl die spielerischen Elemente aus als auch seine kraftvollen Sprungfolgen rund um die Bühne. Ein anmutiges, tänzerisch gut geschultes Paar!

Alexsey Krul gab als Drosselmeyer einen »Danseur noble« als Drahtzieher der Handlung. Furchterregend mit einer hässlichen Fratze war der Mäusekönig von Maxim Maloyarolavtsev. Im ersten Teil, im Salon der Familie, zeigten die Tänzerinnen und Tänzer des Corps de Ballet fast eine Art des Flanierens mit dem Aplomb des Gesellschaftstanzes. Das war stückgerecht, ermangelte aber etwas der Überzeugungskraft.

Der zweite Teil im Reich der Träume gestaltete sich weit spannender und bezauberte mit zahlreichen Höhepunkten der gut getanzten klassischen Ballettkunst. Glänzend gerieten die diversen Einlagen fremdländischer Charakteristiken, ob spanisch, chinesisch, russisch, orientalisch oder französisch. Alle punkteten mit hervorragendem tänzerischem Können und im berühmten »Blumenwalzer« vereinten sich alle zum anmutigen Reigen. Die farbenfrohen Kostüme und die weiß glitzernden Tutus der Ballerinen waren zum Teil kostbar bestickt und ergaben eine hübsche Optik und eine bunt bewegte Szenerie.

Unpassend waren jedoch die Rokoko-Perücken der Tänzer, die an Mozartkugelkult erinnerten. Dass die Musik nur als mulmiger Brei aus den Lautsprechern tönt, lässt sich wohl bei solchen Tourneeensembles nicht vermeiden. Großer Applaus am Ende für einen schönen Ballettabend. Angemessen wäre es, wenn der Text im Programmheft des deutschen Tourneeveranstalters in fehlerfreierem Deutsch abgedruckt würde. Elisabeth Aumiller

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