Der heimische Bildhauer Konrad Kurz aus Petting ist fast 89-jährig verstorben. Am kommenden Samstag, 1. April findet die Urnenbestattung an seinem Wohnort statt.
Konrad Kurz, am 3. Februar 1934 in Passau geboren, gehörte zu den bekanntesten zeitgenössischen Bildhauern in unserem Landkreis, in der Chiemgau-Region und darüber hinaus. In vielen Städten Deutschlands waren seine Arbeiten in Galerien, Kunstvereinen und Kunsthäusern sowie im Goethe Institut in London ausgestellt. Am 28. Januar ist Konrad Kurz kurz vor seinem 89. Geburtstag verstorben. Er hat in mehr als fünf Jahrzehnten künstlerischem Schaffen ein umfangreiches Oeuvre geschaffen und beschritt als Bildhauer konsequent und auch erfolgreich seinen künstlerischen Weg.
Zahlreiche Einzelausstellungen im In- und Ausland, eine ganze Reihe von Ausstellungsbeteiligungen sowie mehrere Publikationen begleiteten sein langes Kunstschaffen. Viele seiner Werke befinden sich in öffentlichem Besitz. Es ging Konrad Kurz stets darum, in einer von ihm als zutiefst gefährdet empfundenen Zeit die Gestalt des Menschen und die Natur zu bewahren. Als Auftrag, als Verpflichtung, die gegenständliche Schönheit und Würde des Schöpfungswerkes in der Bildhauerei auszudrücken, das war immer sein Streben. Er lebte und arbeitete als Bildhauer in Petting am Waginger See.
Griechische Plastik als höchstes Muster
Konrad Kurz studierte an der München Akademie bei den Professoren Lothar Diez und Gregor Kruk. Außerdem absolvierte er eine Ausbildung als Bronzegießer bei Otto Strehle. Nach seiner Akademiezeit beeinflussten ihn Bildhauer wie Barlach, Lehmbruck oder Maillol und als höchstes Muster die griechische Plastik. Sie prägten das Bemühen des Künstlers, flüchtiges Leben in dauernde Form zu verwandeln, seine Konzentration auf das Wesentliche, unverwechselbar Eigene eines jeden Geschöpfs, seine Ehrfurcht vor dem Objekt und sein daraus resultierendes Streben nach Objektivität.
Die Bewahrung des Humanen und Kreatürlichen durch eine an der abendländischen Tradition geschulten Plastik, die zugleich von der modernen Autonomie der künstlerischen Mittel weiß, um diese gleichwohl gegenständlich zu binden und den Gegenstand unterzuordnen, auf diesem schmalen und unzeitmäßigen Weg gegen alle Einseitigkeiten lag die besondere Leistung und das Kunstschaffen des Rupertiwinkler Bildhauers. Zu seinem umfangreichen Oeuvre zählen Männer-, Frauen- und Kinderporträts, Standbilder, Torsi, Reliefs, kleine Figuren in Einzeldarstellung wie auch in Gruppenszenen sowie auch religiöse Darstellungen.
Ideen reiften jahrelang
Tradition und Kontinuität zeichnen sein Werk aus. Stets hatte Konrad Kurz zahlreiche Ideen und Gedanken, die er geduldig jahrelang überdachte und reifen ließ, um sie schließlich dann in Bronze auszuarbeiten. Konrad Kurz' humanes Menschenbild zeigt sich in klaren Porträts und anmutigen Figuren. Meisterlich beherrschte er die bildhauerischen Mittel. Durch sensible und spannungsreiche Oberflächengestaltung, die von weichen über harte Strukturen bis zu polierten Teilen alles aufweist, erzielt Kurz in seinen großfigurigen Arbeiten wie auch in den kleineren Figuren die Wiedergabe von Gefühlen und Ideen, die zu einem haptischen und optischen Genuss werden.
Verständnis über die realistische Abbildung hinaus
Verständnis und Wiedergabe der menschlichen Gestalt gehen in den Werken des Pettinger Künstlers über die realistische Abbildung häufig hinaus, sie fordern Einsichten in das menschliche Sein ebenso wie den Bezug zur Tradition. Er sieht die Figuren nie auf Ausdehnung, sondern immer auf Tiefe hin an und verleiht durch diese Modellierweise seinen Arbeiten ein hohes Maß an Geschmeidigkeit. Konrad Kurz zeigt nicht nur die Vorliebe für streng geschlossene Figuren, sondern auch für Statuen mit reichem, lebendigem und raffiniertem Aufbau. Drapierungen der Gewänder sind reduziert, eine leichte Fältelung wechselt mit tief unterhöhlten großen Faltenzügen ab, die oftmals den schmalen hohen Aufbau der Figuren bestimmen.
Auch bei seinen kleinen Arbeiten, die er parallel zu seinen großen Figuren arbeitete, vermag Konrad Kurz Innerlichkeit, Grazie und Expressivität verschmelzen zu lassen. Die kleinen Statuetten, oft nicht größer als eine Handspanne, halten an Einfällen und Variationen fest, was in den großen Figuren als Nuance und in der Reduktion auf das Allgemeingültige steckt. In seinen Plastiken geht es um die innere Gesetzmäßigkeit einer harmonisch proportionierten Figur, um den urbildhaften Entwurf der menschlichen Gestalt.
Überflüssige Teile werden weggelassen, denn sie lenken die Aufmerksamkeit von den wesentlichen Linien und von der Seele ab, die er wiedergeben will. Er ist überwiegend bestrebt, in einem Werk das Wesentliche auszudrücken und nicht geneigt, Einzelheiten zu häufen. Als Bildhauer schwankte er zwischen Ausdrucksvollem und dem Statischen, sein Zugehörigkeitsgefühl war geteilt zwischen Griechentum und »Moderne«. Das Lebenswerk von Konrad Kurz stellt einen Zustand vor Augen, Statik an Stelle von ständiger Veränderung, Kontemplation an Stelle von Betriebsamkeit, eine wachsende Erfahrung durch das Sehen an Stelle des Reagierens auf Sensationen.
Mit Konrad Kurz haben die Kunstwelt und die Region Südostoberbayern einen herausragenden und bedeutenden Künstler sowie einen wertvollen Menschen verloren. Sein Lebenswerk wird für die Nachwelt unvergessen bleiben. Seinen letzten Ruheplatz findet Konrad Kurz auf den Friedhof in Petting. Die Trauerfeier mit Urnenbeisetzung findet am Samstag, den 1. April um 11 Uhr in Petting statt. Gabriele Morgenroth