Dabei hatte es auf dem Unterwössner Sportplatz zunächst nach einem ruhigen, ja intimen Konzert vor großartiger Bergkulisse ausgesehen. In der südlichen Kurve der Laufbahn bot ein Partyzelt den beiden Musikern und ihrem Equipment ein Dach. Um das Musikerduo herum mit Blick auf die Szene lagerten Zuhörer auf mitgebrachten Decken, dahinter waren Liegestühle im Corona-Abstand aufgebaut. Als pünktlich das Konzert begann, hatten sich die Zuhörer längst gemütlich eingerichtet.
»Aufgewacht von den Douden«, der Eingangssong des 10. Studioalbums der Surbergerin eröffnete den Abend. Stand das Lied ursprünglich für den Neustart nach einer Beziehung, stand er jetzt auch für den Neubeginn nach langer Konzertpause. Wenig Auftritte und um so größere Freude über dieses Konzert in Unterwössen, beschrieb Claudia Koreck in der Begrüßung.
Natürlich war »Fliagn« unter den Songs, der Titel, der Claudia Koreck bayernweit bekannt gemacht hat. Und für die Kinder spielte sie einen besonderen Leckerbissen: »Stinktier Rudi« hieß das Kinderlied von ihrer »Kinderplatte«, das für beste Laune selbst bei den Erwachsenen sorgte.
Für Claudia Koreck war der Abend Bestandteil ihrer Tour, ihr 10. Studioalbum »Auf die Freiheit« vorzustellen. Zu dem Koreck-typischen Gesang warf Gunnar Graewert an wechselnde Instrumenten von der Ukulele über Saxofon bis zum Keyboard immer wieder ein anderes Licht auf die Songs. Über das Musikalische hinaus bekamen die Stücke im Konzert besondere Farbe, weil Claudia Koreck Einblick in ihr Seelen- und Familienleben gibt. Die Stimmungen werden greifbar. Dazwischen die oft auch selbstironische Moderation über verpasste Chancen und andere Ereignisse. Das trug der Sängerin die Sympathien der Zuhörer ein. Die gute Musik tat ihr übriges zu einem gelungenen Auftritt.
Musikalisch wäre es das wunderbare, intime Konzert geblieben, wenn da nicht die besonderen Umstände gewesen wären: Der Gewitterhimmel brachte zunächst besondere Kulisse. Regenfahnen in der Abendsonne zogen vor den Geigelstein. Die immer näheren Blitze veranlassten, den Strom abzuschalten. Claudia Koreck wanderte deshalb barfuß, singend und mit akustischer Gitarre durch die Zuhörerreihen. Ein Helfer sprang mit einem Sonnenschirm herbei, um sie und ihren Mann trocken zu halten.
Doch als der Starkregen begann, musste das Konzert pausieren. Eine Viertelstunde später war der Regen fort, die Liegestühle nass, die Liegedecken nicht mehr zu gebrauchen. Aber das Konzert ging weiter. Claudia Koreck setzte dort ein, wo sie aufgehört hatte. Weiter ging es in ihre Musikwelt, das Wetter war schnell vergessen. Die Zuhörer – inzwischen in ihr Regenzeug gehüllt – hörten zumeist stehend zu. Dann fiel das Mikrofon aus. Die schnelle Reaktion: Claudia Koreck und Gunnar Graewert teilten sich das Mikrofon. »Wir sind ja verheiratet.«
Dass es nun für beide etwas anstrengend wurde, die Stimmung hoch und das Publikum bei guter Laune zu halten, war beiden Musikern nicht anzumerken. Das Publikum belohnte das weiterhin mit begeistertem Beifall. Aber als dann zeitlich passend zum Konzertende wieder kräftiger Regen einsetzte, wurde deutlich, wie das Wetter den Zuhörern zu schaffen machte. Mehr als eine Zugabe forderten sie nicht mehr ein. Die Musik war abwechslungsreich und wunderschön, die Ideen hinter den Liedern sind packend. Und das Musikerpaar brennt so für die Musik, dass auch widrige Umstände einem solchen Abend nicht schaden. Ludwig Flug