Christian Springer behauptete, dass alles, was er auf der Bühne erzählt, auch wirklich wahr sei: »Wir Kabarettisten müssen uns nichts ausdenken. Die Politik bietet so viel, das ist Stoff für die Programme der nächsten 30 Jahre.« So konnte er beispielsweise erklären, warum Seehofer und Merkel sich in letzter Zeit nicht mehr verstehen. Er führt das zurück auf einen Besuch von Seehofer in Saudi-Arabien vor mehr als einem Jahr, wo der bayerische Ministerpräsident Panzer verkaufte und dafür in der Presse zerrissen wurde. Dabei seien das gar nicht seine Panzer gewesen, sondern die der Merkel, die aber von der Kritik gar nichts abbekommen habe. Das nehme er ihr noch immer übel. Aber vielleicht habe sich die Bundeskanzlerin gedacht, das soll der Seehofer machen, denn »Bayern liegt ja doch näher an Saudi-Arabien dran als Berlin, auch ideologisch«.
Für den Kabarettisten sieht es rückblickend so aus, als ob jemand bewusst immer wieder neue Ängste in der Bevölkerung schürt: »Ich glaub, ein Geheimministerium lässt sich immer wieder neue Probleme einfallen, um den Leuten Angst zu machen. Und wir Deppen fallen darauf herein.« Letztes Jahr sei es erst Ebola gewesen, dann die Ukraine-Krise, die Griechenland- und Eurokrise, dann die Flüchtlingskrise und der Terror. Die erstgenannten seien bei weitem nicht gelöst. Dennoch spreche keiner mehr darüber, weil immer neue Katastrophen die vorherigen ablösen.
»Wahnsinnig« macht den Münchner in letzter Zeit auch, dass und warum die Bundeswehr in Mali einmarschiert ist. Das dürfe man aber so gar nicht sagen. Der richtige Ausdruck für den Einsatz sei »Ertüchtigungsinitiative«. Angeblich sei man in dem Land wegen der Islamisten. In Wahrheit sei das Land jedoch ein Paradies für deutsche Konzerne, die die dort vorkommenden Metalle der seltenen Erden für ihre Produkte wie Handys und andere Elektrogeräte brauchen. Ein Bruder der Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sei Chef eines solchen Konzerns, der im Nachbarland von Mali operiert. »Zufälle gibt’s.« Springer, der zugibt, sein Studium nie abgeschlossen zu haben, gibt in seinem Programm gern auch geschichtliche Fakten bekannt.
Er erzählt ausführlich, dass das erste Bierzelt 1810 anlässlich der Trauung von König Ludwig I. ein muslimisches Zelt gewesen sei, ein Beutestück des Kampfes gegen die Türken vor Wien. So urbayerisch sei das gute alte Bierzelt also gar nicht, wie viele glauben. Auch versteht er das »Gschiß« um die »starke Frau Angela Merkel« nicht. Es habe schon ganz andere starke Frauen in der Geschichte gegeben, beispielsweise die Amazonen, die jeden Kampf gewannen, einfach nur weil sie oben ohne auf dem Schlachtfeld erschienen und die Männer dadurch völlig verwirrten.
Christian Springer war sich der Tatsache sehr wohl bewusst, dass er in einer Schule auftrat, und fürchtete schon die Verbesserungen der Lehrer, was er alles falsch wiedergegeben habe. Der Kabarettist hat aber eine gute Entschuldigung, saß er doch in der Schule in so manchem Fach auf einem so ungünstigen Platz, »do hob i überhaupt nix mitkriagt«.
Am Ende seines Programmes, währenddessen Christian Springer wie ein Wasserfall gesprochen und sich in Rage geredet hat, ermuntert er die Zuhörer, ihr Leben zu genießen: »Wir sind hier in einem absoluten Paradies, uns geht es so gut.« Probleme habe es immer gegeben und werde es immer geben. Wenn man aber abwarten wolle, dass es auf der Welt irgendwann besser wird, könne es zu spät sein: »Also lachen sie viel und lassen sie es sich gut gehen, sonst ist das Leben auf einmal vorbei.« Pia Mix