Jedenfalls war es mehr als schade, dass sich zu seinem Auftritt im Saal des Traunreuter k1 so wenige Besucher eingefunden hatten. Zwar dauerte es eine Weile, bis er selbst die Bühne betrat, was dem Vergnügen aber keinen Abbruch tat. Auf diese Weise hatte man reichlich Zeit, die sieben Spitzenmusiker seiner Begleitband Soneros de Verdad zu bewundern, die den ersten Teil des Programms bestritten, angeführt von ihrem charismatischen Sänger Luis Frank und verstärkt durch Mayito Rivera, den ehemaligen Frontmann der Salsa-Legende Los Van Van. Zwei Meister des gefühlsbetonten Son Cubano, die sich wunderbar ergänzten und neben vielen hierzulande eher unbekannten Songs auch Klassiker wie »Besame Mucho« zum Besten gaben.
Sein Bestes gab auch Roberto Blanco, auch wenn ihm die Enttäuschung über den mäßigen Besuch ein wenig anzumerken war. Aber ein Entertainer wie er lässt sich so leicht nicht unterkriegen. So lobte er sogleich die Qualität des Publikums, die vor Quantität gehe, und fand auch freundliche Worte für Traunreut, das er schon seit Jahrzehnten mit einem Auftritt beehren wollte.
Erwartungsgemäß begann er seinen Auftritt mit dem Titelsong seiner CD »Du lebst besser, wenn Du lachst«, dem ein »spanischer« Abend folgte, bzw. sang er neben einer deutschen Version von Violeta Parras' »Gracias a la vida« (Danke an das Leben) fast noch nur auf Spanisch wie etwa »Granada« oder »No ha nada terminado« (»Fool« von Chris Rea), oder wie im Schlussteil gemeinsam mit Luis Frank und Mayito Rivera »Guantanamera«. Alles Songs, die eindrucksvoll bewiesen, dass der 1937 in Tunis als Sohn kubanischer Eltern geborene und in Beirut und Madrid aufgewachsene Sänger viel mehr kann als Schlager. Wer also nicht dabei sein konnte (oder wollte) und neben Big- Band-Salsa-Sound vom Feinsten eine andere Seite von Roberto Blanco entdecken möchte, dem sei zumindest das bereits erwähnte, überaus hörenswerte Album empfohlen. Wolfgang Schweiger