Längst sind es nicht mehr nur die treuen Gäste der Staudacher Musikbühne, die vor der Kulisse der Chiemgauer Berge auf dem »Bayerischen Meer« ihre Musik genießen, inzwischen scheint es sich im Süden der Republik herumgesprochen zu haben, dass eine ganz besondere Stimmung den Reiz jeder dieser »Musik-Kreuzfahrten« ausmacht. Die Auswahl an Bands ist groß: Die in- und ausländischen Gruppen kämen gerne an den Chiemsee, um auf einem Schiff zu spielen, berichtet Alexander Welte, der Veranstalter der Staudacher Musikbühne,
Die wohl die kürzeste Anfahrt und das größte Orchester hatten »De Chiemsee Dixies«, mit Franz Gnadl (Posaune), Andreas Lang-Ostler (Trompete), Thomas Schmid (Helikon-Tuba), Gabriele Otte (Saxophon), Dieter Piechatschek (Klarinette) und Simon Schwarz am Schlagzeug. Mit dem unvergessenen Klassiker von Frank Sinatra »Fly me to the Moon« zeigte Marius Mazur (Banjo und Gesang), warum er scherzhaft der »Elvis von Bernau« genannt wird.
Alle sieben Künstler lieben den Dixie und leben rund um den See verteilt, was lag also näher, die Band entsprechend zu benennen. Ihre Musik aber kommt aus einer anderen Ecke der Welt. Sie nahmen ihre Zuhörer nicht nur im Unterdeck mit auf eine musikalische Zeitreise in den Süden der USA. Oben, auf dem Freideck, bei milden Temperaturen und einem stimmungsvollen Sonnenuntergang, schienen sie mit einigen der bekanntesten amerikanischen Hymnen wie »When the Saints Go Marching In« oder »Glory Glory Hallelujah«, zeit- und örtlich auf einem alten Mississippi-Dampfer aufzuspielen.
Eine ganz andere Richtung schlugen »The Ramblers« auf dem Hauptdeck ein. Da ging´s mit Blues-Rock und Chicago-Blues richtig zur Sache. Hier rockte die Münchner Formation um Reinhard Soll (Lead-Gitarre und Gesang) und Hubert Hofherr mit seinem eindringlichen Blues-Harmonica-Spiel. Sänger und Gitarrist Mario Spelthan, der nicht nur bei »Honky Tonk Woman«, einem ihrer letzten Songs kurz vor Anlegen des Schiffes im Hafen von Prien, optisch und akustisch ein wenig an den Boss der Rolling Stones erinnerte. Nicht zu überhören war Noah Psunkewicz, der auf seiner Cajon sitzend, kräftig auf seine »Holzkiste« einschlug und mit dröhnendem Bass den Rhythmus vorgab. Als Gegenpol hierzu Ina Spang, eine junge Musikerin, die dezent im Hintergrund ihre Mandoline zupfte.
Kraftvoll und lebhaft, mit stets präsenter Blues-Stimme, präsentierte sich Alexandra Fischer, Sängerin und farbenfrohe Frontfrau der »Woodsidejumpers« auf dem Achterdeck. Mit Rhythm'n'Blues der 1940er und 1950er Jahre, Jazz, Swing, Boogie und Rock'n'Roll heizte die Band den Zuhörern ein. Boogie-Pianist Matthias Heiligensetzer, der erst vor kurzem beim Boogie-on-the-sea-Festival das Publikum begeistert hatte, ließ auch diesmal wieder seine Finger über die Tasten seines Kawai-Pianos fliegen.
Ein breites Spektrum bekannter Klassiker wie »Johnny be good« und »Rocket 88« standen ebenso auf dem Programm wie »Hey Bartender«, »Route 66« und manch eigene Arrangements. Gitarrist Chris Schlechtrimen und Robert Klinger am Kontrabass sowie Schlagzeuger Andy Kaufman vervollständigten das Quintett aus München.
Eine herrliche Sommernacht auf dem Chiemsee, gute Musik bei bester Stimmung und ein prächtiges Feuerwerk bleiben wohl allen in guter Erinnerung. Reiner Strasser