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Benjamin Engeli und Maximilian Hornung bei der Zugabe »Schön Rosmarin«; ganz links ist Maria Bittel als Umblätterin zu sehen. (Foto: Kaiser)

Ein mitreißendes Musizierfest zum Festival-Beginn

Sie sind in Traunstein keine Unbekannten mehr, die jungen Musiker Maximilian Hornung (Violoncello) und sein Duopartner am Flügel, Benjamin Engeli – doch wie sie die diesjährigen Traunsteiner Sommerkonzerte eröffneten, riss die inzwischen verwöhnten und auch kritischen Besucher zu wahren Beifallsstürmen mit dem berühmten Traunsteiner Getrampel hin.


Am Anfang ihres Konzerts stand Antonín Dvoráks Sonatine in G-Dur op.100 aus dem Jahr 1893. Dvorák schrieb sie in New York, widmete sie seinen musizierenden 10 und 15 Jahre alten Kindern und erhob so die runde Opuszahl zu einem Familienfest. Die Dvorák-Kinder spielten die Sonatine mit Violine und Klavier; inzwischen hat sich die Fassung mit Violoncello als gleichberechtigt durchgesetzt – unter Hornungs Händen wurde dieses Instrument dem Werk mitreißend gerecht. Zupackend ohne Brachialgewalt erklang so das frische Allegro risoluto, zärtlich ohne Sentimentalität kam der ruhige, beschauliche Schluss.

Ganz in die Melodien versunken zelebrierte Hornung das Larghetto, das Elemente nordamerikanischer Indianermusik zu enthalten schien. An die anderen »amerikanischen« Werke Dvoráks erinnerte auch das witzig-kurze Scherzo, bei dessen Musizierlust – man verzeihe dem Berichterstatter diese »späte« Erkenntnis – man Benjamin Engeli erst so recht als kongenialen Partner wahrnahm. Das finale Allegro lebte vom Gegensatz leidenschaftlicher Themen mit einer großen lyrischen Melodie und endete in einer rasanten, spannenden Coda.

Die »Variationen über ein slowakisches Thema« für Cello und Klavier aus dem Todesjahr von Bohuslav Martinu (1890 bis 1959) boten nach der Themavorstellung fünf ineinander übergehende Variationen von leidenschaftlichem Tiefgang und auch versponnenem Humor, eingebettet in eine unbändige, aus der tschechischen Tradition stammende Spielfreude.

Danach ereignete sich der Höhepunkt des Abends. Die vier »Lieder eines fahrenden Gesellen«, die Gustav Mahler (1860 bis 1911) 1883/84 getextet und komponiert hat, hatte Maximilian Hornung für Violoncello und Klavier arrangiert. Diese Gesänge, aus einem unglücklichen Liebeserlebnis hervorgegangen, verbinden Volksmusikmelodik und abgründige Schwermut, scharfe Dissonanzen mit blühendem Dreiklangzauber. Reduziert auf die Intimität des Duos wirkten diese Ochesterlieder durch die Intensität der gemeinsamen Interpretation um so eindrücklicher, besonders beim Trauermarsch-Gestus in »Die zwei blauen Augen von meinem Schatz«.

In der dreisätzigen Cellosonate »Pohádka« (»Märchen«) charakterisiert Leos Janácek (1854 bis 1928) den Prinzen Iwan durch ein rhythmisiertes, oft auch gezupftes Cello bei seiner Werbung um Prinzessin Marja, der er ein kantables Klavierthema zuweist. Dieses Spannungsverhältnis, das sich in den ersten beiden Sätzen entwickelt, wird im dritten zusammengeführt zu Gemeinschaft – kleine Tondichtungen, die man auch ohne Vorwissen versteht.

An der Cellosonate F-Dur op.6 arbeitete Richard Strauss (1864 bis 1949) von seinem 16. Lebensjahr an, er vollendete sie erst 1883. In seiner konservativen Haltung, stark an Mendelssohn und Schumann angelehnt, hatte das Werk bei den Zeitgenossen sofort Erfolg. Hornung/Engeli legten den 1. Satz kunstvoll, ja raffiniert an, musizierten ihn wuchtig und dicht. Im eleganten Andante überzeugte ihre behutsame Gestaltung. Aus dem nervös-frechen Thema des Finales, das sich motivisch durch den ganzen Satz zog, entwickelten sie interessante und beeindruckende Details, die schon auf die Tondichtungen und Opern von Strauss vorauswiesen.

Die Zugaben »reinigten« und erfreuten die Ohren durch »Gehobene Unterhaltungsmusik« von Fritz Kreisler; einfühlsam und delikat legten die Künstler »Schön Rosmarin« und »Liebesleid« vor. Engelbert Kaiser

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