Mit einem echten Paukenschlag feierte das Museum DASMAXIMUM in Traunreut zusammen mit über 200 Besuchern den Auftakt eines dreifachen Jubiläumsjahrs: Der Stifter Heiner Friedrich begeht seinen 85. Geburtstag, der Freundes- und Förderkreis DASMAXIMUM e.V. wird zehn Jahre alt und auch das Leuchtturm-Projekt »Wort:Bilder« geht in sein zehntes Jahr.
Eine Reihe weiterer »Veranstaltungsschmankerl« sollen folgen, hob Freundeskreis-Vorsitzender José Hazañas in seiner Begrüßung hervor. Die erlebnisreiche Sonderveranstaltung »Dan Flavin bei Nacht« zeigte einmal mehr, dass das Museum in Traunreut europaweit zu den führenden Häusern für zeitgenössische Kunst aus Deutschland und den USA gehört. Erstmals war die neunteilige Lichtinstallation »European Couples« (1966 bis 1971) des weltweit bedeutendsten Lichtkünstlers außerhalb der regulären Tageslicht-Öffnungszeiten in einem Happening zu sehen.
Durch die farbig erleuchteten Fenster strahlte das Kunstwerk beinahe magisch in die umgebende Dunkelheit hinaus. Ein kleiner Workshop gab eine Einführung für Kinder. Die Arbeit gehört zu den frühen Hauptwerken Flavins (1933 bis 1996) und ist Paaren gewidmet, die seinerzeit eher unbekannt waren, heute aber zu Größen der Kunstwelt zählen.
Museumsleiterin Dr. Maria Schindelegger und ihre wissenschaftliche Mitarbeiterin Vanessa Zmudzinski führten in das Werk von Dan Flavin und das große Engagement von Heiner Friedrich für die Kunst in den USA und Deutschland ein. Mit ihrem Einblick in den lebenslangen Austausch zwischen dem Galeristen und Kunstförderer Friedrich und dem zum Teil extravaganten Minimalismus-Künstler Flavin machten beide die besondere Dimension der Lichtinstallation in Traunreut deutlich. Sie ist weltweit die einzige vollständige Dauerinstallation der »European Couples«.
Nicht zuletzt das Studium der Lichtwirkungen in den altmeisterlichen Gemälden von Rembrandt hatte Flavin dazu inspiriert, quasi direkt mit Licht zu malen. Auf ganz unkonventionelle Weise gelang es ihm dabei, mit industriell gefertigten Leuchtstoffröhren und minimalistischen, abstrakten Formen, das Licht vom Einsatz in der Reklamewelt zu lösen und in Kunst zu verwandeln.
Dass der Betrachter der »European Couples« im Flavin-Pavillon des Museums DASMAXIMUM quasi Teil des Kunstwerks mit seiner Lichtmalerei wird, wurde gerade im Rahmen der Nachtöffnung körperlich spürbar. Die Brillanz des von den neun Quadraten aus jeweils sechs Leuchtstoffröhren ausgesandten Lichts an den weißen Wänden gewann so eine ganz neue Intensität. Ebenso sorgten die unterschiedlichen, sich teilweise überlagernden Mischungen der vier unterschiedlichen Weißtöne sowie der Rot-, Gelb-, Blau-, Grün- und Pink-Farbtöne in den Eckinstallationen immer wieder für Erstaunen und Ergriffenheit bei den Besuchern. Für ergänzende Genüsse sorgten Spezialitäten aus dem Foodtruck des Landgasthofs Hittenkirchen.
»Der Original-Aufbau durch Steve Morse, einen der engsten Mitarbeiter Flavins, in Traunreut, macht die Lichtinstallation und die Korrespondenz der Farbtöne für mich immer wieder zu einem besonderen Erlebnis«, gestand Dr. Birgit Löffler, Kulturbeautragte des Landkreises und ehemals Leiterin des Museums. »Die fast greifbare Ausbreitung des farbigen Lichts im Raum, seine Überschneidungen und die farbigen Schatten sind eine echte Sensation«, kommentierte Helmut Mühlbacher, Künstler und Landschaftsarchitekt aus Traunstein. »Die Industrie und die Kunst an diesem ganz besonderen Ort im Stadtzentrum machen Traunreut zu einer echten Stadt des Lichts. DASMAXIMUM ist zu einem meiner Lieblingsorte geworden«, erklärte Ortsheimatpfleger Johannes Danner.
»Ich kenne Heiner Friedrich noch aus jungen Jahren, wir hatten viel Kontakt und auch den Künstlerschreck Dan Flavin habe ich noch selbst kennengelernt«, gestand Dr. Klaus-Jürgen Welcker aus München, der inzwischen Wahl-Chiemgauer ist. »An diesem einzigartigen Ort mit seinem kontemplativen, stillen Raumerlebnis, den man immer wieder besuchen kann, kommt Dan Flavin für mich zur Ruhe. Ein wohltuendes Erlebnis ganz im Unterschied zu den Wechselausstellungen in anderen Museen. Die besondere Situation des Lichts und der Ruhe erinnern mich an die Wirkung gotischer Kathedralen mit ihren Farbfenstern.«
Den guten Kontakt und lebendigen Austausch der ARGE Werbegemeinschaft Traunreut mit dem Museum DASMAXIMUM hob 1. Vorsitzender Peter Klück hervor. »Dank der Führungen wird die Faszination für Kunst geweckt. Wir sind stolz auf diese Einrichtung. Auch die Dan-Flavin-Nacht mit ihrem ganz besonderen Flair hat den Besuch für mich sehr lohnenswert gemacht.« Axel Effner