Ein zartes Thema, umschrieben mit dem Begriff »Seelenklänge«, wurde in der Evangelischen Stadtkirche kraftvoll und mit starken Stimmen beim Eröffnungskonzert des »La Voce Festivals« zum Ausdruck gebracht.
Die Reichenhaller Philharmoniker unter der Leitung von Daniel Spaw begleiteten Meisterschülerinnen und -schüler bei geistlichen Arien aus Opern, Oratorien und Messen. »Due Mondi« hieß die Musikprojektwoche des Gesangsmeisterkurses des Vereins »Canta International Association«, die beide – Meisterkurs und Verein – von dem Professor für Sologesang an der Universität Mozarteum, Mario Diaz, geleitet werden. »Due Mondi« (»Zwei Welten«) stehe für die Symbiose zwischen weltlicher und sakraler Musik, so Spaw in seiner Anmoderation. Alle Mitwirkenden erhielten Applausstürme für ihre wunderbaren Darbietungen.
Das Orchester der Bad Reichenhaller Philharmoniker brillierte ebenso durch seine empathische Begleitung der Solisten und mit dem delikat dargebotenen, romantischen »Intermezzo Sinfonico« aus »Cavalleria Rusticana« von Pietro Mascagni. Zum Schluss des Konzertes erfreute sich das Publikum an »Va pensiero« aus Nabucco von Giuseppe Verdi mit dem Ensemble aus Solisten und ausgewählten Chorsängern des Motetten- und des Mozartchores Salzburg.
Dieses Ensemble sang auch zu Beginn das berührende »Lacrimosa« aus dem Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart. Aus dem »Credo« aus dessen Messe in c-Moll, KV 427 sang die Sopranistin Chinatsu Hatano »Et incarnatus est«. Aus dem Requiem von Antonin Dvorák bot das Gesangsquartett aus Sopranistin Dominique Dethier, Sopran, Ksenia Leonidova, Mezzosopran, Filipp Modestov, Tenor, und Vsevolod Chernyshev, Bass, das Stück »Recordare: Jesu Pie«. Chinatsu Hatano intonierte aus einem weiteren Requiem des Abends von Gabriel Fauré »Pie Jesu Domine« in Vertretung für Emma Kindinger, die indisponiert war.
Diesen drei Requiems stand das dramatische Geschehen verschiedener Opern gegenüber. Geistliche Arien als Gebete, wie »Ô Souverain, ô Juge, ô Père« in »Le Cid« von Jules Massenet mit dem Tenor Filipp Modestov oder die Sopranarie für Jeanne d’Arc als innerer Monolog in »Die Jungfrau von Orléans« von Pjotr Iljitsch Tschaikowski, gesungen von Ksenia Leonidova, begeisterten ebenso wie das »Ave Maria« der Desdemona in der Oper Otello von Giuseppe Verdi (Sopran: Dominique Dethier) und »A te l’Estremo addio« aus »Simon Boccanegra« des selben Komponisten mit dem Bass Vsevolod Chernyshev und dem Ensemble. Die Oper Aida ergänzte den Reigen mit »Ohime! Morir mi sento«, gesungen von Ksenia Leonidova. Das berühmte »Lied an den Mond« aus Dvoráks Oper »Rusalka« interpretierte Nina Ruban hinreißend schön.
Sehr ausdrucksstark verkörperte der Bariton Xiaofei Liu den Bösewicht Jago in der Oper Otello bei der Arie »Credo in un Dio Crudel«. Daniel Spaw erklärte den Text dieser Arie als negatives Spiegelbild zum christlichen Glaubensbekenntnis. Bemerkenswert war zudem, dass alle Sängerinnen und Sänger in der Originalsprache der Komposition sangen, ob französisch, italienisch, lateinisch, tschechisch oder russisch.
Schon in der Pause tauschten die Besucher ihre lobenden Kommentare aus und freuten sich, die Gelegenheit des Konzertbesuchs ergriffen zu haben.
Nach der Zugabe mit »Ave Verum« von Mozart durften alle an diesem Abend ein weiteres Mal erkennen, dass Musik eine Sprache ist, die keiner Worte bedarf und doch Herz und Seele der Menschen über alle Grenzen hinweg verbinden kann, wie Professor Mario Diaz im Programmheft schreibt. Lautstarker Jubel und Applaus.Brigitte Janoschka