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Fröhlich und gut gelaunt – so kannte man den leidenschaftlichen Musiker und Chorleiter Christian Günther aus Fridolfing, der am ersten Weihnachtsfeiertag an den Folgen eines schweren Unfalls gestorben ist. ( Foto: Veronika Mergenthal)

Ein erfülltes Musiker-Leben ist zu Ende gegangen

Am 13. Januar des kommenden Jahres hätte er seinen 81. Geburtstag feiern können – ein Alter, das man ihm weiß Gott weder ansah noch anmerkte. Im kommenden Jahr hätte er zudem nach 23 Jahren intensiver Mitarbeit seinen Teil an der künstlerischen Leitung des »Musiksommers zwischen Inn und Salzach« aufgeben wollen – zum passenden Anlass, dem 40-jährigen Bestehen dieser Musikreihe. Beides jedoch war Christian Günther nicht mehr vergönnt: Am 25. Dezember starb er in der Schön-Klinik in Bad Aibling an den Folgen eines schweren Verkehrsunfalls, der sich Ende August ereignet hatte, und wurde so von einem monatelangen Leiden erlöst.


Allen, die im Landkreis und darüber hinaus mit Musik, insbesondere mit Kirchenmusik zu tun hatten, ist Christian Günther seit einem halben Jahrhundert ein Begriff. Schon seit 1959 unterrichtete er Musik an der Realschule in Trostberg: Aus dem Chor, den er nach und nach an der Schule aufbaute, ist der bekannte Adam-Gumpelzhaimer-Chor geworden, dessen Auftritte vor allem bei den Konzerten in der Baumburger Kirche ungezählte Musikfreunde anlockte. Und es war nur folgerichtig, dass er sich dann auch überregional ins Musikgeschehen einbrachte – nämlich in die Gestaltung der Konzertreihe »Musiksommer zwischen Inn und Salzach«: 23 Jahre lang war er, zusammen mit Dr. Helmut Wittmann aus Seeon und Augustin Spiel aus Traunstein, einer der künstlerischen Leiter – und das bis zu seinem Unfall.

Christian Günther ist am 12. Januar 1933 in Fridolfing geboren und hat den größten Teil seines Lebens auch dort gewohnt. Ihm war in einem musikalischen Elternhaus zusammen mit seiner Schwester Marianne eine glückliche Kindheit vergönnt. Die Eltern betrieben ein Geschäftshaus, und der Sohn sollte eigentlich das Geschäft übernehmen. Er besuchte das Gymnasium in Traunstein, machte auch eine kaufmännische Ausbildung, begann aber bereits während dieser Zeit – ohne Wissen seiner Eltern – ein Musikstudium am Mozarteum in Salzburg. Als sich die Eltern letztlich mit seinem Berufsziel Musik einverstanden erklärt hatten, studierte er in München Musik und Pädagogik. Bereits während seines Studiums war er in seiner Heimatpfarrei Mariä Himmelfahrt als Kirchenmusiker tätig. Bereits seine erste Stelle war die Realschule in Trostberg, an der er zeitlebens unterrichten sollte. Eine Zeit lang hat er in den 70er Jahren auch den Chor des heutigen Studienseminars St. Michael in Traunstein geleitet.

Seit 1991 war Günther Mitglied der künstlerischen Leitung des »Musiksommers« und hat die Konzertreihe damit wesentlich geprägt, nicht zuletzt das Jubiläumsprogramm im kommenden Jahr. Wichtig war dabei die Forscher- und Entdeckerfreude von Christian Günther, die ihn zu einem häufigen und gern gesehenen Gast nicht zuletzt in vielen Klöstern machte – ständig auf der Suche nach alten Handschriften, die er mit seinem Chor und anderen Ensembles wieder zum Leben erwecken wollte und vielfach auch tat. Gerade in Südtirol war er viel unterwegs bei seiner Suche nach kirchenmusikalischen Kostbarkeiten. Denn an feierlicher Liturgie hatte Günther stets viel Freude.

Und, wie sein langjähriger Kollege Augustin Spiel, ehedem Leiter der Musikschule Traunstein, mit leichtem Schmunzeln zu Protokoll gab: Es war nicht so sehr die leise, bescheidene Musik, die Christian Günther liebte. Er mochte es, wenn die Musik ihre barocke Pracht und ihren vollen Klang entfaltete, wenn er volltönende Chorarrangements mit Orchester und Bläsern aufführen konnte: »Das war sein Leben.« So habe man sich bei der Auswahl der Werke für den Musiksommer durchaus schon mal »die Köpfe heiß geredet«. Denn wenn Christian Günther auch voller Humor war, ein freundlicher Gesprächspartner, der stets viel zu erzählen hatte, ein lockerer Typ, so konnte er doch, gerade was die Musik anbelangte, recht eigenwillig sein.

Der Adam-Gumpelzhaimer Chor ist Christian Günthers Vermächtnis. Begonnen hatte alles 1976 als Realschulchor. 1985 wurde als Hommage an den Trostberger Komponisten Adam Gumpelzhaimer dessen Name als Chorname gewählt. Diesem Chor hat Christian Günther seinen Stempel aufgedrückt, ihm seinen ganz eigenen und unverwechselbaren Stil gegeben, in großer Hinwendung zu geistlicher Musik und klassischen Werken. Nach mehr als 30 Jahren übergab Christian Günther 2007 seinen Dirigentenstab an Michael Anderl.

Durch seine jahrzehntelange Schwerpunktarbeit in Trostberg hat er sich neben Schule und Chor noch in einem dritten Bereich eingebracht: der musikalischen Aus- und Weiterbildung der Jugend. So gehörte Christian Günther zusammen mit Rektor Walter Zimmermann vor gut 30 Jahren zu den Gründern der Musikschule Trostberg mit späteren Zweigstellen in seiner Heimat, Fridolfing und Tittmoning. Auch der heutige Musikschulleiter Hans Bruckner weiß um Günthers Begeisterung für alte Musik: »In bayerischen, böhmischen und österreichischen Klöstern und Archiven nach vergessener Musik zu stöbern, war Christian Günthers Steckenpferd. Zusammen mit Karl-Heinz Ostermann und Erich Liebisch hat er zahlreiche Werke in lesbare Notenschrift gebracht; mit Chor und Orchester hat er sie in vielen Konzerten im Chiemgau neu erklingen lassen und auf Konzertreisen in Österreich, Tschechien, Polen, Italien, Ungarn und Frankreich aufgeführt. Von den gehobenen Notenschätzen zehren heute noch zahlreiche Chöre im Landkreis Traunstein und darüber hinaus.«

Und so ist es nur folgerichtig und ein schönes Zeichen der Wertschätzung, dass Schüler und ehemalige Schüler der Realschule Trostberg für ihn singen, wenn er am Freitag um 14 Uhr in seiner Heimatpfarrei Fridolfing zu Grabe getragen wird. Hans Eder

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