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Hannes Ringlstetter präsentierte im Traunreuter k1 sein neues Programm »Zum Ringlstetter«. (Foto: M. Heel)

Liebe, Sex und Ekstase im Alltag

»Zum Ringlstetter« hat Hannes Ringlstetter sein neues Programm benannt und damit gemeint, was sich in seiner Brust abspielt. Geboren im Sternzeichen des Zwillings (mit Aszendent Zwilling) und den Erkenntnissen der modernen Psychologie folgend (»Wer bin ich, und wenn ja, wie viele?«), habe er nämlich vier unterschiedliche Persönlichkeiten in sich entdeckt, mit denen wir auch den Abend verbringen würden, wie der aus Niederbayern stammende Kabarettist, Musiker und Schauspieler eingangs anmerkte. Und zwar mit einem niederbayerischen Landwirt, einem fränkischen Lehrer, einem berufslosen Wiener und natürlich dem Kabarettisten höchstpersönlich.


Eine wahrlich bunte Mischung also, die noch für viel Spaß sorgen sollte, etwa unterwegs im Wohnmobil oder in der Sauna, auch wenn der Niederbayer sogleich behauptete »Reden ist was für Leute, die zu feige zum Schweigen sind« und der Lehrer sofort nach Verstärkung rief: »Sind Lehrer im Saal?« Zu der jungen Dame namens Steffi, die sich daraufhin meldete, kommen wir noch.

Aber auch Persönliches bzw. Biografisches sparte der Kabarettist bei seinem begeistert aufgenommen Auftritt im gut gefüllten Saal des k1 nicht aus. So erzählte er anschaulich und mit recht deftigen Worten vom Erwachen der eigenen Sexualität und was er als (Berufs)Ministrant so alles erlebt habe. Aber auch davon, dass er eigentlich Bauer werden wollte, in der Schule aber ein »echtes Gscheithaferl« war und angesichts dieser »Talentlage« um ein Studium nicht herumkam. Lehrer wollte er allerdings nie werden, allein schon wegen der damit verbundenen sozialen Brennpunkte wie Lehrerzimmer. Eine Abneigung, die er mit dem Lied »I bin a Lehrer« noch sarkastisch untermauerte.

Ein weiteres Lied widmete er dem Niederbayern in sich, dessen Titel »I bau Solar an« schon alles aussagt. Und weil’s von ihm erwartet werde, wie er sagte, gab er auch ein Heimatlied zum Besten, das allerdings nur in der englischen Übersetzung verständlich war: »The Bier that makes us high«. Zwischendurch machte er sich lustig über Dialekt auf Speisekarten wie »Ebbs Siaß« für Nachspeisen oder über Wortverrenkungen auf Bäckerei-Plakaten wie »Von Hintertupfing bis Karatschi, alle lieben unseren Zwetschgendatschi«.

Nach der Pause präsentierte der Kabarettist dann per Videoeinspielung ein Röntgenbild seiner Bandscheibe und ein Rezept zur Linderung seiner Beschwerden und erzählte, was ihm der Arzt alles empfohlen habe: Gewicht reduzieren, Sport betreiben, Ernährung umstellen. Was er auch erfolgreich in Betracht gezogen habe. Wenig hilfreich bzw. ohne »Happy Ending« sei auch eine Thai-Massage bei der hübschen Lang Hi in Berlin gewesen, wie er weiter ausführte, ebenso ein vom Wiener Strizzi angeregtes Seminar in der Toskana über Liebe, Sex und Ekstase im Alltag.

Kurzum, nirgendwo Entspannung, stattdessen Ärgernisse ohne Ende. So fragte er sich, welche Drogen man nehmen müsse, um Aussagen wie »zur Finanzierung der Kostenbremse« zu treffen, und gar zum Kauf einer Waffe fühle er sich animiert, wenn er bei Elite-Partner Formulierungen wie »Akademiker und Singles mit Niveau« lese. Etwas makaber war dann sein Hinweis auf die Stadt Zwiesel, die einen Preis für ihren Friedhof bekommen habe und nun mit dem Spruch: »Zwiesel, hier ruht man ausgezeichnet« Werbung betreibe. Anschließend erzählte er vom Tod seiner Großmutter – da war er 12 Jahre alt – und sang ihr zu Ehren das wunderschöne Lied »Is des der Himme?«

Eine Überraschung bot die Zugabe, als sein musikalischer Begleiter Christian Schmalz (Akkordeon, Keyboard) eine Massageliege auf die Bühne rollte und die besagte Steffi, die in Traunstein am Chiemgau-Gymnasium unterrichtet, am Kabarettisten Hand anlegen durfte. Wellness pur! Zu guter Letzt gab Ringlstetter noch den Fredl Fesl, der Xavier Naidoo (»Kein leichter Weg«) parodierte, und den Konstantin Wecker, der Udo Jürgens’ »Mit 66 Jahren …« neu interpretierte, bevor er mit feurig-spanischen Klängen an der Gitarre für ein furioses Finale sorgte. Wolfgang Schweiger

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