Vielleicht war es auch einfach der Duft des Theaterpuders, der ihn bei der Stange hielt. Oder Erlebnisse aus der Zeit der »erotischen Hochblüte« im Theater in der Josefstadt in Wien, wo Maracek rund 20 Jahre lang zum Ensemble gehörte. Seine Anekdoten reizen zum Tränenlachen und zum Schmunzeln über menschliche Eigenheiten. Zu spüren ist die unbändige Lust am Spiel.
Wie jemand zu einer »Grimassenschneiderei« kommt, wissen bloß die Theaterexperten. Kaum zu glauben, dass Schauspielkollege Raoul Aslan seinem »Privat-Souffleur« – der ihn hängen ließ, weil die Taschenlampe den Dienst versagte – einmal grob über den Mund fuhr: »Können Sie diesen Text immer noch nicht auswendig«?
Es bleibt jene Episode im Gedächtnis, als die Schauspielerin Käthe Dorsch in Wiener Café Raimund den Kritiker Hans Weigel ohrfeigte. Dieser zog vor Gericht. Bei der Verhandlung traten Burgtheater-Schauspieler als Zeugen auf. Raoul Aslan forderte die »Todesstrafe« für den Kritiker, er habe schließlich über das Burgtheater geschimpft – was einer Gotteslästerung gleichkomme. Alternativ empfahl Aslan »zumindest die Verbannung nach Deutschland« und stellte sich noch als »größten Schauspieler deutscher Zunge« vor. Seine Kollegen lobten ihn nach dem Prozess zwar für den »tollen Auftritt vor Gericht«, ergänzten aber doch, das mit dem besten Schauspieler habe er nicht unbedingt sagen müssen. Darauf Aslan: »Doch. Ich stand unter Eid«. Iris Melcher