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Zum Thema Tod und Vergänglichkeit treten in diesem Raum Werke des Malers und Grafikers Hans Prähofer mit Arbeiten des Holzbildhauers Andreas Kuhnlein in Dialog. Die Ausstellung »Dem Menschsein auf der Spur« in der Burg Tittmoning ist bis 1. September zu sehen. (Foto: Effner)

Dem Menschsein auf der Spur

Verschiedene Künstler miteinander in Dialog treten zu lassen, ist ein mitunter sehr spannendes Unterfangen. Noch dazu, wenn es um ein bestimmtes Thema geht. »Dem Menschsein auf der Spur« ist eine aktuelle Ausstellung überschrieben, die noch bis 1. September auf der Burg in Tittmoning zu sehen ist. In den Räumen des Fürsten- und des Prälatenstocks treffen die Werke des Unterwössener Bildhauers Andreas Kuhnlein auf die Gemälde und grafischen Werke des 2005 in Mün-chen gestorbenen Künstlers und Schriftstellers Hans Prähofer.


Zustandegekommen ist die Ausstellung dank groß-zügiger Unterstützung durch die Familie Prähofer und die Kreissparkasse Altötting-Mühldorf. Diese hat bereits zu Lebzeiten des in Traunstein geborenen Künstlers einen großen Werkfundus erworben, wie Kulturreferent Josef Wittmann in seinen einleitenden Worten bei der Ausstellungseröffnung hervorhob. Er schilderte die Schwierigkeiten der Bildauswahl für die auch als Prähofer-Retrospektive angelegte Schau. Die große Vielfalt der Themen und Darstellungen Prähofers stellte Bürgermeister Konrad Schupfner in seiner Rede heraus. Zugleich tritt damit auch schon eine der grundlegenden Schwierigkeiten der Ausstellung zutage: Aus dem künstlerischen Dialog wird speziell im Carabinierisaal des Prälatenstocks und den angrenzenden Räumen eher eine inhaltlich überfrachtete Konfrontation. So bilden Prähofers Akte und seine abstrakt gehaltenen Baumdarstellungen durchaus reizvolle Bezüge zu Kuhnleins monumentaler Kritik am Umgang des Menschen mit der Schöpfung. In dessen »Troika« ziehen drei Männer ein schwimm-untauglich gewordenes Boot, in dem ein Hund und eine Schwangere ihnen nachblicken und auf einen Kurswechsel vor dem Untergang hoffen. Starke Bilder – intensive Themen: Angesichts der dichtgepflasterten, heiteren Sonnenblumenbilder fragt man sich dann aber, ob man dem Zuschauer eine allzu dichte Aufladung des Raums lieber doch nicht zumuten will. Ebenso wird die körperlich spürbare, drangvolle Enge des vergitterten Raums mit Kuhnleins bedrückender »Isolation« durch eine beliebig wirkende Auswahl der Werke Prähofers konterkariert: »Weinendes Kind«, »Zirkus«, »Perchten« oder ein Porträt von Prähofers Tochter Gerhild.

Die Ausstellung macht deutlich, dass beide Künstler Meister ihres Fach sind, aber dem »Menschsein« auf ganz unterschiedlichen Spuren folgen. Prähofer als Kriegsteilnehmer, Lokal- und Gerichtsreporter, später als Schriftsteller, Grafiker, Illustrator und Porträtist mit Humor, expressivem Strich und psychologischem Feingefühl. Die Werke des Bundesverdienstkreuzträgers wurden unter anderem in New York City und Detroit gezeigt. Sehenswert sind speziell seine Hinterglasbilder, darunter auch zwei Selbstporträts.

Während die Werke Prähofers dessen Beobach-tungsgabe und Milieuvielfalt seiner Sujets erkennen lassen, lotet Kuhnlein in seinen mit der Kettensäge martialisch »Zerklüfteten« existentielle Fragen des Menschseins aus. Seine Figuren und Ensembles laden Räume auf, packen den Betrachter emotional oder faszinieren durch ihre Fragilität und Verletzlichkeit.

Wie der künstlerische Dialog gelingen kann, wird im Obergeschoß des Fürstenstocks deutlich. Fünf Bild-nisse Prähofers zum Thema Tod korrespondieren dort mit einer Installation (»Gespeichertes Leben«) und einer unheimlich anmutenden Figurengruppe (»Letzter Gruß«), in denen Kuhnlein zum Nachdenken über Alterungsprozesse, Vergänglichkeit und das Sterben anregt.

Ein glimpflich ausgegangener Notarzteinsatz wäh-rend der Vernissage machte deutlich, wie nah Kunst oft die Wirklichkeit streift. Beeindruckt von der facettenreichen Ausstellung zeigte sich unter den rund 300 Besuchern nicht zuletzt Volksbarde Fredl Fesl. Josef Irgmaier sorgte am Keybord dafür, der Eröffnungsfeier auch musikalisch Glanzlichter aufzusetzen.

Die Ausstellung ist bis 1. September täglich außer Montag von 14 bis 17 Uhr zu sehen. Axel Effner

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