»Helden der Region« ist der Konzertabend überschrieben. Normalerweise nennt man so etwas »Local Heroes«. Aber die Klosterbrauerei Baumburg, die ihr 400. Jubiläum feiert, versteht sich als Teil der bairischen Kulturlandschaft. Und da braucht's keine Heroes, Helden reichen. Und die stehen zuhauf auf der Festzeltbühne. Qualität und Quantität.
Den Anfang macht die LischKapelle – diesmal wieder im Quartett. »Gurdon Thomas ist am späten Nachmittag erst aus Birmingham zurückgekommen, der hätte es nicht mehr rechtzeitig vom Flieger nach Altenmarkt geschafft«, erzählt Sängerin Karin Lischka. Zwar fehlen dadurch die Halt gebenden Bassläufe, aber es geht auch ohne den Tubisten. Lischka, ihre Schwester Susi und Andreas Torwesten machen das mit ihrem perfekt aufeinander abgestimmten Gesang wett, und Akkordeonist Matthias Pürner tut das Seine dazu, dass der Bandsound passt. Unprätentiös singen und spielen die Vier ihre Lieder, viele davon selbst komponiert und getextet. Das machen sie in einer Qualität, dass das eigene Material gegen die Coverversionen nicht abfällt. Alles sehr sauber, sehr klar, mit sehr viel Gefühl. Es macht Spaß zuzuhören.
Kräftiger geht's danach zu Werke: Seit mehr als 15 Jahren sind die Zuendler unterwegs. Gitarren, Bass, Trompete, Saxofon, Schlagzeug, Gesang. Die Zuendler sehen sich als Band, »die Musik als das Ventil für den Überdruck der Seele erlebt«. Das zeigt sich in kraftvollen Bläsersätzen und Gitarrensoli. Grundsolider Rock mit Ska-Einflüssen. Günter Polacek bringt den »Überdruck der Seele« auch gesanglich auf die Bühne – er erinnert ein wenig an Konstantin Wecker. Bisweilen ist das sehr gepresst. Aber die Zuendler können auch leisere Zwischentöne. Sie fordern das Publikum, fordern die Aufmerksamkeit. Beriesler sind sie nicht.
Angenehme Stimme, angenehmes Spiel, angenehme Songs – so kommen Bajuvarix daher. Irgendwoher kennt man den Sound. Aber woher? Sie besingen den Opa, der auf der Hausbank sitzt und sich alles anschaut, die Berge, das Bier, den Blues. Spätestens beim Stück »Nix ois wia an Blues« ist alles klar. Das ist doch Robben Fords »Ain't got nothin' but the Blues«. Nur mit einem bairischen Text halt. Robert Winhart (Gesang, Gitarre), Sigi Grasser (Bass), Sepp Bartl (Keyboard) und Thomas Bittner (Schlagzeug) machen das richtig gut, ganz nah am Original. Und Robben Ford ist beileibe nicht der Schlechtesten einer.
Ruhiger geht es wieder bei Jürgen Eibl alias Chris Columbus zu. Der Gitarrist und Sänger lässt sich von Joey Friebel am Cajón begleiten, alles ganz gediegen. Auch wenn er bisweilen Kraft in die Stimme legt, es überwiegt der Liedermacherschmelz. Musik für Weltverbesserer und solche, die verbessern lassen wollen.
Frage: Muss man sich einen Sänger anhören, dessen Stimme klingt, »als käme sie über die Mauern eines Tuberkulose-Sanatoriums«? Das schrieb ein Kritiker der »Time« in den 60ern über Bob Dylan. Antwort: Man kann, aber man muss natürlich nicht. Nächste Frage: Muss man sich einen Sänger anhören, der wie der Sänger klingt, dessen Stimme klingt, als käme sie über die Mauern eines Tuberkulose-Sanatoriums? Antwort: Man muss nicht, aber es macht Spaß. Wenn der Sänger, der sich wie der Lungenkranke anhört, Winnie Klima ist und seine Band Dylan on the Rocks heißt. Zum Abschluss des Abends lassen es Klima und seine Freunde krachen. Nicht der leise Folker Dylan ist das Thema, sondern der Rocker Dylan. Klima näselt sich wie das Original durchs Programm, die Begleiter sind auch glänzend aufgelegt – im Bierzelt wird sogar getanzt. Völlig zu Recht. Weil's abgeht. »Mr. Tambourine Man«, »Like a Rolling Stone«, »Hurricane«, »Highway 61 Revisited«, die ganzen Kracher haben die sieben Musiker aber so was von drauf. Soll er doch klingen wie ein Lungenkranker. Aber Spaß macht's. Unbändigen Spaß. Andreas Falkinger