Überall sind kleine Engel, die als Begleiter oder Beschützer ihrer Arbeit nachgehen. Besonders, wenn Musik erklingt, meint man, dass diese kleinen lächelnden Himmelsboten zum Leben erwachen. Sie scheinen diese Musik, die zur Zeit ihrer Schöpfung komponiert wurde, ebenso sehr zu lieben wie Kirchenmusikerin Andrea Wittmann, die sich mehrmals im Jahr auf die Suche nach gleichgesinnten Musikern macht, um in der St. Nikolaus-Kapelle kleine und besonders feine Konzerte zu veranstalten.
Das jüngst veranstaltete Konzert, »Saitenklänge in göttlicher Heiterkeit«, zu der sie die Harfenistin und Hackbrettspielerin Eva Fenninger gewinnen konnte, genoss wieder beachtlich guten Zulauf, sodass einige Spätentschlossene keinen Platz mehr in der kleinen Kapelle fanden. Mit Antonio Vivaldis Konzert in G-Dur Op. Nr. 2 wurde das Konzert eröffnet und machte sogleich mit den ersten Klängen seinem Titel Ehre. Denn der Zusammenklang von Cembalo (Andrea Wittmann) und Hackbrett (Eva Fenninger) hätte mit »göttlich« nicht besser beschrieben sein können. Wie eine instrumentale Verwandtschaft schienen die Klangfarben der beiden Instrumente sich harmonisch ineinander zu verweben und lösten entsprechend »Heiterkeit« beim Hörer aus.
Mit allen Sinnen nahmen die Konzertbesucher im Anschluss auch drei Werke von Johann Sebastian Bach auf: »Sheep may safely gaze« aus der Cantata BWV 208, das Prelude in C-Dur, BWV 846, zu dem Wittmann hingebungsvoll das zugehörige Ave Maria sang und das Prelude und Sarabande aus der Cello-Suite in D-Dur, BWV 1012 (bearbeitet für Hackbrett), bei dessen hoch virtuoser Interpretation deutlich wurde, dass das Hackbrett viel mehr kann als Volksmusik, auf die es oft zu Unrecht reduziert wird.
Tänzerische Melodien aus der Suite »Airs propre pour le Tympanon« von Jean-Baptiste Lully hielten im Anschluss das Stimmungsbarometer in der Abtskapelle hoch. Die anwesenden Gäste verfolgten auch mit größtem Interesse die immer zwischen den Werken eingestreuten kurzen Erläuterungen Wittmanns zu den Wandgemälden, welche die schmucke Kapelle zieren. Zu einem Deckenfresko, auf welchem der Hl. Benedikt abgebildet ist, passte ein gregorianischer Choral, den die Mönche schon um 1000 n. Chr. gesungen hatten und den Wittmann demutsvoll sang – eine beeindruckende Wirkung, die den Zuhörer die Stimmung von anno dazumal nachempfinden ließ.
Nach einer kurzen Pause erfreute Fenninger mit einem Harfensolo, dem Rondo aus der Sonate in c-Moll von Jan Ladislav Dussek, und im Anschluss wieder im Zusammenwirken mit dem Cembalo mit dem Andante-Minuetto aus Premier Duo 2 von Jean Baptist Krumpholtz. Ähnlich hingerissen waren die Zuhörer nun auch von dem Zusammenklang von Harfe und Cembalo, wieder eine harmonische Klangverknüpfung, die Glücksgefühle hervorrief. Viel zu schnell war es dunkel geworden am Himmel über Kloster Seeon.
Zum Trost und zur weiteren musikalischen »Erhellung« spielte Wittmann am Cembalo noch den Kanon in D-Dur von Johann Pachelbel. Mit der Sonata seconda von Emanuele Barbella in Bearbeitung für Hackbrett und Cembalo war dann aber endgültig Schluss. Schade, dachten sich wohl die kräftig applaudierenden Zuhörer und erklatschten sich so noch eine Harfenzugabe für den Nachhauseweg. Kirsten Benekam