Bildtext einblenden
Georg Holzner (Mitte) beim Gospel »Battle of Jericho«, ein Höhepunkt des Abends, an der Solotrompete. (Foto: Mergenthal)

Heiteres Special mit viel Brass

Das englische Wort »Brass« bedeutet schlicht und einfach »Messingblech«, seit Jahrhunderten die Grundlage für Blechblasinstrumente. Viele Ensembles führen dieses Wort in ihrem Namen und erfreuen sich ungebrochener Beliebtheit, von »German Brass« bis hin zu »Canadian Brass«. Seit ihrer Gründung hat auch die »Chiemgau Brass« ihre Fangemeinde gefunden und bot nun im »NUTS« ein Silvester-Special.


Alles begann 1990 mit Preisträgern des Wettbewerbs »Jugend musiziert«. Schon sechs Jahre später erhielt die Chiemgau Brass den ARTS-Kulturförderpreis der Stadt Traunstein und trat bisher unter anderem in München, Salzburg, England und Frankreich auf. Seit 2011/12 ist die Formation ein »Tentett«, besteht also aus zehn Musikern, so auch beim jüngsten Auftritt in der Kulturfabrik, der vom Leiter Georg Holzner unterhaltsam moderiert wurde.

Als feierliche Eröffnung erklang der bekannte Marsch »Einzug der Gladiatoren« aus der Feder des tschechischstämmigen Musikers Julius Fucik. Das launige Stück »The easy winners« zeichnete sich durch ein schönes Wechselspiel der Instrumentengruppen aus.

Das einzige klassische Stück, der Slawische Tanz Nr. 8 von Antonin Dvorak, hatte viel Schwung und Pepp. Die synkopischen Elemente in den markanten Rhythmen wurden mit reizvollen Offbeat-Effekten der gedämpften Trompeten umgesetzt. Der Tanz schwoll bacchantisch an und bewegte sich von der Klassik zum Teil deutlich in Richtung Unterhaltungsmusik, was gut passte und den Musikern sichtlich Spaß machte.

Als Quintett meisterte das Ensemble mit Witz und Virtuosität den »Dog gone blues« (übersetzt: »Der Hund ist weg«) von Luther Henderson, um danach, wieder als Tentett, einen Tag im Leben eines Esels (»A day in the life of a fool« von Luiz Bonfá) musikalisch zu schildern, ein Stück, das durch Frank Sinatra bekannt geworden ist. »Den Frank Sinatra können wir nicht ersetzen, sondern nur verbessern«, scherzte Holzner, der auch die Traunsteiner Musikschule leitet. Dr. Bernhard Frey übernahm mit seiner warmen, voll tönenden Posaune das Solo und brachte die Gemütlichkeit eines Esels gut zum Ausdruck, während ihn seine Kollegen mit entspanntem Swing untermalten.

Beim meistgecoverten Song der Welt, »Yesterday«, mit Lorenz Birnbacher am ausdrucksstarken, bei der Wiederholung die das Thema führenden Hörner überspielenden Solo-Flügelhorn erfuhr das Publikum, dass dieses Lied Paul McCartney angeblich einfiel, als er nachts bei seiner Freundin war. Mit zwei Nummern von Chris Hazell, »Mr. Jums« und »Kraken«, schilderten die zehn sympathischen Blechbläser aus der ganzen Region von Ainring bis Rosenheim zwei ganz unterschiedliche Katzen-Persönlichkeiten.

Knackigen Bigband-Sound vom Feinsten, mit pointierten Einwürfen der Trompeten, bot »Trumpet Blues and Cantabile«, komponiert vom legendären Bigband-Trompeter Harry James, der noch im Alter von 80 Jahren auftrat. Nach Mittel- und Südamerika ging es mit dem charmant-witzigen, im Quintett dargebotenen »Killer Tango«, dem »Mexican Hat Dance« mit Josef Neuner an der Solotrompete und dem »Libertango« von Astor Piazolla mit Reinhold Wieser am Solo-Flügelhorn. Unterlegt wurde es von ebenso virtuosen Posaunenläufen. Warum Blechbläser weltweit so beliebt sind, verriet Holzner augenzwinkern auch: »Sie haben mehr Humor als andere Musiker.«

Einer der Höhepunkte des Abends war gewiss der brillant gestaltete Gospel »Battle of Jericho« mit häufigen, rasanten Wechseln der Instrumentengruppen zu Holzners Solotrompete. Als Zugaben für das dankbare, überwiegend reifere Publikum gab es noch zwei Schmankerl: »Der rosarote Panther« von Georg Gershwin und das fetzige »Blue Brass« von Bernhard Etzel. Veronika Mergenthal

Mehr aus Kultur aus der Region