Eine »Neue Welt« aus der alten also. Könnte das nicht auch für Herbert Blomstedt gelten? Er ist mit seinen knackigen 88 Jahren der Doyen seiner Zunft, hüben wie drüben leitete er Orchester, ist hoch angesehen da wie dort. Heuer führt er die Tournee des Gustav-Mahler-Jugendorchesters, jetzt machte man Station in Salzburg.
Was können die jungen Leute profitieren, wenn sie mit ihm etwa Mozarts »große« Es-Dur-Symphonie KV 543 erarbeiten? Eine in unserem Musikbetrieb rar gewordene, interpretatorische Unaufgeregtheit, die aus sich heraus schon wirkt wie aus einem anderen Jahrhundert. Sanft grundgetönt, auch in den dramatischen Moll-Einschüben des Andante-Satzes zwar nachhaltig an-, aber nicht aufregend. Äußere Effekte haben in solchem Musizieren nichts verloren, schon gar nicht im Finalsatz, den Herbert Blomstedt nicht wie ein Perpetuum mobile laufen lässt, sondern in dem er die paar Generalpausen sehr bewusst als Wellenbrecher für die andauernde Bewegung einsetzt.
Das gilt in ähnlicher Weise auch für Dvoraks Symphonie »Aus der Neuen Welt«: Viel Ruhe bringt Blomstedt auch da hinein, lässt den Holzbläsern und den Streichergruppen Luft zum Atmen, Zeit zum genauen Formulieren. Sieht man Blomstedts sanftes Lächeln und die Mienen der ihm anvertrauten jungen Leute, dann fühlt man Gelöstheit, Zufriedenheit. Keine schlechten Parameter für einen symphonischen Knaller. Reinhard Kriechbaum