Ein Paar steht in Grassau eng aneinandergeschmiegt und blickt in den Himmel. Der Mann hält seine Hand schützend vor seine Augen, während die Frau nach oben deutet.
Was sehen die beiden Figuren? Den bairischen Himmel, Vögel oder vielleicht Unheil nahmen? Man weiß es nicht und die neue Skulptur »Himmigucker«, gefertigt von der Oberwössner Künstlerin Monika Stein lässt hier viel Interpretationsspielraum. Feierlich, mit vielen Kunstinteressierten und Kunstschaffenden wurde die Freiluftausstellung eröffnet. Musikalisch umrahmt wurde die Feier von Wolfgang und Valentin Diem.
Es ist nunmehr die zweite Skulptur, die in der Freiluftgalerie präsentiert wird. Bürgermeister Stefan Kattari erklärte, dass die Outdoorgalerie, initiiert von Kulturbeauftragten Dr. Hans Grabmüller, Künstlern die Möglichkeit der Präsentation von Kunstwerken für einen gewissen Zeitraum im öffentlichen Raum und der Bevölkerung barrierefrei die Wahrnehmung von Kunst ermöglichen möchte. Wie Dr. Hans Grabmüller ergänzte, habe die Marktgemeinde Grassau in den letzten Jahrzehnten mehrfach Skulpturen im öffentlichen Raum angeschafft und aufgestellt.
In der Outdoorgalerie, hier unter dem Baum direkt vor dem Eingang zum Hefterstadel, sei es so vorgesehen, dass die Kunstwerke für längstens ein Jahr ausgestellt werden. Damit, so Grabmüller, kommen mehr Künstler zum Zuge, können ihre Kunstwerke präsentieren und die Bürger profitieren von der Abwechslung. Die Idee sei, nun mit einem einzelnen Standort zu beginnen und die Outdoorgalerie auf weitere Standorte auszuweiten.
Die Aktion werde jährlich ohne Vorgaben an Material, Inhalte und Ausführung neu ausgeschrieben. Künstler können ihre Vorschläge einreichen und eine Jury wählt dann den Preisträger, der nicht nur sein Werk präsentieren kann, sondern zudem noch ein Preisgeld von 1000 Euro erhält. Letztes Jahr wurde erstmalig ein Kunstwerk, die Skulptur »Leurs de viande« von Valentin Diem präsentiert. Dieses Jahr gewann Monika Stein aus Oberwössen die Ausschreibung und kann nun für ein Jahr ihre Skulptur »Himmigucker« zeigen.
Dr. Grabmüller beschrieb sie als ungewöhnlich vielseitige Künstlerin, die sich neben dem Schaffen von Skulpturen auch der Malerei widmet und bereits einige außergewöhnliche Werke im öffentlichen Raum präsentiert hat. Er verwies dabei auf die Figurengruppe, bestehend aus 14 Skulpturen und geschaffen als Kreuzweg, bei der die Themen Flüchtlingskatastrophe, Waffenlieferungen und Klimawandel thematisiert werden. Grabmüller freute es, dass Moni Steins Skulptur »Himmigucker« nun auch in Grassau den öffentlichen Raum ziert.
Begeistert von dem schönen Platz der Outdoorgalerie zeigte sich die Künstlerin Monika Stein, die sich, wie sie erklärte, in ihrer Werkstatt in Brem, einer ehemaligen Schreinerei, ausleben kann. Neben der Malerei und Drucktechniken widme sie sich der Fertigung von großen Skulpturen, vorzugsweise aus Beton. Sie wählte den Werkstoff, da sich dieser für große Figuren eigne und in Aufbautechnik verwenden lasse. Eine große Platte mit Eisenstange sei das Grundgerüst. Schichtweise wird der Beton aufgetragen und bearbeitet. Dabei müssen Trocknungszeiten von ein bis zwei Tagen eingehalten werden, was den Arbeitsprozess verzögert. Eine Skulptur wie die »Himmigucker« benötigt einen Fertigungsprozess von zwei Monaten. Für das Material Beton habe sie sich entschieden, da es witterungsbeständig ist. Ein Nachteil ist das Gewicht der Figur und sie dankte dem Bauhof für den Transport und das Aufstellen. Die bräunliche Farbe erhält die Figur durch Betonbeize.
Nun stehen sie da, die »Himmigucker« und motivieren ein Jahr lang, den Blick ebenfalls in den Himmel zu wenden.
Tamara Eder