Wer ihn einmal erlebt hat, der weiß, dass sich der 1976 in Südtirol geborene Gitarrist und Komponist Manuel Randi in fast allen Stilrichtungen heimisch fühlt, ob Flamenco oder Tango, Jazz oder Latin, Blues oder Pop.
Und wenn dann noch zwei Spitzenmusiker wie Marco Stagni (Bass) und Mario Punzi (Schlagzeug/Cajon) hinzukommen und mit ihm ein Trio bilden, ist eine Steigerung kaum mehr möglich, steht ein Power-Trio auf der Bühne, das seinesgleichen sucht. Entsprechend erfolgreich verlief ihr Gastspiel in der Traunsteiner Kulturfabrik NUTS, wo sie jetzt zwei ausverkaufte Auftritte absolviert haben.
Bekannt durch Pixner
Einem breiten Publikum bekannt geworden ist Manuel Randi durch seine Mitwirkung beim Herbert Pixner Projekt, mit dem er auch weiterhin tourt. Mit seinem Trio hat er bislang drei Alben herausgebracht, alles Eigenkompositionen wie das herrlich melodiöse Stück »Toscana«, mit dem er seine beiden Konzerte im NUTS auch eröffnete, dynamisch und filigran zugleich. Ähnlich zupackend ging es weiter, zunächst rein akustisch, wobei der überaus sympathische Gitarrist zu fast jedem Stück eine kleine Geschichte erzählte, von seiner Familie, Freunden oder Situationen, die ihn zu diesen Melodien inspiriert hätten.
So klärte er sein Publikum nach zwei furiosen Ausflügen in spanische Rumba-Gefilde darüber auf, wie sein Slow Blues »After Dinner« entstanden sei, nämlich nach einem (zu) üppigen Mittagessen vor den Studioaufnahmen irgendwo in den Weiten der Po-Ebene. Oder er erinnerte mit »Swinging in Stainz« an die Stadt in der Steiermark, wo er vor ca. zehn Jahren »seinen Akkordeonisten« Herbert Pixner kennengelernt hat.
Etwas aus dem Rahmen fiel anschließend seine an der E-Gitarre gespielte Komposition zu Ehren des rumänischen Cembalo-Spielers Toni Iordache (1942 bis 1988), der unter Diktator Ceausescu mehrere Jahre lang eingekerkert war. Nach dem Samba »Pao de Acúcar/Zuckerhut« und der von Django Reinhardt inspirierten Gypsy-Jazz-Nummer »One For Matelot« ging es schließlich in die Pause.
Den zweiten Teil seines Konzerts eröffnete Manuel Randi mit einem seiner ältesten Tochter gewidmeten Flamenco, zu dem er anmerkte, dass der Flamenco ursprünglich eher einen Schmerz ausgedrückt habe, ähnlich wie der Blues. Als Überraschungsgast betrat anschließend die in Salzburg lebende Kubanerin Yinet Rojas Cardona die Bühne, die unter anderem bei den »Cubaboarischen 2.0« mitwirkt. Sie glänzte im Duett mit Manuel Randi nicht nur an der Gitarre, sondern hatte extra für den Abend auch ein wunderschönes (Salsa)Lied einstudiert.
Wieder an der E-Gitarre, überraschte Manuel Randi mit dem Tango-/Surf-Song »Buenos Aires«, bevor er mit dem Stück »Passacaglia« für den Höhepunkt des Abends sorgte, eine jazzige Hommage an J. S. Bach, die, angereichert mit atemberaubenden Improvisationen, fast zur Rocknummer à la The Who mutierte. Eine Bandbreite, die auch daher rührt, dass Manuel Randi als Jugendlicher in verschiedenen Speed-Metal-Bands gespielt hat, bevor er sich dem Flamenco zuwandte oder sich mit Django Reinhardt beschäftigte.
Im fulminanten Zusammenspiel mit seinen Mitstreitern Marco Stagni am Bass und Mario Punzi, der im Verlauf des Abends vom Cajon zum Schlagzeug wechselte, führte Manuel Randi so durch ein Konzert, das an Spielfreude, Energie und musikalischer Vielfalt kaum zu überbieten war. Entsprechend stürmisch fielen der der Applaus bzw. Ruf nach Zugaben aus.
Wolfgang Schweiger