Dies allerdings recht ausführlich und mit vielen Abschweifungen, so umfasst die mir vorliegende, textkritisch bearbeitete Ausgabe 220 eng bedruckte Seiten, sodass es für die Münchner Rundfunk- und Hörbuchsprecherin Beate Himmelstoß sicherlich keine leichte Aufgabe war, daraus ein knapp 90-minütiges und dennoch flüssiges Konzentrat anzufertigen.
Aber es hat sich ausbezahlt, wie die Zuhörer im gut besuchten Traunsteiner Studio 16 rasch feststellen konnten, auch wenn erhöhte Aufmerksamkeit geboten war. Erstaunlich dabei, wie viele der Gedanken und Ansichten Schopenhauers noch heute bewegen und zur Diskussion herausfordern, nicht umsonst lautete sein Credo: Philosophie muss unmittelbar einleuchten. Und wer könnte sich nicht mit seiner Definition von Glück (= die Abwesenheit von Schmerz und Langeweile) anfreunden.
Zwar war er dank eines ererbten Vermögens finanziell unabhängig und nur sich selbst verpflichtet, hielt aber jeden für einen Tagedieb, der in solch privilegierter Lage den »Pläsiers der Welt« nachgelaufen wäre. Aber das wäre ohnehin nicht seine Sache gewesen, denn für ihn waren »das Wahre der Rückzug und die Heiterkeit der Sinne das höchste Gut.«
Bei einem anschließenden Gespräch mit Beate Himmelstoß konnten die Zuhörer im Studio 16 dann noch so manches Interessantes über Schopenhauer erfahren, der als Autodidakt erst spät Anerkennung gefunden hatte und mit seinen Aphorismen eine Art »Greatest Hits« seiner Philosophie verfasst und damit viele Künstler und Schriftsteller beeinflusst habe. So auch den Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freud, der einmal notierte: »Gäbe es mehr Schopenhauer, ich müsste mit dem Schreiben aufhören.« Wenn das kein Kompliment ist! Wolfgang Schweiger