Die renommierte Traunsteiner Harfenistin Silke Aichhorn ist beliebte Gast-Künstlerin beim Musiksommer. Im ehemaligen Bibliothekssaal des Augustiner-Chorherrenstiftes auf Herrenchiemsee präsentierte sie sich diesmal als neues Duo mit dem Cellisten Mathias Johansen in einem Kammerkonzert vom Feinsten. Diese Premiere des Zusammenwirkens erwies sich als vortreffliche Wahl und erweckte die Hoffnung, dass sich daraus eine kontinuierliche musikalische Partnerschaft entwickeln möge. Die beiden Instrumente in ihrem unterschiedlichen Saitenklang bereicherten sich gegenseitig und mit der gewählten Programmfolge boten die Künstler eine reizvolle und stimmige Kombination.
In Norwegen aufgewachsen kam Mathias Johansen als Achtjähriger nach Deutschland und studierte unter anderem bei Wen-Sinn Yang und an der Berliner Musikhochschule. Als Solist wie als Kammermusiker arbeitet er mit namhaften Orchestern und Musikern zusammen und 2016 wurde er als einer der jüngsten Professoren an das Vorarlberger Landeskonservatorium in Feldkirch berufen.
Nach einer Armverletzung konnte jetzt Silke Aichhorn wieder voll in ihre Harfensaiten greifen und war mit ihren glitzernden Glissandi und Akkordbrechungen ein ebenso feinsinniges wie energisches Gegenüber zum sonoren Cellosamt. Barockes stand am Beginn und die beiden Musiker zeigten sich als fabelhafte Stilisten. Antonio Vivaldis lebendige a-Moll-Sonate schmiegte sich wunderbar in den Raum. Mit Barockbogen und weitgehendem Verzicht auf Vibrato gab Johansen der Boureé und Gigue für Violoncello solo aus Bachs 3. Suite C-Dur eine ebenso belebten wie nuancenreichen Ausdruck. Das Duetto-C-Dur des selten gespielten deutschen Komponisten Christoph Schaffrath, Cembalist in der Hofkapelle von Friedrich II., entpuppte sich als hübsches ansprechendes Stück, ein »galantes Gemisch mit seelischer Empfindung«, wie Aichhorn es definierte.
Bogenwechsel dann beim Cello für Gioachino Rossinis Agitato. Johansen schwelgte fortan in singender Kantilene. Er begeisterte als ein expressiver Musiker mit Stilgefühl, herrlicher Tonqualität, Empfindungstiefe und vielgestaltigem Ausdruck in dynamischer Vielfalt. Aichhorns Harfe umgarnte die Cello-Kantilenen mit eleganten Silbertönen. Mit zündender Verve spielten die beiden die Beethoven-Arrangements und als Rarität und Erstaufführung in dieser Form ließen sie das Nocturne op. 7 von Franz Strauss, Hornist und Vater von Richard Strauss, glänzen. Eigentlich ist es ein Standardstück für Horn und Klavier, aber mit Harfe und Cello strahlte das lyrische Werk reizvollen Zauber aus.
Harfenwonne dann in differenzierter kraftvoll bis filigraner Tongebung beim Solo-Impromptu caprice op. 9 des französischen Komponisten, Dirigenten und Organisten Gabriel Pierné. Dieser dirigierte einst die posthume Wiederaufführung von Camille Saint-Saëns’ Andante »Der Schwan« , das auch als Ballettstück »Der sterbende Schwan« große Berühmtheit hat. Berührend schön sang Johansens Cello dieses Stimmungsbild, zu dem Aichhorns Harfe Klangfarben wie schillerndes Wasser ergänzte. Elisabeth Aumiller