Doch zunächst erzählte Meyer von seiner Kindheit, die recht einseitig ausgefallen sei, als Frühscheidungskind und Sohn einer leicht exzentrischen Lehrerin. So habe er z. B. Hermann Hesse lesen müssen, während seine Schulfreunde im Wald spielen durften. Schlimm auch sein Ausflug als dauerbekiffter Fünfzehnjähriger ins »totale Bierzelt«, wo er auf Druck dieser ungemein kommunikativen Umgebung dem grünen Zeug abgeschworen habe und auf Alkohol umgestiegen sei.
Seit kurzem selbst Vater, stellte Meyer dem Publikum dann eine Kindertagesstätte der besonderen Art vor: Unglaublich luxuriös ausgestattet, werden Abschreiber hier zu einer »zu Guttenberg«-Gruppe zusammengefasst und von einem Jean-Claude van Damme-Klon körperlich fit gemacht, unter den kritischen Augen von Müttern, die das »Zeit«-Magazin für einen Rolex-Katalog halten.
Mit seinem Gedicht »Wie weit samma eigentlich wieder?« las er anschließend der Klassengesellschaft die Leviten, ausgehend von Robin Hood über die Nazis bis hin zum heutigen Pflegenotstand.
Nach der Pause trat Meyer in einer Travestie-Nummer als »Tupperdosen-Luder von der Ostküste« an, das Paris Hilton und Jane Fonda zu seinen Freundinnen zählt und, obwohl eigentlich unpolitisch, sich für kundig genug hielt, den Luftraum im Kopf so manch eines deutschen Spitzenpolitikers zu erkunden. Danach schlüpfte er noch in die Rolle eines rechtsradikalen Paketzustellers, der schwer an seinen Vorurteilen zu tragen hat, bevor er mit einem Interaktionsspiel sein Programm beendete. Hierbei galt es, von Meyer pantomimisch dargestellte Musiker oder Schauspieler zu erraten.
Seine nächsten Auftritte hat der Kabarettist am 24. November beim Unterwirt in Chieming und am 15. Dezember im Gasthaus zur Post in Vachendorf. Wolfgang Schweiger