Mit »Kein Pardon«, einer bitterbösen und gleichzeitig urkomischen Satire über die deutsche Fernsehlandschaft gab der Komiker Hape Kerkeling 1993 sein Regiedebüt.
Basierend auf diesem Film hat der Comedian Thomas Hermanns gemeinsam mit Hape Kerkeling ein Musical entwickelt, das im November 2011 in Düsseldorf uraufgeführt wurde und nun in einer Produktion des Frank Serr Showservice auch im Saal des Traunreuter k1 zu sehen war.
Hauptfigur des Musicals ist auch hier das Muttersöhnchen Peter Schlönzke, solide gespielt von Tim Reichwein, der im Ruhrpott der 80er Jahre als Schnittchenauslieferer im Familienbetrieb arbeitet und ein großer Fan der Unterhaltungssendung »Witzigkeit kennt keine Grenzen« mit Moderator Heinz Wäscher (Bas Timmers) ist.
Als Wäscher zu einem Talentwettbewerb aufruft, meldet ihn seine Mutter an, doch mit seiner engagierten Interpretation von »Biene Maja« kann Peter dort nicht punkten. Dafür lernt er die nette Tontechnikerin Ulla (Rahel Fuhrimann) kennen, die ihm einen Job als Kabelträger in Wäschers Sendung vermittelt. Wo er nun hautnah miterlebt, dass Wäscher keineswegs so nett ist, wie er im Fernsehen immer wirkt, sondern ein selbstverliebter Choleriker, der die Mitarbeiter im Studio mit seiner Arroganz und seinen Starallüren tyrannisiert.
Bei einer Livesendung als »Lustiger Glückshase« eingesetzt, rastet Peter vor laufender Kamera schließlich aus und beschimpft Wäscher wüst. Dies begeistert den Programmdirektor jedoch dermaßen, dass er Peter Wäschers Rolle als Showmaster anbietet. Peter greift zu und verhält sich bereits ein Jahr später genauso übel wie Wäscher. Doch als sinkende Einschaltquoten für interne Kritik sorgen, wird auch er kurzerhand entlassen. Seinen Platz nimmt die kleine Bettina ein, die seinerzeit den Talentwettbewerb gewonnen hatte.
Doch haben sich die Mühe und der ganze Aufwand für das Musical gelohnt? Der erste Akt ließ zumindest Zweifel aufkommen. Trotz guter, stimmkräftiger Besetzung und reichlichem Hin und Her zwischen Peters Kleine-Leute-Welt und der Glitzerwelt des Fernsehens blieb die Inszenierung seltsam schwunglos und zerfasert. Zumal auch Thomas Hermanns‘ Texte nicht gerade vor Originalität oder Raffinesse sprühten.
Gestoppt wurde dieser Abwärtstrend im zweiten Akt, der neben einer zupackenden Handlung und zunehmend stärkeren Songs auch bei den Tanzeinlagen viel zu bieten hatte. Da fühlte man sich dann wirklich in einem Musical und war nebenbei gerührt von Szenen wie der Talkshow, in der Peter sich seiner proletarischen Familie schämt. Eine schöne Pointe war auch, wie Peter am Ende Schnittchen und Showgeschäft unter einen Hut bringt, und als zum Zuckerguss-Finale das Lied »Das ganze Leben ist ein Quiz« erklang, waren die anfänglichen Schwächen der Aufführung vergessen und man konnte gutgelaunt nach Hause gehen.
Wolfgang Schweiger