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Mit ausgezeichnetem Big Band-Jazz im Traunreuter k1-Studio verwöhnten das »Christian Elsässer Jazz Orchestra« und Sängerin Veronika Zunhammer das Publikum. (Foto: Benekam)

Jung, frisch und unverbraucht

Ein Big-Band-Event höchsten Ranges bekamen die Jazz-Freunde im ausverkauften k1-Studio vom »Christian Elsässer Jazz Orchestra« geboten. Frisch, jung und unverbraucht wie das Äußere der 19-köpfigen Band kam auch ihre Musik herüber – innovativ, experimentell, verspielt und nie langweilig.


Spannende und abwechslungsreiche Instrumentierungen, überraschende Arrangements innerhalb der Kompositionen lieferten selten gehörten Klangfarbenreichtum und aufregendes Hörvergnügen. I-Tüpferl des Abends war die Traunreuter Jazzsängerin Veronika Zunhammer, die das Weltklasse-Big-Band-Orchester mit ihrem Gesang bereicherte und aufwertete. Die Nummer »Places and spaces« eröffnete und nahm sich, wie der Titel schon vermuten lässt, den gebührenden Klangraum, sodass von der ersten bis zur letzten Reihe alle Zuhörer voll mit der Musik mitgingen.

Weiter ging es mit einer Blues-Komposition Elsässers, »Sloppy Joe«, die, wie er den Zuhörern verriet, einen kulinarischen Hintergrund hätte. Inspiration war wohl ein gigantischer Hamburger in New York, der, wenn man die dazu entstanden Arrangements hört, äußerst vielschichtig, gut belegt und von abenteuerlicher Würze war. Die k1-Besucher genossen die kurzen und knackigen Soli an Trompete, Gitarre und Kontrabass sowie die kraftvoll akzentuierten Bläsereinsätze.

In der folgenden Nummer »Woodsname« bekam man ein Flügelhornsolo zu hören, welches mit weichen Klängen und getragenen Rhythmen begeisterte. Ein brandneues Stück, »Serina’s journey«, für das Zunhammer den Text und Elsässer die Noten lieferte, schickte den Zuhörer gefühlt auf eine Reise ins Ungewisse mit hörbar gutem Ausgang. Anschließend, auf gleichbleibend hohen Niveau, kam eine Bearbeitung einer Paul-Simon-Nummer zu Gehör. Elsässers Interpretation von Simons »American tune« mit Zunhammers samt-weicher Stimme lässt aufhorchen, mitfühlen und trifft den Zuhörer im Innersten.

Absolut genial, falls Steigerung überhaupt möglich ist, war die folgende, noch nicht einmal zu Ende komponierte Nummer »Breath«. Zwar war der von Elsässer dazu ausgewählte Titel eher auf den Atemrhythmus der Bläser gemünzt, fand aber Doppeldeutigkeit in der Wirkung auf den Zuhörer, welcher überwältigt und begeistert beim Zuhören den Atem anhielt. Wie dafür geschaffen fügte sich Zunhammers Vocalgesang in den Klang der Bläser ein.

Die Nummer »Moon Bands« mit spannenden Arrangements und Solis eröffnete den zweiten Set und legte gut vor für eine weitere Elsässer-Zunhammer-Nummer »Just the stars«. Ein Featurestück für tiefe Töne, das Elsässer für Kontrabass und Bass-Saxophon komponiert hatte, beruhigte im Anschluss den Hörnerv und löste beim Zuhörer vibrierende Sensationen bis in die Haarwurzeln aus. Dass eine Altflöte durchaus auch Big-Band-kompatibel sein kann, zeigte sich in einer Gershwin-Bearbeitung. Eine umarrangierte Gesangsnummer von Richard Rodgers, »With a song in my heart«, bot Zunhammers variations- und oktavenreicher Singstimme allerbesten Entfaltungsraum. Exakte Pausen, ergreifende Soli, punktgenaue Einsätze und ansteckende, pulsierende Leidenschaft in der Musik zeichnet die »Christian Elsässer Big Band« aus. Das ist handgemachte Musik, die sich von jedem Mittelmaß absetzt und grenzenlos begeistert.

Da kann man nur loben, fand auch das k1-Publikum, das den jungen Musikern mit frenetischem Applaus dankte und sich so noch eine Zugabe erklatschte. Als Schmankerl für den Schluss, so Elsässer, habe man sich ein aus Kärnten stammendes, umarrangiertes Volkslied aufgespart: »A Liab brennt oft heaßa«. Mit Zunhammers traumhaft schöner Stimme, mit unendlicher Gefühlstiefe und alpenländischem Klang der begleitenden Bläser setzte die Big-Band einen letzten Höhepunkt. Kirsten Benekam

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