In Anlehnung an seine frühere Band Cajetan ist Peter Rosenegger aus Surberg nun als facettenreicher Alleinunterhalter »Cajetan Solo« unterwegs.
Um seine Lieder an die Frau und an den Mann zu bringen, hat er sich als Solokünstler neu erfunden. Dass dies bestens ankommt, zeigte sich unlängst bei seinem Gastspiel im Vereinshaus Traunstein. Schon der Name seines aktuellen Programms »Kabarett-Muse« verrät aber, dass Rosenegger neben der Musik noch eine zweite Leidenschaft hat, das Kabarett. Dieser kabarettistischen Ader ließ er zwischen seinen schwungvollen und aussagekräftigen, boarischen Liedern freien Lauf und traf damit voll den Geschmack seiner Zuhörer. Seiner bereits im Vorfeld geäußerten Bitte, ihn doch bitte nicht im Genre »Musikkabarett« zu verorten, kam das bestens unterhaltene Publikum gerne nach und spendete immer wieder warmen Applaus. Es war der Lohn für die schwierigen Corona-Jahre, die Rosenegger dazu genutzt hatte, an einer erfolgreichen Solokarriere zu feilen.
Um vermeintliche »Ängste und Schiss« im gespannten Publikum schnell zu vertreiben, ließ Rosenegger gleich zu Beginn quasi prophylaktisch sein Mutmacher-Lied »Scheue dich nicht...« erklingen. Ganz bewusst mit hochdeutschem Titel für jene Leute, die der bairischen Sprache nicht ganz so mächtig sind. »Ich glaube, jetzt geht’s euch besser, ihr schaut’s scho mutiger aus«, wandte er sich anschließend mit einem zufriedenen Lächeln an seine sichtlich befreiten Gäste. Wissen wollte er es natürlich schon, warum sie gekommen waren, wegen des Kabaretts, der Musik oder der Muse, die ihn, wie gemunkelt wurde, vielleicht wachgeküsst und zur Rückkehr auf die Bühne bewegt hatte.
Am allerliebsten sei ihm aber das Kabarett-Publikum, so der Künstler, denn »das denkt mit und ist hart im Nehmen«. Freilich fühlte sich jeder angesprochen. »Cajetan Solo« konnte seinen Zuhörern im lockeren Plauderton auch ein paar Geheimnisse entlocken, beispielsweise, zu welchen Grundtypen des Gemeinschaftswohnens sie gehören. Ordnung sei bekanntlich das halbe Leben, aber manchmal könne auch eine Schlamperei heilsam sein, meinte er mit Verweis auf die Legende von der Erfindung der Laugenbreze. Das Lied »Heilsame Schlamperei« gab er mit seiner Bigband zum Besten.
Beim Stück »Da Kini is zwida« lernte man seine Rock'n'Roll-Band kennen. Doch damit nicht genug, auch seine Rockband, Irish-Folk-Band, Punkband, Blues-Funk-Band, ReggaeBand und Psychodelic-Rock-band gaben sich noch die Ehre. Rosenegger fühlt sich musikalisch fast überall zuhause.
Wie es sich für echtes Kabarett gehört, kam auch die Gesellschaftskritik nicht zu kurz. Ein Dorn im Auge sind Rosenegger »die vielen fetten Autos auf der Straße«, denen er das Lied »Autoadipositas« widmete. Der ein oder andere SUV-Fahrer im Saal dürfte sich angesprochen gefühlt haben. Auch das Internet, in dem jeder anonym zu allen Themen seinen Senf und Shitstorm dazu geben kann, bekam sein Fett weg. Protestsongs durften auch nicht fehlen. Die Gesellschaft müsse schauen, dass es allen gut gehe und jeder seinen Platz und sein Auskommen finde, appellierte »Cajetan Solo«.
Was fürs Leben mit nahmen die Besucher auch beim »Boarisch-Kurs«, in dem Mundartexperte Rosenegger damit verblüffte, dass die Ausdrücke »Gsäinbriaf« oder »Xeinbriaf« absolut genderneutral seien, was heutzutage ein großer Vorteil sei. Leider gebe es viel zu wenig Leute mit Gesellenbrief, auch in der Politik, bedauerte Rosenegger und fügte an: »Oder haben Sie schon mal von Politikern gehört, die wegen Plagiatsvorwürfen bei der Gesellenprüfung durch den Schlamm gezogen worden sind?« Die Lacher hatte er wieder auf seiner Seite. Diese Kombi aus Musik und Kabarett wird noch viele Leute beglücken.
Markus Müller