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Das Münchner Goldmund Quartett brillierte in der Sawallisch-Villa mit (von links)Florian Schötz, Violine, Pinchas Adt, Violine, Christoph Vandory, Viola, und RaphaelParatore am Violoncello. (Foto: Giesen)

Kammermusikalische Brillanz und mitreißende Spielfreude

Ein beglückender Abend: nach sieben Monaten ohne Livemusik fand der erste Konzertabend mit dem Goldmund Quartett aus München im Saal des ehemaligen Schwimmbads im Sawallisch-Haus Hinterm Bichl in Grassau statt.

Die beiden Konzerte des Quartetts hintereinander waren seit Tagen komplett ausverkauft. Wegen der (nicht mehr lange) bestehenden Corona-Auflagen gab es keine Pause, aber Zuhörer wie Musiker genossen das durchweg hochkarätige Konzert in vollen Zügen. Einer der beiden Vorstände der Sawallisch-Stiftung, Paul Bischof, stellte das erstmals in der Villa gastierende Goldmund Quartett vor, wobei die vier Musiker hier auch als Dozenten für einen Meisterkurs für junge Quartette tätig waren.

Die vier exzellenten Streicher des Goldmund Quartetts hatten sich schon in ihrer Schulzeit am Pestalozzi Gymnasium in München kennengelernt, studierten alle vier Musik und spielen seither zusammen. Das Quartett wurde 2009 von Florian Schötz (erste Geige), Pinchas Adt (zweite Geige), Christoph Vandory (Bratsche) und Raphael Paratore (Cello) gegründet und spielt seither in unveränderter Besetzung in den renommiertesten Konzertsälen im In- und Ausland zusammen. Ihr erstes Konzert fand 2009 im Münchner Prinzregententheater statt. Der Name des Quartetts beruht auf Hermann Hesses berühmter Erzählung »Narziß und Goldmund«, 1930 erschienen, die durch die kürzliche Verfilmung zu erneuter Berühmtheit gelangte.

Eine weitere Besonderheit besteht darin, dass die vier jungen Musiker auf dem »Paganini Quartett« von Antonio Stradivari spielen: 2019 stellte die Nippon Music Foundation die vier In-strumente den Musikern exklusiv zur Verfügung, die Niccolò Paganini selbst Ende des 19. Jahrhunderts erworben hatte und die heute von der Stiftung als besondere Auszeichnung an aus-gewählte Quartette vergeben werden.

Das Konzert begann zur Einstimmung mit der kurzen Streichquartett-Elegie Crisantemi aus Giacomo Puccinis Oper »Manon Les-caut« von 1893. Sofort überzeugte der wunderschöne Klang der Instrumente und ihr harmonisches Zusammenspiel, was beim folgenden, frühen Streichquartett von Joseph Haydn, opus 33, Nr. 1, noch deutlicher wurde. Das Hauptthema wird schon im ersten Scherzo-Satz mehrfach variiert. Der langsame Satz des h-Moll-Quartetts ist dann ein Andante, dessen Kopfthema deutlich an das Scherzo-Thema anknüpft. Das heitere Finale wurde vor allem durch ein großes, zigeunerisch geprägtes Violinsolo und die kontrapunktisch turbulente, motivisch spannende Verarbeitung des Hauptthemas vom Anfang erreicht. Ein perfektes, höchstens durch Blicke abgestimmtes Zusammenspiel, kammermusikalische Brillanz und Ausstrahlung, dazu mitreißende Spielfreude zogen das Publikum völlig in seinen Bann.

Vor dem letzten Stück gab der Geiger Pinchas Adt seiner Freude darüber Ausdruck, in der Villa Sawallisch gastieren und arbeiten zu dürfen. »Hier ist alles perfekt« meinte er, was Atmosphäre und Arbeitsbedingungen auch für die Teilnehmer des Meisterkurses beträfe. Alle hofften, hier noch öfter spielen zu dürfen, was vom Publikum mit begeistertem Applaus beantwortet wurde.

Letztes Stück auf dem Programm war Ludwig van Beethovens Streichquartett opus 18, Nr. 6 mit den Sätzen Allegro con brio, Adagio ma non troppo, Scherzo Allegro, »La Malinconia« (Me-lancholie), Allegretto quasi allegro. Zunächst erklingt ein spielerisch musikantischer Sonatensatz, der wie ein Dialog der Instrumente durchgeführt wird. Das schnelle Allegretto zeigt un-überhörbaren Tanzcharakter. Führt man die ganz unerwartet einsetzende »Malinconia« dann auf eine sentimentale Haltung grundloser Traurigkeit zurück? Es können sich viele Deutungen ergeben. Auf jeden Fall handelt es sich um ein geheimnisvolles Musikstück, das die Zuhörer begeisterte.

Zugabe war ein meisterhaft gespielter »Schottischer Ochsenlandler« von Sepp Hubenbauer. Drei weitere große Konzerte warten in diesem Monat auf die Besucher – am 18., 19. und 20. Juni der Beethoven Zyklus mit den großen Klaviersonaten.

Christiane Giesen

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