Zu sehen sind Menschen aus Olbrichs familiärem Umfeld wie ihre Söhne oder sogenannte »Originale« innerhalb Ihrer Familie sowie Bilder, die Menschen aus der Zeit des beginnenden 20. Jahrhunderts darstellen, die von der bekannten Fotografin Imogen Cunningham fotografiert worden sind. Olbrich hatte zu dem Trust Kontakt aufgenommen, der diese Fotografien verwaltet und die Erlaubnis erhalten, diese Fotos noch einmal auf Ihre eigene Art zu interpretieren.
In der Laudatio, die Theaterleiter Maximilian Berger anlässlich der Vernissage hielt, erwähnte er die »sanfte Intensität«, die von all ihren Bildern ausgehe und das Interesse des Betrachters wecke. Diese geheimnisvolle, sanfte und unaufdringliche Intensität, die jede Persönlichkeit auf diesen Bildern ausstrahlt, ist es, die einen beim Betrachten der Gemälde so berührt. Christine Olbrich zeigt die Menschen komplexer und vielschichtiger, als sie es vielleicht auf den ersten und zweiten Blick sind.
Dem gestrengen Herrn aus dem Cunningham-Bildarchiv etwa hat sie die Strenge im Gesichtsausdruck zwar nicht nehmen können oder wollen, aber das, was vielleicht dahinter in der Tiefe »schlummert«, ist mit einem verspielten Tapetenhintergrund von der Künstlerin wunderbar pointiert angedeutet. Die manchmal etwas rätselhaften Titel ihrer Bilder wirken assoziativ und öffnen den Blick für die verschiedenen Lebenssituationen der so Dargestellten. Die Beschäftigung mit dem Thema Schuld und Freispruch während ihrer Arbeit an den Bildern, ist in den Gesichtern der Porträtierten wahrzunehmen. Auch robusteren und fröhlichen Personen ist die Zerbrechlichkeit des Lebens anzusehen, in dem ein jeder mit fortschreitendem Alter, ob gewollt oder nicht, Schuld auf sich lädt, und auch davon weiß. Dass sind die Geheimnisse, die ein jeder mit sich trägt und meist mit sich selber ausmachen muss. Christine Olbrich hat einen liebevoll-interessierten Blick auf diese sehr menschliche Fehlerhaftigkeit, und integriert mit Farbe und Pinsel diese zu einem komplexen Gesamtbild.
Die Ausstellung »X Mal Kollateral« – Psychologie von Gesicht und Körper – ist ein Zyklus von 52 Ölgemälden, von denen 25 Bilder in Traunstein zu sehen sind. Diese absolut sehenswerte Ausstellung, die anlässlich der Vernissage von einer Beleuchtungsfirma wunderbar in Szene gesetzt wurde, ist immer an den Tagen von Theateraufführungen zu sehen. Die Öffnungszeiten sind dann von 18 bis 21 Uhr, die Ausstellung ist noch bis 28. Februar zu sehen. Barbara Heigl