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Der Frontmann der Spider Murphy Gang, Günther Sigl, war mit seiner Solo-Combo zu Gast im NUTS. (Foto: Ortner)

Günther Sigl zu Besuch bei Freunden

Als Frontmann der ewig junggebliebenen Spider Murphy Gang feierte er seine größten Erfolge, aber auch mit seinem Soloprojekt ist Günther Sigl recht beliebt und erfolgreich. So war auch die Kulturfabrik NUTS bei seinem aktuellen Gastspiel bis fast auf den letzten Stuhl ausverkauft, und die Gäste hatten nicht nur eine Menge Spaß, sondern durften auch viel (mit)singen.


Das Programm ist eine Mischung aus Sigls Solomaterial und den Evergreens der »SMG«. Der Stern der Spider Murphy Gang ging in den 80er Jahren im Zuge der Neuen Deutschen Welle auf, die während der Hochphase unzählige Stars und Sternchen hervorbrachte, die in ebenso unzähligen Fällen wieder wie Sternschnuppen verglühten. Einige wenige davon sind auch heute noch unvergessen, teils sogar noch aktiv unterwegs, wie zum Beispiel Alphaville oder eben auch die Spider Murphy Gang, die letztes Jahr ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum mit zwei ausverkauften Shows in der Münchner Olympiahalle zelebrierte und heuer im Mai auf dem Traunsteiner Stadtplatz zu bewundern ist.

»SMG« haben alles richtig gemacht: Sie sind sich stets selbst treu geblieben und haben sich auch, was den Gesang in bairischer Sprache betrifft, nicht verbiegen lassen. Und das lange, bevor Mundartrock zu einer breiten Bewegung wurde. Inhaltlich geht es hier wie da um hauptsächlich zwei stets beliebte Themen: Frauen – und München. Beides hat es Sigl und Co. deutlich angetan und gibt natürlich auch immer reichlich Erzählstoff. Über weiblichen Fanzulauf können und konnten sich die Münchner sicherlich nie beklagen. Aber auch die Lieder über ihre Heimat und Wahlheimat München erzählen von ihrer Liebe zur Stadt, den vielen hellen und auch dunkleren Ecken, die sie bestens kennen und denen sie sich verbunden fühlen.

In der Solo-Version schaltet Günther Sigl bei einigen »SMG«-Songs einen Gang zurück und passt sie von Tempo und Stil her dem etwas gemütlicheren Rock’n’Roll der Solo-Combo an. Außer natürlich dem »Skandal« und der »Schickeria«, denn das geht ganz einfach nicht anders außer mit Vollgas. Seine Lieder packt Günther Sigl in einen erfrischen Mix aus Rock’n’Roll, Rumba, Boogie und Twist (ohja, und alle machen mit und das ganze NUTS tanzt Twist), er testet sein Publikum aber auch auf Schlager- und volkstümliche Musikverträglichkeit. Sogar kleine Andeutungen des Jodlers aus den »Heidi«-Filmen und dem Dschungelbuch finden sich. Es ist ein Heidenspaß, den alle freiwillig und gerne mitmachen. Nicht, weil sie so auf diese Art Musik stehen, sondern weil es gemeinsam mit Sigl & Co. eine lustige Party ist.

Denn mit Willie Duncan (Gitarren und zudem dem wohl einzigen bairisch singenden Schotten), Wolfgang Götz (Keyboard), Dieter Radig (Schlagzeug) und Robert Gorzawsky (Drums) hat sich Günther Sigl eine seit Jahren bewährte Band geschaffen, die nicht nur ausgezeichnete Musiker sind, sondern auch dem Sigl-eigenen Humor recht nahe. Und blinken da auch zwei kleine Sterne verschmitzt am Liederhimmel. Da ist zum einen das Superschnellsprechlied »Fiffi, die Waschmaschine« von Pirron und Knapp, vorgetragen von Günther Sigl und Dieter Radig und zum anderen die letzte Zugabe, eine Unplugged-Version von »Drivin nails in my coffin« im Quintett.

Aber auch den Schwänken aus seiner Jugend und den Anekdoten aus dem bewegten Leben eines gelernten Bankkaufmanns, der »alles wollte außer arbeiten« ist immer gut zuzuhören. Gehofft hat er es vielleicht, aber ob Sigl auch damit gerechnet hat, dass er mit seiner Musik mal so erfolgreich werden würde, dass er zwar davon gut leben kann, aber dafür auch »richtig arbeiten muss«? Maria Ortner

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