Dieser trug als der »oberste König« zwar keine Krone, aber einen schwarzen Hut, Hemd mit Krawatte und Weste – womit er schon rein äußerlich Akzente setzte. Diese traten jedoch hinter seinem – angesichts seiner Jugend – erstaunlichen Können zurück. Unter seinem beweglichen Fingerspiel brachte er seine Gitarre zum Singen, Weinen, Schluchzen oder sogar Schreien.
Ihm zur Seite standen der nicht minder begabte Andreas Schatz am Klavier, der ebenfalls mit gekonnten Soli auf sich aufmerksam machte. In der Rhythmusgruppe spielten versiert und routiniert Christoph Vogesser an der Rhythmusgitarre, Simon Blum am Bass und Elija von Le Suire am Schlagzeug. Die fünf jungen Blues-Könige waren perfekt aufeinander eingespielt, zeugten von Empathie und groovten, was das Zeug hielt.
Aber nicht nur der Klang, den sie fabrizierten, war gekonnt, sondern auch die Art, wie »Tscheky« das Publikum mit ins Boot holte – im Gespräch von der Bühne herunter oder als Leiter eines großen Publikum-Chors, etwa bei dem Country-Song »Walk away back home« mit der Gebetszeile »Holy Lord, tell me the way to go«. Den Südstaaten-Slang der Lieder tauschte er beim Plaudern (»Geht’s eich guad?« oder »samma gschickt?«) und Moderieren in den bayerischen »Südstaaten-Dialekt«.
Das Programm basierte auf altbewährten und -bekannten Stücken wie »Say What«, »Mary had a little Lamb«, »Like a Rolling Stone«, »Sweet Little Sixteen«, »Hey Joe« oder »Stand by me«, aber auch auf Eigenkompositionen wie »LA«, das nicht das Kürzel für Los Angeles, sondern das Autokennzeichen von Landshut ist, wo der Pianist studiert. Anderes aus ihrer eigenen Feder – meist von Michael Sedlatschek oder Simon Blum – hatte Gedanken- und sprachliche Tiefe, zum Beispiel »Living in a free land«, in dem sich »Tscheky« auf Martin Luther Kings Forderung nach gleichen Rechten für alle Menschen beruft und im Stil eines Protest-Songs Terrorismus und Kriege anklagt. »Take me with you or wherever« ist ein lyrisches Liebeslied, bei dem eine Reise durch den Himmel als Metapher für die Unendlichkeit der Liebe dem trübsinnigen Gefühl des Alleinseins an einem Regentag gegenübersteht. Doch Sternschnuppen stellen die Verbindung zwischen beiden – jedenfalls in der Fantasie – wieder her.
»Please don’t leave me, Baby« beschrieb mit poetischen Worten einen Streit mit der Geliebten. »The Man of Blues« ist vielleicht ein Vorbild für die junge Band, denn dieser hat in diesem Song nicht nur einen super Sportwagen, sondern auch Charisma und steht mit seiner Gitarre ganz oben auf der Bühne.
Michael Sedlatscheks Gitarren-Soli waren virtuos, rhythmisch interessant, manchmal gegenrhythmisch, und seine Stimme vermittelte gekonnt den Klang der Südstaaten. Nach der Pause saß er wie ein Straßenmusiker am Bühnenrand und bewies bis zum Schluss: Er kann Show. Er experimentierte mit dem Klang seiner Gitarre, indem er mit der Rückkoppelung seines Verstärkers spielte, oder legte sie auf den Boden und riss die Saiten an. Er spielte zuweilen meditativ oder so, als wollte er sich in Ekstase versetzen und biss beinahe in seine Gitarre – ganz wie seine Vorbilder. Und was die können, kann er schon lang: Gitarre spielen hinter seinem Kopf.
Das Publikum bewegte sich, tanzte, freute sich und war begeistert. Nach zwei Zugaben war dieser wunderbar erfrischende Blues-Abend leider zu Ende. Doch »Tscheky and the Blues Kings« kommen bestimmt wieder. Brigitte Janoschka