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Der Klavierabend mit der deutsch-italienischen Pianistin Sophie Pacini am 4. September wird einer der Höhepunkte der Sommerkonzerte sein. (Foto: Sabine Krauss)

Frédéric Chopin und noch viel mehr aus Polen

Nach Tschechien, der Türkei und Dänemark als Programmschwerpunkte in den vergangenen Jahren rücken die Traunsteiner Sommerkonzerte in ihrer 36. (!) Saison unser Nachbarland Polen in den Fokus.


Außer Frédéric Chopin werden hierzulande polnische Komponisten auf den Konzertpodien eher außen vorgelassen – sehr zu Unrecht. Mit Chopin beginnt und endet aber nicht die Musikgeschichte Polens, und so bietet es sich an, einmal der Musik aus Polen verstärkt Aufmerksamkeit zu schenken. Natürlich können längst nicht alle Tonangebenden berücksichtigt werden, aber doch einige. Aufgeführt werden Karol Szymanowski (1882 bis 1937), Alexandre Tansman (1897 bis 1986), Simon Laks (1901 bis 1983), Grazyna Bacewicz (1908 bis 1969), Mieczyslaw Weinberg (1919 bis 1996), Henryk Górecki (1933 bis 2010) und Krzyszof Penderecki (geb. 1933).

Die polnischen Kompositionen werden über die Konzertwoche verteilt und stehen im Wechsel mit eher bekannten Werken aus deutsch/österreichischer Klassik und Romantik. So weckt das Programm – wie man es bei den Sommerkonzerten seit jeher kennt – die Neugierde auf Unbekanntes und die Vorfreude auf Beliebtes und Vertrautes gleichermaßen.

Das Programm im Einzelnen

1. September: Das Quatuor Hermès und der Pianist Nicholas Rimmer eröffnen mit einem Streichquartett (Haydn) und zwei Klavierquintetten (Bacewicz, Brahms) die Festwoche. Der Pianist ist bei den Sommerkonzerten schon seit 2014 bekannt, dagegen darf man auf das mit vielen 1. Preisen bei internationalen Wettbewerben geradezu überschüttete junge französische Ensemble neugierig sein.

2. September: Seit 2013 gab es bei den Sommerkonzerten keinen Liederabend mehr. Nun wird an die alte Tradition wieder angeknüpft. Es ist nicht übertrieben, wenn dies versprochen und garantiert wird: Mit der jungen Sopranistin Anna Lucia Richter wird an das Niveau früherer Liederabende, beispielsweise mit Christine Schäfer, Claudia Barainsky oder Mojca Erdmann, angeknüpft. Anna Lucia Richter aus Köln, hochgelobte Opern-, Konzert- und vor allem Liedsängerin, singt Werke von Louis Spohr, Frédéric Chopin/Pauline Viardot und Franz Schubert (u. a. »Der Hirt auf dem Felsen«!). Partner sind Nicholas Rimmer und Blaz Sparovec (Soloklarinettist beim Kölner Gürzenich Orchester). Im Jahr 2016 gewann Anna Lucia Richter den prestigeträchtigen Preis der Borletti-Buitoni-Stiftung – eine Auszeichnung unter vielen, die sie bis dahin bereits erhalten hat.

3. September: Die Klarinettensonate Nr. 1 von Brahms sowie Cellosonaten von Laks und Chopin sind die Hauptprogrammpunkte des Abends. Solisten sind Blaz Sparovic, Nicholas Rimmer und Gabriel Schwabe. Der Cellist Schwabe hat 2006 den Grand Prix Emanuel Feiermann gewonnen. Ein Jahr später erhielt er den 1. Preis beim Deutschen Musikwettbewerb des Deutschen Musikrats, 2009 den Sonderpreises für die beste Interpretation des Auftragswerkes beim Rostropovich-Wettbewerb in Paris. Im selben Jahr war Gabriel Schwabe der Gewinner des Pierre-Fournier-Awards in London.

4. September: Ein besonderes Highlight der Woche wird der Klavierabend mit der deutsch-italienischen Pianistin Sophie Pacini werden. Im vergangenen Jahr wurde sie mit einem der wichtigsten internationalen Preise der klassischen Musikszene ausgezeichnet – dem International Classical Music Award ICMA 2017 als Young Artist of the Year. Dem Preis waren bereits elf Preise und Auszeichnungen vorausgegangen. Neben Kompositionen von Chopin spielt die 26-Jährige Fantasiestücke von Schumann und Liszts hochvirtuosen Sonatenbrocken, die berühmte h-Moll-Sonate.

5. September: Das Konzert des Trio con brio Copenhagen war im letzten Jahr so nachhaltig beeindruckend, dass es für diesen Sommer gleich wieder engagiert wurde. Auf dem Programm steht Polnisches von Gorecki (Sechs Bagatellen) und von Weinberg (das erschütternde Klaviertrio aus dem Jahr 1945). Den Abschluss macht Beethovens großes Klaviertrio op. 97, das Erzherzogtrio.

6. September: Und noch einmal feinste Kammermusik – in noch kleinerer Besetzung: Die Werke für Violine und Klavier stammen aus der Feder von J. S. Bach, Penderecki, Weinberg und Schumann. Die Geigerin Franziska Hölscher (künstlerische Leiterin der Kammermusikreihe »Klangbrücken« im Konzerthaus Berlin) bildet ein Duo mit der lettischen Pianistin Lauma Skride – beide alles andere als Randfiguren in der Musikszene.

7. September: Das Szymanowski Quartett aus Warschau spielt natürlich ein Streichquartett seines Namensgebers – die Nummer 1. Und von dem polnisch-französischen Komponisten Alexandre Tansman hat das Ensemble dessen 4. Streichquartett mitgebracht. Umrahmt werden die beiden Vertreter der Klassischen Modernen von Mozart (KV 465) und Beethoven (Streichquartett op. 135).

8. September: Von Tansman ist auch die Suite Divertissement für Klavierquartett ins diesjährige Programm aufgenommen worden. Das hier seit 2015 bekannte und stets begeistert aufgenommene Notos Quartett spielt außerdem Mozarts KV 493 und zum Abschluss der Festwoche Brahms Klavierquartett c-Moll op. 60 – übrigens eine Erstaufführung bei den 36. (!) Traunsteiner Sommerkonzerten.

Warum die Erwähnung der vielen Preise und Auszeichnungen? Sie verweisen darauf, dass das Festival auch in diesem Jahr wieder mit sehr hohem Niveau antritt, das hohe Erwartungen erfüllt. Der Bayerische Rundfunk schneidet drei Konzerte mit und stellt dem Festival dankenswerterweise wieder einen Steinway D-Flügel zu Verfügung. Der wird auf der Bühne der Aula im Annette-Kolb-Gymnasiums stehen. Der moderne Raum ist alles andere als eine schwache Notlösung während der Bauarbeiten rund um die Klosterkirche. Im Gegenteil: die Aula bewährt sich dank ihrer guten Akustik und architektonischen Großzügigkeit immer wieder für Konzerte. Und so freut sich die Organisatorin Imke von Keisenberg über das Entgegenkommen der Schulleitung.

Das ausführliche Programm findet man unter www.traunsteiner-sommerkonzerte.de, Kartenreservierung ist unter Telefon 0861/2099660 möglich.

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