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Sichtlich Vergnügen hatten die Musiker von »Schariwari« bei ihrem Konzert im Studiotheater des Traunreuter k1. (Foto: Marietta Heel)

»Der Mensch geht vor«

Sie zählen zum Urgestein der bayerischen Folkrock-Szene und sind noch immer auf Achse, 46 Jahre nach ihrer Gründung. Zwar ist von der ursprünglichen Besetzung nur noch der Sänger, Gitarrist und Komponist Günther Lohmeier mit von der Partie, der Sound von »Schariwari« hat sich jedoch nicht verändert. Und kommt auch heute noch bestens an, wie ihr Auftritt im fast ausverkauften Studiotheater des Traunreuter k1 eindrucksvoll bewies.

Eine Erfolgsgeschichte, die ihren Anfang nahm, als Günther Lohmeier und der mittlerweile verstorbene Hans Reupold den bayerischen Blues eines Willy Michl für sich entdeckten. Diese Richtung wollten die beiden jungen Musiker aus dem Landkreis Ebersberg auch einschlagen: schwungvolle (Mundart)Lieder mit pfiffigen, aussagekräftigen Texte, mit denen man sich identifizieren kann. Heraus kam ein Repertoire an Liedern, die meist von Liebe, Freundschaft, Freiheit und der Suche nach dem Glück erzählen, aber auch mal soziale Missstände aufs Korn nehmen.

Wie zum Beispiel auf ihrem 1979 erschienenen Debüt-Album »Leit, schaugt‘s uns ins Gesicht«, wo neben ihrem Klassiker »Sommernacht« auch das Lied um die »Kirchseeoner Frösche«, die dem Fortschritt weichen müssen, zu finden ist. Bereits 1981 erschien mit »Der Mensch geht vor« ihr zweites Album, für das sie im Jahr darauf von der Deutschen Phono-Akademie ausgezeichnet wurden. 1995 erhielten sie den Preis für Songpoeten der Hanns-Seidel-Stiftung, und für das zwischenzeitlich erschaffene Mystical »Bayerische Rauhnacht« erhielten sie 2004 sogar den deutschen Rock- und Pop-Preis in der Kategorie Musical.

Nun standen sie wieder einmal auf der Bühne, und los ging's mit Fernweh bei »Da Wind« und verpassten Chancen bei »Wieder da«. Auf böse Kapitalisten, die so manche »Altstadt« zu Tode modernisieren, folgte der ebenso aktuelle Titel »Die Zeit ist reif« (für neue Ideen) und von Kinderfreuden wurde bei »Drachen« erzählt. Längere Ansagen oder Erklärungen zu den einzelnen Liedern gab es dabei kaum. Nur bei »Irish Whiskey« erfuhr man, dass das Lied einem irischen Freund gewidmet sei, der nach dem sogenannten »Blutsonntag« in der nordirischen Stadt Derry Trost im Alkohol gesucht habe. Eine Überraschung hingegen war die einzige Cover-Version, die sie an diesem Abend zum Besten gaben: »A Walk on the Wild Side« von Lou Reed, von Mastermind Günther Lohmeier ins Bairische übertragen.

Neben ihm agierten dabei langjährige Weggefährten der Band. So hatte Franz Meier-Dini, der schon ein halbes Jahr nach der Gründung zur Band gestoßen war und bis 1985 zur festen Besetzung gehörte, den Bass übernommen. Als Schlagzeuger fungierte Stevie Moses, der als Tontechniker bereits in den 80er Jahren in der Band aktiv war, und Rudi Baumann, der seit über 40 Jahren in diversen Bands und Formationen mit Günther Lohmeier musiziert.

Zu hören waren in Traunreut vier tolle Musiker, die mit sichtlichem Vergnügen ans Werk gingen und »Schariwari« zur Freude des Publikums hoffentlich noch lange am Leben erhalten werden.

Wolfgang Schweiger

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